Bonn, 27.01.20 – Erstmals hat ein Bundesland in einem Jahr über eine halbe Million Versuchstiere zu wissenschaftlichen Zwecken „verbraucht“…
Baden-Württembergs Labore bleiben damit traurige Spitzenreiter in Sachen Tierversuche. Das zeigen die neuesten, nach Bundesländern aufgeschlüsselten Versuchstierzahlen für 2018, die der Deutsche Tierschutzbund nun auf Anfrage vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erhalten hat. In insgesamt acht Bundesländern waren es mehr Tiere als noch im Vorjahr. Insgesamt sind die Zahlen mit deutschlandweit fast drei Millionen Tieren weiterhin auf einem Rekordniveau.
„Die Bundesländer könnten Druck auf die Bundesregierung ausüben und auf eine Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen drängen. Stattdessen verharren sie in Bewegungslosigkeit und folgen der Bundesregierung auf ihrem völlig falschen Kurs. Statt tierversuchsfreie Forschung verstärkt zu fördern, pumpt auch die Länderpolitik die entsprechenden Gelder immer noch fast ausschließlich in Tierleid“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Laut den Vorgaben der EU sollen Tierversuche eigentlich auf lange Sicht komplett ersetzt werden. Deutschland ist nicht nur meilenweit entfernt von diesem Ziel; bereits die Gesetzgebung für den Status Quo ist mangelhaft: Weil die Bundesregierung die EU-Tierversuchsrichtlinie auch nach Jahren nicht korrekt in deutsches Recht umgesetzt hatte, brachte die EU-Kommission 2019 sogar ein Vertragsverletzungsverfahren auf den Weg.
Baden-Württemberg, Bayern und NRW führen die Statistik an
Neben Baden-Württemberg mit 533.685 Versuchstieren „verbrauchten“ auch Bayern mit 406.871 und NRW mit 399.916 besonders viele Tiere im Namen der Wissenschaft und für die vermeintliche Sicherheit von Verbrauchern und Umwelt. Fast die Hälfte aller in der Forschung verwendeten Tiere wird in diesen drei Bundesländern eingesetzt. Umgerechnet auf den Pro-Kopf-„Verbrauch“ liegen Hamburg und Berlin an der Spitze. Besonders Hamburg sticht hervor: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Tiere hier um 57 Prozent auf 263.256. Auch Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen und Thüringen „verbrauchten“ mehr Tiere als noch 2017. In Niedersachsen, wo das Labor LPT in Mienenbüttel zuletzt massiv in der Kritik stand, fielen die Gesamtzahlen zwar leicht, jedoch stieg die Zahl der Hunde von 936 auf 1.197, die der Javaneraffen von 581 auf 657 und die der Katzen von 144 auf 279. Insgesamt kamen 2018 in allen Bundesländern 2.825.066 Tiere in Versuchen zum Einsatz.
Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: Torben Gösch