Freiheitspreis 2018: Gauck warnt vor Auseinanderdriften der Gesellschaft

Frankfurt/Main, 17.11.18 – Der diesjährige Freiheitspreis ist an den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehen worden…

Mit dem Preis würdigt die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Gaucks langjährigen, herausragenden Einsatz für die Freiheit.

„Es gibt in fast allen Schichten eine Flucht in Gefühle der Ohnmacht und Resignation“, warnte der ehemalige Bundespräsident vor rund 700 Gästen in der Frankfurter Paulskirche. „Dies liegt auch daran, dass sich eine neue Klassengesellschaft herausbildet: auf der einen Seite die hervorragend gebildete, hochqualifizierte, kosmopolitische Mittelschicht, auf der anderen Seite beruflich gering Qualifizierte“, so Gauck. Während die einen dem Wandel unserer Gesellschaft mit Freude entgegenblicken und diesen als Chance sehen, empfinden ihn die anderen als Bedrohung. „Wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen, dürfen ihnen aber nicht folgen“, sagte Gauck. „Toleranz entsteht dann, wenn wir tief überzeugt sind von unseren Grundwerten und trotzdem noch offen sind für jene, die dazu Fragen oder Kritik haben.“

Gauck forderte die Politik auf, die Risikokompetenz der Bürger zu stärken, etwa in den Debatten von Migration, Globalisierung oder Digitalisierung: „Diese Themen dürfen die Gesellschaft nicht neu aufspalten in Gewinner und Verlierer.“

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeichnet mit dem Freiheitspreis alle zwei Jahre eine Persönlichkeit aus, die entscheidende Impulse für die Entwicklung einer liberalen Bürgergesellschaft gegeben und damit zur Festigung freiheitlicher Werte und Ziele in der Welt beigetragen hat. 2006 ging der Freiheitspreis an den früheren Bundesaußenminister Hans- Dietrich Genscher, 2008 an den Literaturpreisträger Mario Vargas Llosa, 2010 an die Publizistin Dr. Necla Kelek, 2012 an den Philosophen Professor Dr. Wolfgang Kersting, 2014 an die Ministerpräsidentin des südafrikanischen Westkap Helen Zille und 2016 an Kaspar Villiger, ehemaliger Bundespräsident der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Anders Mertzlufft, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Redaktion: Torben Gösch