Zwei Millionen Euro für COVID 19 Forschungsprojekte in Schleswig-Holstein

  • Wissenschaftsministerin Karin Prien: „Projekte in Kiel und Lübeck zeigen die Exzellenz des Wissenschaftsstandortes Schleswig-Holstein“

KIEL, 11.06.20 – Die schleswig-holsteinische Hochschulmedizin beteiligt sich mit eigenen Projekten an der COVID 19-Forschung. Eines davon leitet Prof. Dr. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. Sein Forschungsprojekt heißt „COVIDOM – Langzeitfolgen der COVID-19 Erkrankung entdecken“ und untersucht alle schleswig-holsteinischen COVID 19 Erkrankten/Infizierten…

„In diesem einzigartigen Projekt werden die wissenschaftlichen Potenziale aus Schleswig-Holstein effizient zusammenführt. Es zeigt die Exzellenz unseres Wissenschaftsstandortes“, sagte Wissenschaftsministerin Karin Prien
heute (11. Juni) bei ihrem Besuch am UKSH. Schleswig-Holstein leiste seinen Beitrag zur Erforschung von COVID 19 und habe ein eigenes COVID 19 Forschungsförderprogramm in Höhe von zwei Millionen Euro aufgelegt. „Wir sammeln täglich neues Wissen, um Menschen vor dieser Viruserkrankung schützen zu können. Deshalb ist auch diese Investition in die Forschung so wichtig“, betonte sie. Das Projekt von Prof. Schreiber wird mit 780.000 Euro gefördert, weitere Gelder fließen in das Projekt „ELISA“ unter der Leitung von Prof. Dr. Christine Klein, Direktorin des Instituts für Neurogenetik des UKSH, Campus Lübeck. Sie forscht an einer Längsschnittstudie, um die Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung zu untersuchen.

COVIDOM – Langzeitfolgen der COVID-19 Erkrankung entdecken
Projektbeschreibung Prof. Dr. Stefan Schreiber
COVID-19 entsteht durch Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus. Die Krankheitsschwere wird wesentlich durch die immunologische Reaktion auf das Virus beeinflusst. Das Immunsystem befällt insbesondere die Endothelzellen, die die Blutgefäße des Körpers auskleiden. Über diese „Wundfläche“ lassen sich viele der beobachteten schweren Verläufe erklären. Insbesondere wird klar, dass nicht nur in der Lunge, sondern auch in anderen Organen langfristige Schäden entstehen.

In COVIDOM wird untersucht, zu welchen langfristigen Schäden es nach einer COVID-19-Erkrankung kommt. Die Häufigkeit und die Schwere werden systematisch erfasst. Im Fokus stehen dabei die Lunge, das Herz, die Niere, die Leber, der Stoffwechsel und das Nervensystem. Das Wissen über mögliche Schäden ist sowohl für die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten wichtig, um gegensteuern zu können, als auch für das Gesundheitssystem.

Schleswig-Holstein ist einzigartig geeignet für solche Untersuchungen, auch als geografisch gut abgegrenztes Gebiet – durch die Meere und die Grenze zu Dänemark. Darüber hinaus verfügen die Universitäten Kiel und Lübeck gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) über eine besondere Expertise im Bereich populationsrepräsentativer Kohortenstudien bei Patienten und Patientinnen mit chronischen Erkrankungen aber auch der gesunden Bevölkerung in Schleswig-Holstein.  Mit der Biobank „popgen“ wurde bereits für andere chronische Erkrankungen gezeigt, dass man hier solche bevölkerungsbezogene Krankheitskohorten besonders gut aufbauen kann (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, koronare Herzerkrankung). Dieses hat zu international sehr sichtbaren wissenschaftlichen Erfolgen geführt. Die wissenschaftliche Leistung in der Entzündungsmedizin an diesem Standort, die sich auch im Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ widerspiegelt, ist einmalig. Das in Schleswig-Holstein erzeugte Wissen hat Relevanz für das gesamte bundesdeutsche Gesundheitssystem und darüber hinaus.

In COVIDOM werden alle in Schleswig-Holstein mit SARS-CoV-2 infizierten Bürgerinnen und Bürger kontaktiert. Sowohl vor Ort im UKSH als auch per Interview wird ein Gesundheitscheck von enormem Tiefgang angeboten.  Dabei setzt das UKSH seine gesamte technische Kapazität ein, um den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern diese Gesundheitsvorsorge zu bieten und gleichzeitig für das bundesweite Gesundheitssystem und ganz Europa Daten zu liefern, mit welchen Folgen durch COVID-19 in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen ist. Jede Patientin und jeder Patient, sowie deren Hausärztinnen und Hausärzteerhalten die Daten aus diesem Check in medizinischer Qualität zur weiteren Verwendung.

Aussender: David Ermes. Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch