Kiel, 09.07.19 – Das Online-Portal sieht sehr professionell und
ansprechend aus und wirkt scheinbar seriös. Wo bekommt man heute noch mehr als 2 % Rendite für sein Geld?
Da sind doch lukrative Investitionsmöglichkeiten, die das schnelle Geld versprechen, sehr verlockend. Oder? „Leider verbergen sich hinter diesen Angeboten oftmals Betrüger, deren einziges Ziel es ist, Anleger um ihr Geld zu bringen“, erklärt Volker Willert, Leiter des Dezernates Wirtschafts-, Korruptions- und Umweltkriminalität im Landeskriminalamt Schleswig-Holstein. „Hat man sich auf der Handelsplattform registriert und erstmals investiert, nimmt umgehend ein Mitarbeiter Kontakt auf, versucht als vermeintlich kompetenter Finanzmakler Vertrauen aufzubauen und zu größeren Investitionen zu überreden.“ Der Anbieter verspricht vermeintlich schnelle Gewinne mit finanziellen Differenzkontrakten, so genannte CFDs (Contracts for Difference), oder binären Optionen auf Aktien, Währungen, Rohstoffe oder auch Kryptowährungen, bei denen meist auf fallende oder steigende Kurse spekuliert wird. Wie diese Kapitalanlagen genau funktionieren, erklärt er jedoch nicht. Der Kunde kann seine Kontobewegungen und angebliche Gewinne online einsehen. Das zerstreut Zweifel und reizt zu weiteren Investitionen an. Will er sich allerdings sein Guthaben auszahlen lassen, erlebt er meist eine böse Überraschung: Der Kontakt zur Handelsplattform ist nicht mehr möglich und der angebliche Berater nicht erreichbar oder technische Probleme verhindern angeblich die Auszahlung. Und schnell wird klar, dass die
eingezahlten Gelder nie einer Kapitalanlage zugeführt wurden und die
komplette Handelsplattform nebst des Kundenkontos nur Fake sind. Das
investierte Kapital ist meist unwiederbringlich verloren. Mit dieser
lukrativen Betrugsmasche lassen sich mutmaßlich Millionenbeträge
erbeuten. So führt z.B. die Staatsanwaltschaft Saarbrücken aktuell
ein umfangreiches Ermittlungsverfahren mit 233 Fallakten. Die
Ermittlungen deckten auf, dass es zahlreiche Handelsplattformen mit
einer großen Anzahl von Kunden gab, von denen viele ihre Anlage von
bis zu EUR 40.000.- verloren haben. Auch in Schleswig-Holstein gibt
es Geschädigte, die den Betrügern zum Opfer gefallen sind. Das
Geflecht aus Handelsplattformen und Betreiberfirmen mit
Offshore-Adressen und Auslandskonten, auf die die Gelder der Opfer
verschoben werden, ist schwer zu durchschauen. Die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weist auf das hohe
Verlustrisiko bei CDFs und binären Optionen hin. Seit etwa einem Jahr
sind Finanzdienstleistern und Kreditinstituten Vermarktung, Vertrieb
und Verkauf binärer Optionen und CDFs an Privatkunden verboten. Doch wie kann man unseriöse Handelsplattformen ausmachen? “ Seien Sie misstrauisch bei Angeboten, die sichere Anlagen, garantierte Rendite
und hohen Gewinn bei sehr geringem Risiko versprechen“, warnt Volker
Willert. „Lizensierte Unternehmen können in der Unternehmerdatenbank der BaFin unter www.bafin.de abgefragt werden. Hier sind auch die Unternehmen gelistet, denen die BaFin bereits Geschäfte untersagt hat.“ Außerdem gibt es unabhängigen Rat bei den Verbraucherzentralen, und auch im Internet finden sich oftmals Informationen über Anbieter und Produkte.
Aussender: Uwe Keller, Landeskriminalamt Schleswig-Holstein
Redaktion: Torben Gösch