Greenpeace Energy kündigt den Einsatz einer zukunftsfähigen Technologie an, die erneuerbare Energien speicherbar macht. Die Speicherbarkeit gilt als wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich Deutschland vollständig aus erneuerbaren Energien ohne Kohle und Atom versorgen kann. Greenpeace Energy plant, überschüssigen Strom aus Windkraftanlagen in einem einfachen Elektrolyseverfahren in Wasserstoff umzuwandeln. Das so gewonnene „Windgas“ wird ins Erdgasnetz eingespeist, das anders als das Stromnetz Energie für viele Monate speichern kann. Anschließend lässt sich das Windgas in Gaskraftwerken und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen rückverstromen oder auch zum Kochen und Heizen nutzen. Greenpeace Energy bietet ab Herbst allen Verbrauchern in Deutschland einen Gastarif an, der den Ausbau dieser Technologie fördert.
Die Speicherbarkeit ist deshalb von entscheidender Bedeutung für eine vollständige Versorgung aus erneuerbaren Energien, weil die Stromproduktion von Wind- und Solarkraftanlagen je nach Witterungbedingungen extrem schwankt. Der Greenpeace-Energy-Plan: Immer wenn bei guten Bedingungen mehr Ökostrom entsteht als verbraucht wird – oder auch als das Netz transportieren kann -, fließt die überschüssige Energie als Windgas ins Erdgasnetz. Dort lagert sie für Zeiten, in denen erneuerbare Energien den Bedarf phasenweise nicht decken. „Auf diese Weise macht die Windgas-Technologie konventionelle Großkraftwerke dauerhaft überflüssig“, sagt Greenpeace Energy-Vorstand Robert Werner: „Eine vollständige Versorgung aus erneuerbaren Energien wird so praktisch umsetzbar.“
Den Speicherbedarf bei einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren Energien beziffert Dr. Michael Sterner vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Systemtechnik (IWES) deutschlandweit auf rund 170 Terrawattstunden (TWh) jährlich. Platz dafür ist im Gasnetz. Dessen Speicherfähigkeit reicht aus, um für zwei bis drei Monate die gesamte Stromversorgung Deutschlands zu übernehmen. „Über die Strom-Gasnetz-Kopplung erschließen wir die größte Speicherinfrastruktur, die wir in Deutschland haben. Der gesamte Ökostrom von 2010 bräuchte gerade mal ein Viertel der vorhandenen Gasspeicherkapazität.“, resümiert der Experte vom Fraunhofer-IWES.
Um die Gasspeicherkapazität vollständig zu erschließen, sollte der Wasserstoff nach Sterners Überzeugung in einem weiteren Verarbeitungsschritt zu Methan umgewandelt werden. Ein entsprechendes Verfahren, das die Photosynthese als Speicherprozess der Natur technisch abbildet, erarbeitete Sterner zusammen mit Dr. Michael Specht vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) bereits 2008 als „Power to Gas“-Konzept.
Windgas mache aber nicht erst mit dem Aufbau einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren Energien Sinn, ergänzt Robert Werner. Schon heute könne Windgas überschüssige Energie aus Windkraftanlagen nutzen, die ihren Strom nicht einspeisen können, weil die Stromnetze nicht genügend ausgebaut oder mit Strom aus unflexiblen Atom- und Kohlekraftwerken verstopft sei. Für Gaskunden sei Windgas darüber hinaus eine ökologisch sinnvolle Alternative zu Biogas, das viel zu häufig aus Intensivlandwirtschaft und Massentierhaltung stamme, so Werner.
Greenpeace Energy bietet ab Herbst allen Gaskunden in Deutschland „proWindgas“ an. In dem Tarif ist ein Aufschlag enthalten, der den Aufbau der Windgas-Technologie finanzieren hilft. Ab 1. Oktober 2011 beginnt die Belieferung der Gaskunden – zunächst mit 100 Prozent Erdgas, dem dann ab 2012 sukzessive mehr und mehr Windgas beigemischt wird. An welchen Standorten Greenpeace Energy Windgas-Anlagen baut, steht laut Robert Werner noch nicht fest. Auch der Preis des proWindgas-Tarifes könne Greenpeace Energy erst im Sommer beziffern. Interessenten können sich ab sofort vormerken lassen.
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