BRUNBÜTTEL, KIEL, 17.01.19 – Die Bergung der zum Teil stark verrosteten Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus den Kavernen des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) ist beendet…
Das teilte die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde (Energiewendeministerium) heute (17. Januar) in Kiel mit. „Auf dem langen Weg zum endgültigen Atomausstieg können wir nach rund sieben Jahren eine bedauerliche Sonderetappe immerhin mit einem erfreulichen Ergebnis beenden: Obwohl viele der über 600 Fässer in den Kavernen durch Korrosion stark beschädigt waren, ist es im Laufe der Bergungsarbeiten nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für beteiligte Personen oder für die angrenzende Bevölkerung gekommen. Das ist dem Einsatz aller Beteiligten, auch der Betriebsmannschaft in Brunsbüttel, zu verdanken. Alle schwach- und mittelradioaktiven Abfälle werden in Zukunft endlagergerecht verpackt in oberirdischen Lagerstätten des Kernkraftwerks Brunsbüttel aufbewahrt. Der Zustand der Behälter wird kontinuierlich überwacht, bis ein Bundesendlager zur Verfügung steht. Kein Fass kommt mehr in eine Kaverne“, sagte Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht bei einem Besuch der Lagerstätten für die radioaktiven Abfälle im Kernkraftwerk Brunsbüttel.
Der Erfolg der Bergung dürfe aber niemals die Defizite vergessen machen, die dazu geführt haben, dass Bergungsmaßnahmen überhaupt notwendig geworden seien, so der Minister. Er erinnerte an die umfangreiche Aufarbeitung und die daraus in Schleswig-Holstein im „Korrosionsbericht“ gezogenen Konsequenzen, die über die schleswig-holsteinischen Landesgrenzen hinaus Beachtung erfahren haben. Erfreulicherweise, so Albrecht, habe seit einiger Zeit ein Umdenken im Umgang mit radioaktiven Abfällen eingesetzt. „Es kommt darauf an, nach dem Abschalten der Kernkraftwerke den Fokus auf sicheren Abbau und geordnete Entsorgung zu richten. Die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür sind in Deutschland vorhanden und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Die Entwicklung einer angemessenen Sicherheitskultur sehe ich bei allen Beteiligten immerhin auf einem guten Weg. Das betrifft sowohl die Nutzung geeigneter vorhandener und noch neu zu errichtender Zwischenlagerstätten als auch die Schaffung geeigneter Endlager. Das gemeinsame Interesse liegt dabei nicht in schnellen oder kostengünstigen Lösungen, sondern in höchstmöglicher Sicherheit“, ergänzte Albrecht.
Kaverne 6, die letzte noch von Fässern zu räumende Lagerstätte, hatte noch einmal eine besondere Herausforderung für das Kraftwerkspersonal, aber auch für die Angehörigen der Atomaufsichtsbehörde und der von der Behörde beauftragten Sachverständigenorganisation dargestellt. In dieser Kaverne hatten sich besonders viele und besonders schwer handhabbare Fässer befunden. Zudem war das Inventar dieser Kaverne vor Aufnahme der Bergungsmaßnahmen nicht vollständig einsehbar gewesen.
Hintergrund…
In den sechs unterirdischen Lagerstätten (Kavernen) des Kernkraftwerks Brunsbüttel hatte die Betreibergesellschaft ursprünglich 632 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aufbewahrt. Es handelte sich überwiegend um Filterharze und Verdampferkonzentrate aus dem Leistungsbetrieb, der im Jahre 1977 begonnen hatte. Die Betreibergesellschaft hatte damit gerechnet, diese Abfälle bereits Mitte bis Ende der 1990er-Jahre in das bundesweite Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter verbringen zu können. Das Lager steht jedoch bis heute noch nicht zur Verfügung.
Im Januar 2012 hatte eine Sachverständige der Atomaufsichtsbehörde Korrosionserscheinungen an einem der Fässer festgestellt. Integrität und Tragfähigkeit der Fassstruktur hatte die Atomaufsichtsbehörde daraufhin auch in Bezug auf alle anderen Fässer in den Kavernen in Zweifel gezogen. Tatsächlich ergaben die daraufhin durchgeführten Inspektionen, dass zahlreiche weitere Fässer zum Teil stark beschädigt waren. Nach umfangreichen Inspektionsmaßnahmen – unter anderem unter Einsatz einer speziell angefertigten Kamera – und der Entwicklung von angepasster Bergungstechnik und eines speziellen Konzeptes hatte 2016 die Bergung begonnen.
Aussender: Jana Ohlhoff und Joschka Touré, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (SH)
Redaktion: Torben Gösch