LAS PALMAS. Der für die Kanarischen Inseln typische Calima, ein zumeist östlicher Sandwind aus Afrika, kann zeitraubend sein. Das jedenfalls mussten viele der 84 gestarteten Katamarancrews am Mittwoch (7. Dezember) zum Auftakt der Formula-18-Europameisterschaft feststellen. Bei leichter Brise vor Las Palmas auf Gran Canaria kamen viele nicht innerhalb des Zeitlimits ins Ziel. Außerdem hagelte es reihenweise Frühstartdisqualifikationen, so dass nach dem ersten Tag froh war, wer noch wenige Punkte auf dem Konto hat. Das gelang Javier Padrón und Miguel Pérez vom gastgebenden Real Club Náutico de Gran Canaria (RCNGC) mit einem vierten und sechsten Rang und zehn Punkten am besten. Sie führen drei Zähler vor den Topfavoriten Olivier Backes und Arnaud Jarlegan aus Frankreich, die nach einem Tagessieg Zwölfte wurden. Direkt vor ihnen waren die Zarnekauer Brüder Helge und Christian Sach vom Lübecker Yacht-Club im Ziel. Nach Rang acht zuvor sind sie mit 19 Punkten als beste Deutsche Gesamtsiebte.
Nur eine Viertelstunde blieb den Platzierten nach dem Zieldurchgang der Sieger, um es selbst noch in die Wertung der Wettfahrt zu schaffen. „Das ist bei dem großen Feld, einem relativ langen Kurs über zwei Runden und Leichtwind sehr knapp bemessen“, gab Helge Sach zu bedenken. Im ersten Rennen erwischte es auch Andreas John und Sven Lindstädt (Hamburg/Norderstedt), die danach mit einem fünften Platz für das beste deutsche Einzelresultat sorgten. Im Zwischenklassement sind sie jedoch vorerst nur 21., drei Ränge hinter Jörg und Arne Gosche aus Bremen (34./21.). Ab Donnerstag soll das Zeitlimit auf 20 Minuten verlängert werden.
Wehte der Calima anfangs noch mit Stärke drei und erlaubte den Mannschaften Trapezsegeln, schwächte er sich im Tagesverlauf immer weiter ab. Die Aktiven saßen nur noch auf der Kante und suchten ihr taktisches Heil in kleinen Winddrehern, mit denen Boden gut zu machen war. Die Sachs hatten nach hinten raus kein Problem und waren mit ihrem Abschneiden soweit zufrieden. „Wir haben uns am Start zurückgehalten und das Risiko einer Disqualifikation bewusst vermieden“, so der Steuermann, „das hat sich am Ende ausgezahlt.“ Mit den Plätzen acht und elf blieben sie im Soll – Regattaziel sind die Top Ten.
Die Wettfahrtleitung des RCNGC musste sich zum Auftakt Respekt verschaffen, so vorschnell waren etliche Teams an der Startlinie. Trotz „schwarzer Flagge“, der schärfsten aller Startregeln, hielten sich viele nicht im Zaum. Das Risiko wurde selten belohnt. Zwar gelang den Schweden Tim Shuwalon und Olf Detlefsen nach einer Disqualifikation der Tagessieg in der zweiten Wettfahrt. Aber andere bekamen gleich zweimal die rote Karte. Und dazu gehörte auch die Prominenz: Tornado-Weltmeister Iordanis Paschalidis aus Griechenland mit Vorschoter Gustaf Dyrssen flog genauso zweimal raus, wie Mischa Heemskerk und Bastian Tentij aus den Niederlanden, die sich damit frühzeitig praktisch aller Titelchancen beraubt haben.
Die F-18-Europameisterschaft wird am Donnerstag (8. Dezember) um 11 Uhr fortgesetzt, zwei Stunden früher als zum Auftakt. Pro Tag sind bis zu vier Rennen möglich. Allerdings wurde weiterhin ein leichter, mittags höchstens mäßiger Calima vorhergesagt. Die Entscheidung vor Gran Canaria fällt am Sonntag (11. Dezember).
Andreas Kling, Journalist + PR Consultant