Köln, 06.11.18 – Der Großteil der deutschen Unternehmen ist nicht ausreichend auf ein No-Deal-Szenario im Zuge des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU vorbereitet…
Das hat eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) http://iw-koeln.de unter mehr als 1.100 deutschen Unternehmen ergeben. Selbst Firmen, die regelmäßig ins Vereinigte Königreich exportieren, sind zu einem großen Teil unvorbereitet. Somit drohen der deutschen Wirtschaft große Schäden, wenn sich das nicht bald ändert, warnen die Ökonomen.
„Ergebnis besorgniserregend“
„Das Ergebnis ist besorgniserregend. Wer glaubt, immer weiter abwarten zu können, um einen Notfallplan zu erstellen, irrt sich“, warnt IW-Ökonom und Studienautor Jürgen Matthes. Kommt es zu keiner Einigung zwischen London und Brüssel, dann droht bereits am 30. März 2019 über Nacht ein harter Brexit mit Zöllen und langen Grenzkontrollen, was auch zu einem rechtlichen Chaos führen würde. Denn in vielen Bereichen wäre überhaupt nicht klar, welche Regeln für den grenzüberschreitenden Handel gelten würden.
Denn es sind zahlreiche Detailfragen zu prüfen, die jedes Unternehmen spezifisch für sich klären muss. Dabei können Unternehmensberatungen helfen, doch diese werden um den Brexit herum kurzfristig nicht genug Kapazitäten haben. Auch wer jetzt noch abwartet, ob sich die EU und das Vereinigten Königreich nicht doch noch einigen, wird Probleme haben, den Ernstfall vorzubereiten: Schließlich ist vor Dezember wohl keine Entscheidung zu erwarten. „Wir befürchten im No-Deal-Szenario erhebliche Schäden für die deutsche Wirtschaft“, sagt Ko-Autor Hubertus Bardt.
Mehrheit hofft auf einen Deal
Einige Unternehmen haben sich auf dieses Horrorszenario bereits vorbereitet und beispielsweise neue Lager angemietet, um Lieferverzögerungen zu überbrücken. Andere legen ihre Werksferien auf die heiße Brexit-Phase, um nicht im laufenden Betrieb das Brexit-Chaos stemmen zu müssen. Allerdings ist das eine Minderheit, wie die neue IW-Umfrage zeigt: Von den Unternehmen, die ins Vereinigte Königreich exportieren, geben knapp 30 Prozent an, keine Vorkehrungen für ein No-Deal-Szenario getroffen zu haben, weitere 44 Prozent haben nur geringe Vorkehrungen getroffen. Insgesamt sind sogar drei von fünf Befragten überhaupt nicht vorbereitet. Dabei sind einige von ihnen auch indirekt über ihre Lieferkette betroffen.
Aussender: pressetext, Florian Fügemann
Redaktion: Torben Gösch