Weiteres Kind bei Luftangriff auf Krankenhaus im Jemen getötet – Opferzahl steigt

Berlin, 28.03.19 – Bei dem Luftangriff auf ein von Save the Children unterstütztes Krankenhaus im Jemen ist ein weiteres Kind getötet worden…

Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei dem Angriff am Dienstag in Kitaf im Nordwesten des Landes auf insgesamt acht – unter ihnen fünf Kinder. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass die Konfliktparteien im Jemen bei ihren kämpferischen Handlungen nicht auf Zivilisten Rücksicht nehmen. Angriffe auf die Zivilbevölkerung sind ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Save the Children fordert: Die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden.

Die Kinderrechtsorganisation Save the Children fordert in ihrer Kampagne zum 100-jährigen Bestehen: Kein Krieg gegen Kinder! Save the Children appelliert deshalb an die Bundesregierung, unter keinen Umständen wieder Rüstungsexporte an Saudi-Arabien und dessen Verbündete im Jemen-Konflikt zuzulassen. Zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen dürfen keine Ziele von Angriffen sein.

Ein achtjähriger Junge war das jüngste Todesopfer des Luftangriffs in Kitaf. Zudem wurden ein zehnjähriger, zwei zwölfjährige und ein 14-jähriger Junge getötet, als die Rakete am vierten Jahrestag des Jemen-Krieges nahe dem Krankenhaus einschlug. Außerdem kamen drei Erwachsene ums Leben.

Medikamente und medizinische Geräte wurden zerstört. Ein Krankenwagen und der Krankenhausgenerator wurden beschädigt. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis die Anlage wieder funktioniert. Ein Krankenhausmitarbeiter wurde verletzt, als er zwei Kinder behandelte. Er berichtet: „Alle Leute schrien und rannten aus dem Krankenhaus. Das Innere des Gebäudes wurde völlig beschädigt. Unser Kollege hat zwei Kinder verloren. Sie sind verbrannt.“

Nach dem Angriff flohen Patienten und Mitarbeiter sowie Bewohner des Ortes in die Umgebung, das Krankenhaus musste schließen. Mitarbeiter von Save the Children berichteten, anhaltende Luftangriffe versetzen die Menschen weiter in Angst und Schrecken.

Das Krankenhaus von Kitaf liegt rund 60 Kilometer von der Stadt Saada entfernt und ist die wichtigste Gesundheitseinrichtung in der Gegend. Es leistet die lebenswichtige Behandlung unterernährter Kinder und versorgt Mütter und Neugeborene. Das Krankenhaus behandelt zudem Durchfallerkrankungen – in einem Land, in dem täglich 1000 Cholera-Infektionen bei Kindern registriert werden.

Das Gesundheitssystem im Jemen ist nach vier Jahren Krieg nahezu vollständig zusammengebrochen. Save the Children schätzt, dass seit Beginn des Krieges vor vier Jahren rund 85.000 Kinder an extremem Hunger und Krankheiten gestorben sind.

Der Angriff erfolgte ungeachtet der Tatsache, obwohl die Konfliktparteien wussten, dass es sich bei dem Gebäude um ein Krankenhaus handelt. Die Koordinaten waren auf einer Nichtangriffsliste verzeichnet. Das verpflichtet alle Konfliktparteien dazu, bei Angriffen einen Abstand im Radius von mindestens 100 Metern einzuhalten. Die Rakete schlug 50 Meter vom Krankenhaus entfernt ein. Dies ist ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.

„Sogar Menschen, die in vier Jahren Krieg viel Schreckliches erlebt haben, sind geschockt“, sagt Jason Lee, stellvertretender Länderdirektor von Save the Children im Jemen. „Einer unserer Mitarbeiter vor Ort sagte, dass er noch nie in seinem Leben so viel Angst hatte.“

„Dieser Angriff hat nicht nur das Leben vieler Menschen zerstört, sondern droht auch katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von 5000 Menschen in der Region zu haben“, sagt Lee. „Schwangere könnten gezwungen sein, ihre Babys ohne medizinischen Beistand zur Welt zu bringen. Unterernährte Kinder müssen auf eine lebensrettende Behandlung verzichten. Für diese Tat kann es keine Entschuldigung geben.“

Aussender: Susanne Sawadogo, Save the Children Deutschland e.V.
Redaktion: Torben Gösch