Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung zu heutigen Hinrichtungen in Japan

Berlin, 13.07.17 – Anlässlich der erneuten Vollstreckung der Todesstrafe in Japan erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, MdB Bärbel Kofler, heute (13.07.2017): „Mit Bestürzung habe ich von der jüngsten Vollstreckung der Todesstrafe in Japan erfahren. Am 13.07.2017 wurden in Japan zwei Menschen hingerichtet. Seit Dezember 2012 sind damit in Japan 19 Menschen hingerichtet worden…

Die Todesstrafe ist eine unmenschliche und grausame Art der Bestrafung. Die Bundesregierung lehnt die Todesstrafe unter allen Umständen ab und wird sich auch weiterhin gemeinsam mit ihren Partnern in der Europäischen Union aktiv für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe einsetzen.

Deutschland und Japan sind enge Partner und arbeiten in vielen Fragen vertrauensvoll zusammen. Ich möchte daher die japanische Regierung bitten, die bisherige Praxis zu überdenken und die weitere Vollstreckung der Todesstrafe auszusetzen. In Japan gibt es eine offene zivilgesellschaftliche Diskussion über die Abschaffung der Todesstrafe. Ich begrüße diese Diskussion; sie ist ein wichtiger Ansatzpunkt für Dialog.“

Hintergrund:

In Japan sind am 13.07.2017 zwei zum Tode verurteilte Personen hingerichtet worden. Es handelt sich zum einen um einen 61-Jährigen, der im Juni 20005 vom Obersten Gerichtshof für Raubmord an vier Personen in den Jahren 1991 und 1992 zum Tode verurteilt worden war, zum anderen um einen 34-Jährigen, der wegen Raubmords 2011 zum Tode verurteilt wurde. Der letztere Fall ist das dritte Beispiel, bei dem eine von einem Schöffengericht verhängte Todesstrafe tatsächlich vollstreckt wurde.

Seit dem Amtsantritt von Regierungschef Shinzo Abe im Dezember 2012 sind damit bereits 19 Menschen hingerichtet worden. Zum Tode Verurteilte erfahren von der Exekution erst unmittelbar vorher und erhalten damit keine Gelegenheit, sich von ihren Angehörigen zu verabschieden. Diese werden erst im Nachhinein von der erfolgten Hinrichtung in Kenntnis gesetzt.

Derzeit befinden sich 124 zum Tode verurteilte Häftlinge in Japans Gefängnissen.

Die japanische Rechtsanwaltsvereinigung hat sich auf ihrer Jahrestagung im Oktober 2016 erstmals klar gegen die Todesstrafe positioniert und forderte von der Regierung, eine lebenslange Haftstrafe einzuführen und die Todesstrafe bis 2020 zu ersetzen.

Die Anzahl der Staaten, welche die Todesstrafe abgeschafft haben oder diese nicht mehr vollstrecken wächst: Weltweit haben bisher 102 Staaten, mehr als die Hälfte der Staaten weltweit, die Todesstrafe vollständig abgeschafft, insgesamt 140 Staaten vollstrecken die Todesstrafe nicht mehr.

Aussender: Auswärtiges Amt
Redaktion: Torben Gösch