Einseitige Kommunikation: angeblicher Trend (Foto: pixelio.de, G. Altmann)

Facebook und Co werden Tummelplätze für Egoisten – Besuch auf Portalen zum Posten nicht mehr nötig – Apps fördern Selbstdarstellung

Wien – Durch neue Apps wird es zunehmend einfacher, soziale Medien wie einen Lautsprecher zu verwenden. User müssen nicht mehr auf die Webseiten gehen, um ihre Inhalte zu verbreiten und können so darauf verzichten, sich die Postings ihrer Online-Freundeskreise anzusehen, wie techcrunch.com berichtet. Das kann dazu führen, dass soziale Netzwerke, die eigentlich der Beziehungspflege dienen sollen, zunehmend egoistisch geprägt sind. Diese Tendenz wird durch die zunehmende Integration von sozialen Medien in Geräte und Betriebssysteme gestärkt. Zuletzt hat Apple eine Möglichkeit präsentiert, zu posten, ohne sich einzuloggen.Einseitige Kommunikation: angeblicher Trend (Foto: pixelio.de, G. Altmann)

 

Gegenbewegung

 

„Ich glaube nicht, dass die sozialen Netzwerke zu Bühnen für Selbstdarsteller verkommen. Die Menschen legen Wert darauf, dass ihre Inhalte gesehen werden. Der gegenläufige Trend wäre, dass jeder ein kleiner Journalist wird, der interessante Inhalte für seine Follower postet“, sagt Social-Media-Berater Martin Will http://www.martin-will.de gegenüber pressetext. Dass User die Social-Media-Seiten immer seltener besuchen müssen, um Inhalte zu teilen, ist aber unbestritten. Gerade im mobilem Internet ist es oft praktischer, Fotos oder Texte via App hochzuladen.

„Ein Foto direkt hochzuladen, ohne die Facebook-Seite besuchen zu müssen, ist angenehm. Um zu sehen, welche Reaktionen ein Posting bewirkt, muss ein User aber noch immer auf die Seite schauen. Das ist – gerade für junge Menschen – wichtig. Für die Netzwerke selbst sehe ich deshalb kein Problem. Der Content liegt noch immer auf den eigenen Servern, die wertvollen Daten gibt es trotzdem auch“, so Will.

Einzelne Narzissten

Einige Analysten sehen durch die Facebook-Integration bei Apples neuem Betriebssystem wegen der hohen Nutzerzahlen die Gefahr, dass die Zahl der Kommentare, Likes und Antworten im sozialen Netzwerk zurückgehen könnte. User, die alles mit einem Klick teilen können, haben laut dieser Argumentation kaum Gründe, Zeit auf der Facebook-Seite zu verbringen und dort auf Freunde zu reagieren. Die Konsequenz daraus wäre auch ein Rückgang der Werbeeinnahmen für soziale Netzwerke.

„Es gibt sicher auch Selbstdarsteller, die soziale Netzwerke nur als Bühne für ihr Ego verwenden. Aber eben nicht nur. Die Leute werden auch in Zukunft auf die Social-Media-Seiten strömen, weil sie einfach wissen wollen, was ihre Freude gerade machen oder denken“, erteilt Will dieser These eine Abfuhr. Dass Inhalte, die der Selbstdarstellung dienen, wenn sie von niemandem gesehen werden, nicht den erwünschten Ego-Schub bringen, ist ein weiteres Argument gegen soziale Netzwerke der Selbstsucht.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Einseitige Kommunikation: angeblicher Trend (Foto: pixelio.de, G. Altmann)