Faust: US-Arbeiter fallen Missbrauch zum Opfer (Foto: pixelio.de/sokaeiko)

USA: Behinderte Arbeiter jahrelang ausgebeutet – Misshandlungen und Hungerlöhne bei Henry’s Turkey Service Alltag

Iowa/Leverkusen – Ein US-Geschworenengericht hat 32 geistig behinderten Männern, die jahrzehntelang in dem Putenverarbeitungsbetrieb Henry’s Turkey Service ausgebeutet worden sind, insgesamt eine Entschädigung von 240 Mio. Dollar (rund 182 Mio. Euro) zugesprochen. Die Opfer mussten nicht nur verbale und körperliche Angriffe dulden, ihnen wurde sogar untersagt, während der Arbeitzeit eine Toilettenpause einzulegen. Einem Experten zufolge sind die Geschädigten regelrecht versklavt worden.Faust: US-Arbeiter fallen Missbrauch zum Opfer (Foto: pixelio.de/sokaeiko)

Verknechtet seit 1970

 

„In Deutschland würde es sich hierbei um einen massiven Verstoß gegen das Arbeitsrecht handeln. In jedem Fall kann ein Antrag auf Schmerzensgeld gestellt werden. Sind körperliche Schäden durch den Missbrauch entstanden, so besteht darüber hinaus ein Anspruch auf Schadensersatz“, erläutert Martin W. Huff, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Rechtsanwaltskammer Köln http://rak-koeln.de , im Gespräch mit pressetext.

Vergangenen Mittwoch haben die Geschwornen entschieden, dass das liquidierte Unternehmen gegen den Americans with Disabilities Act verstoßen hat. Dem Urteil zufolge sind die körperlich beeinträchtigten Arbeiter einer feindlichen Umgebung und äußerst diskriminierenden Bedingungen ausgesetzt worden. „Dies ist nicht nur eine Verletzung der Fürsorgepflichten, sondern auch der Menschenrechte“, sagt Huff. Viele der Männer mit Lernschwierigkeiten arbeiten schon seit 1970 unter der Aufsicht des Betriebes für die West Liberty Plant http://wlfoods.com .

65 Dollar Lohn im Monat

Die Klage gegen Henry’s Turkey Service ist bei der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) http://eeoc.gov eingereicht worden. „Dieser Fall hat mich insbesondere deshalb so getroffen, weil es sich hierbei um die Ausbeutung einer der bedürftigsten Bevölkerungsgruppen handelt“, beschreibt EEOC-Anwalt Robert Canino. Auch Huff bestätigt, dass gerade bei körperlich behinderten Menschen besondere Sorgfaltspflichten bestehen sollten.

Der Missbrauch konnte nur mithilfe des Verwandten eines Betroffenen aufgedeckt werden. In den Angaben der zuständigen Beamten heißt es, das Gebäude sei in einem verheerenden Zustand, befallen von Nagetieren und voller Brandgefahren. Darüber hinaus sind die Arbeiter für ein Monatsgehalt von nur 65 Dollar (rund 50 Euro) geknechtet worden. „Wenn es sich um einen sittenwidrigen Lohn handelt, so besteht hierzulande ein Anspruch auf Nachzahlungen von mindestens zwei Jahren“, erklärt Huff. Jedem der betroffenen Männer werden nun 7,5 Mio. Dollar (rund 5,7 Mio. Euro) Schadensersatz zugebilligt.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Carolina Schmolmüller
Faust: US-Arbeiter fallen Missbrauch zum Opfer (Foto: pixelio.de/sokaeiko)