Zweiter Kieler Trinkraum in Gaarden eröffnet…

Im Stadtteil Gaarden eröffneten heute (27. Oktober) Reinhard Böttner, Geschäftsführer Verein HEMPELS e.V., und Oberbürgermeister Torsten Albig offiziell den zweiten Trinkraum an der Kieler Förde. Der neue Trinkraum in einer ehemaligen Eckkneipe wird von der Landeshauptstadt Kiel gemeinsam mit dem Verein HEMPELS e. V. betrieben. Das Angebot ergänzt den bereits seit 2003 in der Kieler Innenstadt arbeitenden Trinkraum. Die Idee eines Trinkraumes ist simpel: Oftmals langzeitarbeitslose Frauen und Männer, die sich sonst bei Wind und Wetter draußen aufhalten müssten, um ihre sozialen Kontakte zu pflegen, können tagsüber diese Einrichtungen aufsuchen und dort in einem geschützten Raum selbst mitgebrachten niedrigprozentigen Alkohol (Bier und Wein) konsumieren, ohne dabei andere Menschen zu belästigen oder selbst gestört zu werden. Zum Selbstkostenpreis verkauft werden lediglich Kaffee oder Limonaden. Hunde dürfen von den Besucherinnen und Besuchern mitgebracht werden. Verboten sind der Konsum von oder Handel mit illegalen Drogen, das Mitführen von Waffen sowie die Androhung oder Anwendung von Gewalt. Weitere Regeln gibt es nicht, grundsätzlich ist jede Person in den niedrigschwellig arbeitenden Einrichtungen willkommen.

Die bisherigen Kieler Erfahrungen, für die sich inzwischen bundesweit Kommunen interessieren, zeigen, dass Trinkräume ein probates Mittel sind, um Konflikte zwischen Anwohnerinnen, Anwohnern und Geschäftsleuten auf der einen sowie der sogenannten „Trinkerszene“ auf der anderen Seite zu entschärfen. Das Ziel des Projektes ist es, dass öffentliche Wege und Plätze wieder uneingeschränkt von allen Einwohnerinnen und Einwohnern genutzt werden können. Es geht nicht darum, sogenannte „Störer“ zu therapieren. Deswegen wird in Trinkräumen ausschließlich auf Nachfrage beraten und unterstützt.

Dass die Besucher durchaus auch ein Interesse haben, ihre persönliche Situation zu verändern, wird daran deutlich, dass jährlich bis zu 80 Besucherinnen und Besucher beider Trinkräume eine treuhänderische Geldverwaltung in Anspruch nehmen. Beide Seiten profitieren von diesem Projekt. Im Trinkraum auf dem Westufer in den HEMPELS-Räumen halten sich an Spitzentagen bis zu 70 Menschen auf. Ein Garant für den bisherigen Erfolg des Kieler Trinkraumkonzepts ist auch die Tatsache, dass ein Selbsthilfeverein wie HEMPELS dieses Angebot macht und die in den jeweiligen Einrichtungen Beschäftigten selbst Betroffene sind. Sie kennen die Spielregeln der Szene und haben eine hohe Akzeptanz bei den Besucherinnen und Besuchern.

HEMPELS e.V.