Firmen und Forscher rüsten sich für Wettbewerb um Batterie-Forschungsfabrik

  • Rohlfs bei erster Expertenkommission: „Itzehoe ist dank ISiT der perfekte Standort“

ITZEHOE, BERLIN, 03.03.19 – Um die wirtschaftlichen wie wissenschaftlichen Chancen der Energiewende für Schleswig-Holstein noch intensiver auszuschöpfen, rüstet sich die Landesregierung zusammen mit Firmen und Forschern aus ganz Schleswig-Holstein für den Bundeswettbewerb um eine Batterie-Forschungsfabrik…

Hintergrund ist eine für März geplante Ausschreibung des Bundesforschungsministeriums mit einem Projektvolumen von über einer halben Milliarde Euro. Dazu trafen sich heute (1. März) im IZET-Innovationszentrum in Itzehoe rund 25 Experten. Sie sollen in einem ersten Schritt analysieren, mit welchen Pfunden der geplante Fabrik-Standort auf dem Gelände des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtechnologie (ISiT) wuchern kann. Das Land würde das Vorhaben im Fall eines Zuschlags mit einem zweistelligen Millionenbetrag für die Errichtung eines Gebäudes auf einer rund acht Hektar großen Freifläche des ISiT-Areals unterstützen.

„Für die Landesregierung steht schon jetzt außer Frage, dass Itzehoe mit seinem ISiT und dem IZET der perfekte Standort für die Forschungsfabrik ist“, sagte Wirtschafts- und Technologie-Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs zum Auftakt des Treffens. Allein die hohe Verfügbarkeit nachhaltig produzierten Stroms prädestiniere die Westküste als Hot-Spot für Energiespeicher und die Herstellung von Batteriezellen. Itzehoe sei mit seinem Fraunhofer-Institut und den europaweit bekannten Batterieherstellern Liacon und Custom Cells schon heute ein erfolgreiches Experimentierfeld für innovative Speicherlösungen. Die Bewerbung um das Bundesprojekt ist laut Rohlfs zudem eine gute Gelegenheit, die im Land vorhandenen Kompetenzen rund um die Themen Batterieherstellung und Speichertechnologien zu bündeln.

Nach den Worten von IZET-Chef Prof. Dr. Ralf Thiericke, zugleich Mitglied der Expertenkommission, geht es beim ersten Treffen vor allem darum, die Alleinstellungsmerkmale des Standorts und seiner Umgebung herauszuarbeiten. „Denn noch kennen wir die Kriterien der Ausschreibung nicht genau, aber die Frage des möglichen Standorts der Forschungsfabrik in Schleswig-Holstein ist bereits geklärt und an einer Bau-Voranfrage wird gearbeitet. Klar ist, dass sich neben der Forschungsfabrik weitere Industriepartner ansiedeln werden. Der Innovationspark Itzehoe bietet hier entsprechende Flächen und eine bereits in Planung befindliche Erweiterung. Entscheidende Bedeutung hat die Nähe zur Industrie, wie hier zu Custom Cells oder Liacon, und dem Fraunhofer-Institut ISiT. Besondere Beiträge zum Erfolg werden auch die Universitäten und Fachhochschulen des Landes leisten. Die Forschungsfabrik am Standort Itzehoe könnte komplett aus erneuerbaren Energien gespeist werden und wie der geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten“, so Thiericke.

Der Steinburger CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich, der für die Bewerbung Schleswig-Holsteins in Berlin von Beginn an geworben hat, zeigte sich vor allem erfreut über die hochkarätige Zusammensetzung der Expertenkommission: „Hier sind nicht nur die Verbände und die Forschung vertreten, sondern durch namhafte Firmen wie Kristonics, Danfoss, TKMS, JP Joule oder ,Wind to Gas‘ auch Industriebetriebe und Energiespeicherunternehmen. Schleswig-Holstein formiert sich für das Batteriezeitalter.“ Der Geschäftsführer der Brunsbütteler Pionier-Firma „Wind to Gas“, Tim Brandt, ist ebenfalls Mitglied der Expertenkommission.

Staatssekretär Rohlfs warnte mit Blick auf den bundesweiten Wettbewerb und die jüngsten Beschlüsse der Kohle-Kommission davor, Braunkohle-Reviere einseitig zu bevorzugen: „Gerade in Schleswig-Holstein ist ein wirtschaftlicher Strukturwandel ebenso nötig wie chancenreich. Und da wäre es ebenso falsch wie wettbewerbsverzerrend, wenn die Fördertöpfe des Bundes nun mit einem Vorfahrtsschild für Braunkohleländer versehen werden.“ Denn gerade die Westküste sei wie keine andere Region in Deutschland dazu geeignet, über Innovationen die nächste Stufe der Energiewende zu gestalten.

Wie Rohlfs weiter sagte, habe der Steinburger Nachbarkreis Dithmarschen zudem beste Voraussetzungen, sich zu einem überregionalen Kraftzentrum der Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln. „Ein Konsortium unter Beteiligung der Raffinerie Heide erarbeitet gerade einen Antrag für eines der vom Bund ausgelobten Reallabore der Energiewende mit dem Schwerpunkt Wasserstofftechnologien“, so Rohlfs. Denn rund 40 Prozent der Kohlendioxyd-Emissionen stammen aus Prozessen, für die es entweder nie oder zumindest absehbar keine Möglichkeit gibt, sie durch den direkten Einsatz von erneuerbarem Strom zu vermeiden. Der Ausweg führe hier zwingend über den Energieträger Wasserstoff, der allerdings erneuerbar und nicht auf Basis fossiler Brennstoffe erzeugt werden müsse.

Die vom Bundeswirtschaftsministerium geplanten Reallabore verfolgen neben Forschung vor allem das Ziel, industrielle Produktionsstrukturen für Wasserstoff aufzubauen. Und das ist laut Rohlfs dringend nötig: „Wir sind in Deutschland gerade dabei, unseren Technologievorsprung, den wir auf diesem Feld noch haben, zu verspielen. In Japan, Australien, China oder Korea wird das Thema mit Hochdruck vorangetrieben. Wenn wir unseren heimischen Herstellern einen Anteil an einem absehbaren Milliardenmarkt der Zukunft verschaffen wollen, müssen wir hierzulande endlich in die Vorhand kommen.“

Aussender: Harald Haase, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus (SH)
Redaktion: Torben Gösch