Saisonstart Heringsangeln in Lübeck: PETA fordert Angelverbot und appelliert an Angler, Mitgefühl zu zeigen  

Lübeck / Stuttgart, 08.04.19 – Trauriges Event mit Volksfestcharakter: Alljährlich versammeln sich im Frühling Hunderte Angler an der Trave in Lübeck und fischen laichende Elterntiere ab – obwohl die Heringspopulation in weiten Teilen der Ostsee bereits in Gefahr ist…

PETA appelliert an alle Beteiligten, Mitgefühl zu zeigen und sich eine Freizeitbeschäftigung zu suchen, für die keine Lebewesen leiden und sterben müssen. Die Tierschutzorganisation demonstrierte Ende März bereits im Großraum Lübeck für die Abschaffung jeglicher Fischerei und Aquakultur. Vergangenes Jahr hat PETAzudem den Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) darum gebeten, für die Gewässer in der Lübecker Innenstadt ein Angelverbot zu erlassen.

„Die ganze Welt spricht von Überfischung, PETA spricht vom Fisch“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Wenn Heringe in die Trave schwimmen, um dort ihre Eier abzulegen, sollten sie geschützt und nicht grausam gejagt und getötet werden.“

Hintergrundinformationen

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfiehlt ein komplettes Fangverbot für Heringe vor der westlichen Ostseeküste im Jahr 2019 [1]. Zudem fiel laut Medienberichten dieses Jahr auch erstmals das Warnemünder Heringsfest aus, weil die Population deutlich abgenommen hat.

Jedes Jahr werden Zigtausende Heringe und Milliarden anderer Fische in Fischernetzen zerquetscht oder an Angelhaken aufgespießt. An Bord von Schiffen ersticken zudem viele Tiere qualvoll.

Soziale Tiere mit ungewöhnlicher Art zu sprechen

Heringe sind faszinierende Tiere, die in teils kilometerlangen Schwärmen leben und sehr kommunikativ sind. Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie kommunizieren, indem sie Luft aus ihrer Schwimmblase in ihren Analtrakt pumpen und dadurch pulsierende Geräusche erzeugen. Hierbei können sie sehr tiefe und auch sehr hohe Töne erzeugen – ihr Tonspektrum erstreckt sich über drei Oktaven und jeder Ton dauert bis zu acht Sekunden [2]. Für die Heringsgase gibt es hochwissenschaftliche Termini: FRT (Fast Repetitive Tick) oder auch „pulsed chirp“ (Hörprobe: https://www.youtube-nocookie.com/embed/OcwCYIfm6eA).

Heringe sind auch in der Lage, Ultraschall zu hören und können sich so besser vor Delfinen schützen [3]. Biologen stellten fest, dass die Tiere überwiegend zur Kommunikation die Gasblasen ausstoßen und dies bevorzugt im Dunkeln tun, um herauszufinden, wo sich der Nachbar befindet und sich nicht zu weit voneinander zu entfernen.

Eine wissenschaftliche Anekdote: Medienberichten zufolge fühlte sich die schwedische Marine Anfang der 90er-Jahre lange von fremden U-Booten bedroht, tatsächlich aber waren es laute Herings-Konversationen. Als zwei Meeresbiologen die Aufzeichnungen hörten, identifizierten sie diese als Heringsgespräche und dokumentierten sie in einem „Geheimbericht“, den sie aber erst nach zehnjähriger Schweigefrist veröffentlichen durften. Für ihre Untersuchungen erhielten die Wissenschaftler dann im Jahr 2004 den sogenannten „skurrilen Nobelpreis“ in Biologie [4].

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Heringsfischern-droht-komplettes-Fangverbot,fangquoten130.html

[2] https://www.focus.de/wissen/experten/ludwig/duften-pupsen-pinkeln-das-sind-die-kuriosen-kommunikationsmethoden-bei-tieren_id_4139547.html

[3] https://tetfolio.fu-berlin.de/IMPAL/278622.pdf

[4] http://www.taz.de/!691580/

Weitere Informationen
PETA.de/Fische

Aussender: Carolin von Schmude, PETA Deutschland e.V.
Redaktion: Torben Gösch