Tübingen, 08.06.20 – Forscher der Universität Tübingen http://uni-tuebingen.de haben bei Mäusen einen natürlichen Prozess der Hautmikroflora entdeckt, der bei der Wundheilung eine Art Schutzfunktion hat. Dies liegt an geringen Mengen von Aminen, sogenannte Spurenamine, die von verschiedenen Bakterienarten der Gattung Staphylococcus produziert werden. Sie wirken den bei Stress, wie einer Hautverletzung, freigesetzten Stoffen entgegen und beschleunigen so die Wundheilung. Details wurden in „Communications Biology“ veröffentlicht…
Fördernde Wirkung
„Spurenamine werden von vielen Lebewesen gebildet, so auch beim Menschen. Sie spielen eine wichtige Rolle als Neuromodulatoren. Bei der Übertragung der klassischen Botenstoffe vervielfachen sie deren Aktivität“, erklärt Forscher Friedrich Götz. Meist entstünden sie durch Decarboxylierung aromatischer Aminosäuren, die zum Beispiel in die Amine Phenylethylamin, Tyramin oder Tryptamin umgewandelt werden. In den Nervenzellen des Säugetiergehirns werden sie gemeinsam mit den klassischen Botenstoffen wie Dopamin, Noradrenalin oder Serotonin in den Nervenendigungen gespeichert und freigesetzt.
Inzwischen weiß man auch, dass Spurenamine daneben mit einer speziellen Familie von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren wechselwirken und auch unabhängig von den klassischen Botenstoffen Signale im Gehirn übertragen. Dass verschiedene Bakterienarten der Gattung Staphylococcus Spurenamine produzieren können, hat Götz‘ Team erst kürzlich entdeckt und bezeichnete das verantwortliche Enzym als SadA (Staphylokokken-aromatische-Aminosäuredecarboxylase). In ihrer neuen Studie haben die Wissenschaftler festgestellt, dass solche Hautbakterien die Wundheilung tatsächlich fördern können.
Experimente mit Mäusen
„Bei einer Verletzung der Haut produzieren die Hautzellen Adrenalin, das wiederum durch Aktivierung eines bestimmten Rezeptors die Beweglichkeit der Zellen hemmt. Sie können sich dann nicht so schnell an der offenen Wunde zusammenlagern, um sie zu verschließen“, so Götz. Bei Experimenten mit Mäusen habe sich gezeigt, dass die Spurenamine gegenläufig arbeiten und die Wirkung des Adrenalins aufheben. „Die Wundheilung wird beschleunigt. Unsere Studie zeigt, dass Spurenamine-produzierende Bakterien auf unserer Haut vorteilhaft sein können und zur Wirkung als Schutzschild beitragen.“
Aussender: Florian Fügemann. pressetext
Redaktion: Torben Gösch