Energiewende und Klimaschutz in Schleswig-Holstein: Bericht der Landesregierung zu Zielen, Maßnahmen und Monitoring 2019

  • Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht: „Schleswig-Holstein ist Spitzenreiter bei Erneuerbaren Energien im Stromsektor, wird aber im Wärme- und Verkehrssektor durch den Bund ausgebremst“

KIEL, 19.06.19 – Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht hat ein grundsätzlich positives Zwischenfazit zur Energiewende und dem Klimaschutz in Schleswig-Holstein gezogen, zugleich aber zu mehr Anstrengungen gemahnt, um die Klimaschutzziele erreichen zu können…

„Wir sind auf einem guten Weg. Schleswig-Holstein ist Spitzenreiter bei Erneuerbaren Energien im Stromsektor, wird aber im Wärme- und Verkehrssektor durch den Bund ausgebremst“, sagte Albrecht heute in der Landtagsdebatte zum Bericht der Landesregierung zur Energiewende und zum Klimaschutz in Schleswig-Holstein. „Im Stromsektor sind wir in Schleswig-Holstein auf gutem Weg zur Erreichung des Klimaziels für 2020. Auch die Industrie leistet insgesamt einen hohen Beitrag zur CO2-Minderung im Norden. Aber durch das zögerliche Handeln der Bundesregierung im Verkehrssektor und bei der energetischen Sanierung und dem Ausbau von Erneuerbaren Energien im Wärmebereich ist es für das Land nicht möglich, die verfehlten Klimaziele des Bundes in diesen Spektren auszugleichen. Auch der hohe Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgasemissionen und die dort geringeren Minderungspotenziale und -beiträge sind eine große Herausforderung

Mit dem im März 2017 in Kraft getretenen Energiewende- und Klimaschutzgesetz hatte das Land verbindliche Ziele zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen in Schleswig-Holstein bis 2050 festgeschrieben. Bis zum Jahr 2020 sollen die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 gesenkt werden, bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent, dabei wird der obere Rand des Zielkorridors angestrebt. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch in Schleswig-Holstein – wie auf Bundesebene – die Frage, wie sich die insgesamt erforderliche Minderung auf einzelne Sektoren verteilen soll.

Über alle Sektoren hinweg (Energiewirtschaft, Industrie, Gewerbe/Handel/Dienstleistungen, Verkehr, Haushalte, Abfallwirtschaft, Landwirtschaft) sind die sogenannten CO2-Äquiavalente von 34 Mio. Tonnen im Jahr 1990 auf 25,4 Mio. Tonnen im Jahr 2017 gesunken. Das entspricht einer Einsparung von 25,3 Prozent. Die fehlenden 14,7 Prozentpunkte gegenüber dem formulierten 40-Prozent-Einsparziel entsprechen rund 5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten jährlich.

„Diese Lücke werden wir über den Strombereich nicht schließen können“, so Albrecht.

Bereits 2017 habe das Verhältnis von Strom aus Erneuerbaren Energien zum Bruttostromverbrauch des Landes bei 156 Prozent gelegen. In Schleswig-Holstein werden zudem viele innovative Projekte in den Bereichen Sektorkopplung und Flexibilitäten vorangetrieben. „Damit sind wir deutschlandweit ein Vorreiter bei der Stromwende. Auch der Ausbau der Stromnetze kommt in Schleswig-Holstein besser voran und zeigt bereits erste Erfolge, so sind im letzten Jahr die Abregelungen von Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien gesunken. Das alles ändert aber nichts daran, dass wir auf Grund der zögerlichen Politik des Bundes beim Ausbau der Netze und der Erneuerbaren sowie den massiven Versäumnissen im Wärme- und Verkehrssektor die vorhandenen Potentiale nicht ausreichend nutzen können“, sagte Albrecht.

Für weitere Fortschritte bedürfe es vor allem bundespolitischer Maßnahmen wie insbesondere einer klimaschutzpolitisch ambitionierten Reform des Gebäudeenergierechts, der steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung, Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr sowie einer systematischen und verursachergerechten CO2-Bepreisung und Beendigung der Förderung fossil gespeister Wärmeversorgungsysteme.

Aussender: Patrick Tiede und Joschka Touré, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (SH)
Redaktion: Torben Gösch