Schutz von Schweinswalen und Tauchenten – Umweltminister Habeck und Fischereiverbände beschließen Verlängerung der freiwilligen Vereinbarung und großräumiges Monitoring von PAL-Geräten

ECKERNFÖRDE, 18.07.18 – Unterstützung für den Schweinswalschutz in Schleswig-Holstein: Gemeinsam mit Lorenz Marckwardt, dem Vorsitzenden des Landesfischereiverbandes, Wolfgang Albrecht, dem Vorsitzenden des Fischereischutzverbandes, sowie Hannah Sliwka, Leiterin des Ostsee Info-Centers in Eckernförde (OIC), hat Umweltminister Robert Habeck heute (18. Juli) eine Ergänzung der „Freiwilligen Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und tauchenden Meeresenten“ unterzeichnet…

Dies könnte Sie auch interessieren…

Traumhaft schöne Momente an der Ostsee – Delfin und Klavier vor dem Strand von Travemünde

Diese beinhaltet u.a. die Anwendung von neuartigen Warngeräten zum Schutz von Schweinswalen, den sogenannten PAL (Porpoise Alert) und eine Laufzeitverlängerung bis Ende 2022.

„Wir Fischer leisten unseren Beitrag zum Naturschutz. Wir wollen keine Schweinswale fangen, wir wollen fischen“, sagte Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes. „Die Schweinswale liegen vielen Fischern am Herzen. Deshalb unterstützen sie das Projekt und setzen PALs ein“, fügte Wolfgang Albrecht, Vorsitzender des Fischereischutzverbandes hinzu. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und der Fischereiabgabe.

„Ich freue mich, dass die Bereitschaft der Fischer zur Nutzung der PALs so groß ist“, sagte Umweltminister Robert Habeck in Eckernförde. „Inzwischen haben sich etwa 80 Prozent der Stellnetzfischer selbst verpflichtet, zum Schutz der Schweinswale ihre Stellnetzlängen zu reduzieren, PALs einzusetzen und sich am Monitoring zu beteiligen. Das zeigt erneut, dass die Vereinbarung in der Fischerei akzeptiert wird. Und das ist entscheidend. Der Schweinswalschutz funktioniert nur, wenn die Fischer mitmachen. Das klappt hier in besonderer Weise.“

„Die Zusammenarbeit mit den Fischern funktioniert gut und vertrauensvoll. Die Fischer sind sehr motiviert, PALs einzusetzen und Beifänge zu vermeiden. Die Fischer füllen die Vereinbarung mit Leben“, sagte Hannah Sliwka vom Ostsee Info-Center.

Die neuartige Technik PAL kommt in einem Großversuch in Schleswig-Holstein bereits seit April 2017 zum Einsatz und soll in einem begleitenden Monitoring weiter erforscht. Dabei stellt das Land Schleswig-Holstein den Stellnetzfischern an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste PAL-Geräte kostenfrei zur Verfügung. Durch die Bereitstellung von bisher insgesamt rund 1550 PALs konnten bereits 81 Fischer mit PALs versorgt und mehr als 300 Kilometer Stellnetz bestückt werden. Die Geräte erhöhen die Aufmerksamkeit der Schweinswale, sodass diese die von Stellnetzen ausgehende Gefahr erkennen können. So kann die Wahrscheinlichkeit eines Beifangs reduziert werden.

Zum Schutz der kleinen Meeressäuger haben Umweltminister Robert Habeck, der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein und der Fischereischutzverband Schleswig-Holstein bereits im Dezember 2013 gemeinsam mit dem Ostsee Info-Center Eckernförde (OIC) eine freiwillige Vereinbarung ins Leben gerufen. Um die Wale in besonders sensiblen Zeiten besser zu schützen, begrenzen die Fischer von Flensburg bis Travemünde in der Kalbungs- und Paarungszeit von Anfang Juli bis Ende August ihre Stellnetzlängen. Die Vereinbarung sieht darüber hinaus die Erprobung neuer Techniken zum Schutz der Schweinswale vor.

Im Rahmen der Verlängerung der freiwilligen Vereinbarung wurde nun vereinbart, dass der Einsatz der PALs in den nächsten Jahren durch ein wissenschaftliches Monitoring eng begleitet werden soll, um möglicherweise erst bei einem großflächigen Einsatz auftretende bislang unbekannte Effekte dieser neuen Technologie zu erforschen. Was genau, wie untersucht wird, soll in den nächsten Monaten mit Experten abgestimmt werden.

Hintergrund:

Schweinswale sind die einzigen Wale, die in der Ostsee heimisch sind. Sie stehen unter dem strengen Schutz der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH). Neben der Gefahr des Ertrinkens in Stellnetzen bestehen auch Gefährdungen durch Meeressverschmutzung und Unterwasserlärm für diese Art. Anders als in der zentralen Ostsee, wo nur noch wenige hundert Schweinswale leben, kommen Schweinswale vor Schleswig-Holsteins Küste in der westlichen Ostsee, der Beltsee und im Kattegat noch vergleichsweise häufig vor. Daher sind hier unbeabsichtigte Beifänge in der Stellnetzfischerei auch wahrscheinlicher als in anderen Meeresgebieten mit geringeren Schweinswaldichten oder einer geringeren Fischereiintensität.

Die neu entwickelten PAL-Geräte wurden durch das Thünen-Institut für Ostseefischerei (TI) in der professionellen dänischen und deutschen Stellnetzfischerei in der westlichen Ostsee getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Geräte in der Ostsee erfolgreich den Beifang von Schweinswalen verringern können. Bei Stellnetzen mit PAL-Geräten konnte eine Beifangreduzierung über 70 Prozent festgestellt werden.

Das von dem Kieler Meeresforscher Prof. Dr. Boris Culik entwickelte Warngerät „spricht“ die Sprache der Schweinswale: Es imitiert die natürlichen Warnlaute der Tiere und bringt die Wale dazu, ihre Echoortung zu intensivieren. So können sie die Netze rechtzeitig wahrnehmen und ihnen ausweichen. Die an der freiwilligen Vereinbarung Beteiligten hatten sich für eine großräumige Erprobung der PALs entlang der gesamten schleswig-holsteinischen Ostseeküste ausgesprochen, nachdem diese zur Serienreife entwickelt wurden. Die PALs kommen ganzjährig zum Einsatz und ermöglichen so einen durchgängigen Schutz der Wale.

Die freiwillige Vereinbarung wird koordiniert vom Ostsee Info-Center in Eckernförde. Die Mitarbeiter halten engen Kontakt zu den teilnehmenden Fischern und kontrollieren, ob die Bestimmungen der Vereinbarung eingehalten werden.

Weitergehende Informationen finden Sie unter www.fischerleben-sh.de

Aussender: Joschka Knuth, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (SH)
Redaktion: Torben Gösch