106. Geburtstag in der SIE Heiligen-Geist-Hospital

  • Lindenau überreicht Glückwünsche des Ministerpräsidenten und der Stadtpräsidentin

Lübeck, 12.12.18 – Die Bewohnerin des Heiligen-Geist-Hospitals, Lucie Siegmund, feiert am  23. Dezember 2018 ihren 106. Geburtstag…

Diesen Geburtstag will die Jubilarin im Rahmen eines kleinen Empfangs feiern. Bei diesem Anlass werden ihr durch Bürgermeister Jan Lindenau die Glückwünsche des Ministerpräsidenten und der Stadtpräsidentin überreicht.

Am 23. Dezember1912 wurde Lucie Siegmund in Wengwel-Holland bei Kollin in Westpreußen, als Tochter eines Landarbeiters geboren. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr wuchs sie bei den Großeltern in einer Mühle auf. „In dieser Zeit hatte ich eine glückliche Kindheit, an die ich mich sehr gut und gerne erinnere. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof mit vielen Tieren, mit denen ich gerne gespielt habe. So waren dort Pferde, Hühner und Schafe. Auf dem Schafbock bin ich immer geritten und habe dafür Schelte von meinem Großvater bekommen. Da war auch eine Stute, die sich von mir an der Schnauze streicheln ließ. Ich habe sie zum Zaun geführt, über den ich dann auf sie geklettert bin und so konnte ich sie reiten.“ erzählt die Seniorin freudestrahlend und ergänzt: „Das waren meine schönsten Jahre.“

Den 1. Weltkrieg hat sie nicht wirklich bewusst miterlebt, sagt sie. Seit dem 13. Lebensjahr musste sie bei ihren Eltern und ihren drei Geschwistern in Brüsner-Holland b. Konin leben. „An diese Zeit erinnere ich mich nicht gerne, weil ich von da ab nicht mehr Kind sein durfte.“ erzählt die 106-jährige. „Ich war die Älteste und sollte auch dementsprechend Verantwortung für meine Geschwister übernehmen. In Wirklichkeit kam ich mir in dieser Familie anfangs sehr fremd vor“, fährt sie fort.

Während des 2. Weltkrieges arbeitete sie in der Wehrmachtswäscherei. Ihre beiden Brüder und ihr Vater sind aus dem 2. Weltkrieg nicht zurückgekehrt und 1945 landete sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf der Flucht vor der „Roten Armee“ in Berlin. Dort arbeitete sie anfangs als Schlosserin in einer Bau- und Kunstwerkstatt und später im Lazarett. „Ich habe nie einen Berufsabschluss gemacht, aber immer hart gearbeitet“, erzählt sie voller Stolz. Nach einem schweren Bombenangriff, welchen sie im Lazarett überlebte, fand sie ihre Familie nicht wieder und wurde von einer befreundeten Familie in Berlin-Pankow aufgenommen.

1946 hatte ihre Schwester sie ausfindig gemacht und holte sie aus der sowjetischen Besatzungszone weg nach Lübeck-Schlutup. Dort arbeitete sie in der Fischfabrik Hawesta. 1954 heiratete sie ihren Mann Otto Siegmund und sie kauften sich ein Häuschen in der Großen Gröpelgrube.

“Für gemeinsame Kinder war es nun schon zu spät,“ erzählt sie weiter. Ab und zu bekomme ich Besuch aus meinem früheren Wohnumfeld, hier ganz in der Nachbarschaft. Darüber freue ich mich natürlich sehr“, sagt sie und führt weiter aus: „Hier in unserem Wohnviertel, ich meine Große Gröpelgrube –Wakenitzmauer – Weiter Lohberg – Langer Lohberg, waren wir Anwohner alle wie eine große Familie. Jeder kannte jeden, bot seine Hilfe an und alle waren füreinander da“, schwärmt sie freudestrahlend.

1982 starb leider ihr Ehemann im Alter von 76 Jahren und so lebte sie dann noch 28 Jahre allein in ihrem schönen und gemütlich eingerichteten Haus, bis sie dann am 5. August 2010 im Alter von 97 Jahren in die SeniorInnenEinrichtung Heiligen-Geist-Hospital, gleich um die Ecke, einzog. Befragt nach ihren Hobbys sagt sie: „Früher war es Wandern, Kegeln und Wassergymnastik. Heute sehe ich mir im TV gerne die Sendung „Brisant“ und die Nachrichten an, suche mir die „Leckerbissen“ beim täglichen Betreuungsangebot hier in der Pflegeeinrichtung heraus und gehe sehr gerne zu internen kulturellen Veranstaltungen.“

Auf die Frage, worin das Geheimnis liege, in solch hohem Alter körperlich noch relativ fit und geistig noch so rege zu sein, antwortet sie verlegen: „Ich weiß nicht, wissen Sie, ich habe immer gerne gut und kräftig gegessen, gerne Fleisch, nie Süppchen und so etwas. Wenn man viel gearbeitet hat, sind die Knochen richtig ausgerichtet, das ist anders, als wenn die jungen Leute heute nur am Computer sitzen.“

Hinweis an die Medien: Die Geburtstagstafel findet am 23. Dezember 2018 um 10 Uhr im Vorsteherzimmer der SeniorInnenEinrichtung Heiligen-Geist-Hospital statt. Die Presse ist herzlich eingeladen.

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Aussender: Presseamt Lübeck
Redaktion: Torben Gösch