Große Umfrage in fünf Bundesländern: Erhebliche Unterschiede zwischen Bundes- und Landtagswahl-Absichten

Köln, 26.02.18 – Der große Unterschied: Bei Landtagswahlen entscheiden die Wähler anders als im Bund…

Wie ist die politische Stimmung in den fünf größten Bundesländern? Zwei Wochen lang hat forsa für das RTL/n-tv-Trendbarometer erforscht, wie sich die Wähler in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen derzeit entscheiden würden (über 2/3 der Wahl-berechtigten in Deutschland). Dafür wurden über 5000 Wahlberechtigte befragt. Die Wahlabsich-ten der Bürger bei Bundestags- und Landtagswahlen unterscheiden sich zum Teil erheblich.

Wenn es jetzt zu Neuwahlen für den Bundestag käme, würden die Unionsparteien ihren größten Stimmenanteil wieder in Bayern erobern (40%), in Hessen würden sie am schlechtesten abschnei-den (31%). Die SPD-Werte schwanken zwischen 13 Prozent in Bayern und 24 Prozent in Nieder-sachsen. Der größte Verlierer gegenüber der Bundestagswahl im vergangenen September wäre nach diesem regionalen RTL/n-tv-Trendbarometer in allen fünf Bundesländern die SPD; ihre Ver-luste bewegen sich zwischen 2 Prozentpunkten in Bayern und 5 Prozentpunkten in Nordrhein-Westfalen. Verluste in allen Ländern verzeichnet auch die FDP. Die Unionsparteien würden gegen-über der Bundestagswahl überall leicht zulegen, während sich die Grünen durchweg deutlich stei-gern könnten.

Bei einer Landtagswahl würden die Bürger zum Teil erheblich anders abstimmen als bei einer Bun¬destagswahl. forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: „Es ist keines¬falls so, dass die Wähler nicht unterscheiden, für welches Parlament sie abstimmen. Am deutlich¬sten wird das derzeit in Baden-Württemberg, wo der ‚Kretschmann-Sog‘ unverändert anhält. Das führt dazu, dass die Grünen bei einer Landtagswahl 15 Prozentpunkte mehr erhalten als bei einer Bundestagswahl.“

Die Wahlabsichten in den Bundesländern für Landtage und Bundestag im Einzelnen:

Bayern: CSU legt wieder zu

Wenn jetzt der Bundestag neu gewählt würde, würde die CSU im Gegensatz zur Bundestagswahl im September wieder die 40-Prozent-Marke erreichen. Bei einer Landtagswahl käme die CSU mit 42 Prozent noch höher – 4 Prozentpunkte mehr als bei der letzten forsa-Umfrage für die Medien-gruppe RTL im letzten November. Die Wahl-Absichten für den Bayerischen Landtag und den Bun-destag im Einzelnen: Bei der Landtagswahl würden in Bayern 42 Prozent CSU wählen (Bundestags-wahl: 40%), 14 Prozent SPD (13%), 6 Prozent FDP (8%), 14 Prozent Grüne (14%), 3 Prozent Linke (6%), 10 Prozent AfD (12%) und 11 Prozent eine der sonstigen Parteien (7%).

Hessen: Unklare Mehrheiten

Die Hessen-CDU würde bei einer Bundestagswahl mit 31 Prozent im Vergleich der fünf Länder am schlechtesten abschneiden. Der grüne Koalitionspartner hingegen könnte im Vergleich zum Sep-tember um 4 Prozentpunkte zulegen. Die Linke käme im Fünf-Ländervergleich mit 10 Prozent auf den höchsten Stimmenanteil. Würde jetzt schon und nicht erst im Herbst der Landtag in Wiesba-den neu gewählt, würden CDU und SPD mehr Stimmen erhalten als bei einer Bundestagswahl – al-lerdings erheblich weniger als bei der Landtagswahl 2013. Die schwarzgrüne Landesregierung hätte derzeit keine Mehrheit mehr. Die Wahl-Absichten für den Hessischen Landtag und den Bun-destag im Einzelnen: Bei einer Landtagswahl würden 33 Prozent der Hessen CDU wählen (Bundes-tagswahl: 31%), 23 Prozent SPD (19%), 8 Prozent FDP (10%), 14 Prozent Grüne (14%), 10 Prozent Linke (10%), 10 Prozent AfD (12%) und 5 Prozent sonstige Parteien (4%).

Niedersachen: Weil zieht die SPD nach oben

In dem von einer rot-schwarzen Koalition regierten Niedersachsen gibt es ebenfalls einen deutli-chen Unterschied zwischen den Wahlabsichten für die Bundes- und die Landespolitik, vor allem bei den Sozialdemokraten: Die Bundes-SPD käme in Niedersachsen derzeit auf 24 Prozent, bei ei¬ner Landtagswahl allerdings würden 33 Prozent sozialdemokratisch wählen. forsa-Chef Prof. Manf¬red Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: „Der hohe SPD-Wert kommt durch das hohe Anse¬hen von Ministerpräsident Stephan Weil zustande.“ Die Wahl-Absichten für den Niedersächsi¬schen Landtag und den Bundestag im Einzelnen: Bei einer Landtagswahl würden 33 Prozent CDU wählen (Bundestagswahl: 36%), 33 Prozent SPD (24%), 8 Prozent FDP (9%), 10 Prozent Grüne (12%), 6 Prozent Linke (7%), 6 Prozent AfD (8%) und 4 Prozent sonstige Parteien (4%).

Baden-Württemberg: Der Kretschmann-Sog

Die Umfragewerte zeigen, was die Grünen in Baden-Württemberg ihrem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu verdanken haben: Bei einer Bundestagswahl würden 17 Prozent der Wahlberechtigten grün wählen – das ist der Spitzenwert im Fünf-Ländervergleich. Bei ei¬ner Landtagswahl allerdings würden sich sogar 32 Prozent für die Grünen entscheiden – mehr als für die beiden Volksparteien. Die CDU im Südwesten erreicht 8 Prozent weniger als die „Merkel-CDU“. Die Wahl-Absichten für den Landtag von Baden-Württemberg und den Bundestag im Einzelnen: Bei einer Landtagswahl würden 27 Prozent der Baden-Württemberger CDU wählen (Bundestags-wahl: 35%), 12 Prozent SPD (13%), 9 Prozent FDP (11%), 32 Prozent Grüne (17%), 4 Prozent Linke (8%), 12 Prozent AfD (12%) und 4 Prozent sonstige Parteien (4%).

Nordrhein-Westfalen: SPD minus 5 Prozent

Im bevölkerungsstärksten Bundesland sitzt die Enttäuschung über die SPD besonders tief: Wenn jetzt ein neuer Bundestag gewählt würde, würden die Sozialdemokraten fünf Prozentpunkte ver-lieren – der größte Rückgang im Ländervergleich. Die Grünen kämen in NRW auf ihren niedrigsten Wert. Die Wahl-Absichten für den Landtag Nordrhein-Westfalen und den Bundestag im Einzelnen: Bei einer Landtagswahl würden 34 Prozent CDU wählen (Landtagswahl: 34%), 24 Prozent SPD (21%), 12 Prozent FDP (11%), 10 Prozent Grüne (11%), 7 Prozent Linke (8%), 7 Prozent AfD (9%) und 6 Prozent sonstige Parteien (6%).

Die Daten zur politischen Stimmung in fünf Bundesländern wurden vom 8. bis 22. Februar 2018 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Da-tenbasis: In Bayern 1.027 Wahlberechtigte, in Niedersachsen 1.004 Wahlberechtigte, in Baden-Württemberg 1.003 Wahlberechtigter, in Nordrhein-Westfalen 1.015 Wahlberechtigte und in Hes-sen 1.035 Wahlberechtigte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

Aussender: Matthias Bolhöfer, Alessia Maier, RTL/n-tv-Trendbarometer
Redaktion: Torben Gösch