Bildungsministerin Prien: „Der neue Niederdeutsch-Erlass ist ein weiterer Schritt, das systematische Erlernen der Sprache zu ermöglichen“

KIEL, 31.08.19 – „Das Niederdeutsche ist Teil der schleswig-holsteinischen Identität, deshalb wollen wir die niederdeutsche Sprache und Literatur in unseren Schulen verstärkt fördern.“

Mit diesen Worten erläuterte Bildungsministerin Karin Prien heute (30. August) in Kiel das Ziel des überarbeiteten Erlasses „Niederdeutsch in der Schule“. Es gehe auch darum, das bereits existierende und erfolgreiche System der niederdeutschen Modellschulen weiter auszubauen. „Mit dem neuen Erlass kommen wir dem Ziel, den Schülerinnen und Schülern den systematischen Spracherwerb über den kompletten Bildungsweg hinweg zu ermöglichen ein gutes Stück näher“, so die Ministerin. Die neue Regelung orientiere sich zudem an den Vorgaben des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für das Erlernen von Sprachen. „Das ist ein weiterer entscheidender Schritt, um das Niederdeutsche als Regionalsprache im allgemeinen Bewusstsein zu verankern“, sagte Prien.

Der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen, der auch für die Regionalsprache Niederdeutsch zuständig ist, begrüßte den überarbeiteten Erlass „Niederdeutsch in der Schule“ des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur als wichtiges Signal für die Förderung des Niederdeutschunterrichts an den Schulen des Landes. „Mit dem neuen Erlass werden die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre für das Niederdeutsche an unseren Schulen aufgenommen und unsere Regionalsprache deutlich aufgewertet. Das freut mich sehr!“, erklärte Johannes Callsen.

Um das Niederdeutsche in allen Jahrgangsstufen und allen Schularten noch stärker zu etablieren, sollen bestehende oder geplante Angebote jenseits der Modellschulen weiter gefestigt werden. Das gilt insbesondere für Arbeitsgemeinschaften im Rahmen der Ganztagsangebote, die zum Beispiel in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen, niederdeutschen Theatergruppen oder Sprachpaten entstanden sind. Als weitere Möglichkeit, das Niederdeutsche zu fördern, wird auf die Methode des Immersionsunterrichts verwiesen, das heißt, dass Niederdeutsch grundsätzlich in allen Fächern und in allen Klassenstufen eingesetzt werden kann und nicht nur im Deutschunterricht. Der überarbeitete Erlass ist zum neuen Schuljahr in Kraft getreten.

Bereits im Schuljahr 2014/15 starteten in Schleswig-Holstein die ersten Schulen mit einem freiwilligen Niederdeutsch-Angebot. Mittlerweile beteiligen sich 32 Grundschulen an dem Modellprojekt und seit dem Schuljahr 2017/18 sind auch 9 weiterführende Schulen dabei. An diesen Modellschulen erhalten die Schülerinnen und Schüler in jeder Jahrgangsstufe pro Woche zwei zusätzliche Unterrichtsstunden. Damit haben die Kinder erstmals die Gelegenheit, die niederdeutsche Sprache systematisch zu erlernen. Das methodische Vorgehen entspricht dabei weitgehend dem Fremdsprachenerwerb. Da nur noch wenige Kinder zuhause Niederdeutsch lernen, soll mit dem systematischen Spracherwerb vom ersten Jahrgang an zum Erhalt der Regionalsprache beigetragen werden.

Grundlage für den Unterricht ist der 2013 entwickelte „Leitfaden für den Niederdeutsch-Unterricht an Grundschulen in Schleswig-Holstein“. Darin werden die angestrebten Kompetenzen dargestellt und Hinweise zur Unterrichtsgestaltung gegeben. Zwischenzeitlich gibt es die beiden Schulbücher „Paul un Emma snackt Plattdüütsch“ für die 1.+2. Klasse und „Paul un Emma un ehr Frünnen“ für die 3.+4. Klasse, die sich an dem Europäischen Referenzrahmen orientieren und nach den Prinzipien eines modernen Fremdsprachenunterrichts aufgebaut sind. Die Modellschulen Niederdeutsch, aber auch Kindertagesstätten und weitere Schulen mit einem Niederdeutschangebot, können bei der 2013 ins Leben gerufenen Plattdüütsch Stiftung Sleswig-Holsteen https://www.plssh.de einen Antrag auf eine „Bücherkiste“ stellen und plattdeutsche Unterrichtsmaterialien wie Wörterbücher, CDs und Kopiervorlagen erhalten.

Weitere Informationen zum Thema gibt es auch auf der Homepage des Niederdeutschzentrums in Leck: http://www.niederdeutschzentrum.de/

Aussender: Patricia Zimnik, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch