Kiel, 06.09.18 – In seiner Rede zu TOP 28 (eSport auch in Schleswig-Holstein fördern) er-klärt der sportpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Jörg Hansen…
„Vor gar nicht mal so langer Zeit hat die FDP die „Beta-Republik Deutsch-land“ zu ihrem Leitthema erklärt. Hierbei ging es um eine neue Haltung, bei den Themen Gründerkultur und ganz besonders beim Thema Digitalisierung. Wir glauben, dass es Deutschland gut tun würde, mehr Neues zu wagen, nicht immer nur die Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. Wir sehen zuerst die Chancen und nicht nur die möglichen Risiken. Und so wie ich das sehe, geht die Jamaika-Koalition diesen Weg mit.
Wir wollen eSport gestalten. Nun fragen Sie sich bestimmt, was will uns dieser ältere Herr zum Thema eSport sagen? Es stimmt: ich komme aus einer Generation, die Flugsimulator gespielt hat. Von Hamburg nach New York, in Echtzeit – das war damals total spannend und mein eSport. Da-mals. Aber ich habe damals auch meinen Trainerschein im Basketball gemacht. Dabei habe ich gelernt, was bei Kindern und Jugendlichen geschult werden soll: Teamgeist, Koordination, kognitive Fähigkeiten, Reaktions-vermögen und, was für mich sehr wichtig ist, die Fähigkeit zur Antizipation.
Wenn man nun diese Punkte über die Anforderungen an eSport legt, dann ist das beim genaueren Hinsehen deckungsgleich. Alle diese Punkte wer-den nämlich auch beim eSport entwickelt.
Wir wollen eSport gestalten. eSport wird Bewegung nicht ersetzen. Das ist ein starkes Gegenargument, das vor allem aus den Sportverbänden kommt. Doch heißt dies noch lange nicht, dass eSport kein Sport ist, denn schließlich trifft dies auch auf Schach zu. Und Schach ist bekanntlich Sport! Ist eSport also Sport? Die Entscheidung, ob eSport dann auch als Sport anerkannt wird, wird bundesweit differenziert geführt. Es gibt Gründe dafür und dagegen und prinzipiell stehe ich voll und ganz hinter dem Grundsatz der Autonomie des Sports. Aber wir wollen einen Prozess auf den Weg bringen, in dem ein Ergebnis steht: Schleswig-Holstein soll das Vorzeigeland für e-Sport werden. Verschließen wir uns also nicht dieser Diskussion.
Wie beim Schach scheint dem eSport ein wichtiges Kriterium zu fehlen: nämlich der körperlichen Aktivität. Aber ist dem wirklich so? Es gibt Schriften, die besagen, dass eSportler genauso beansprucht werden wie Formel 1-Wagenfahrer. Es gibt Spiele, bei denen man sich in einer virtuellen Realität bewegt. Bei dem nicht nur der Pulsschlag stark ansteigt, sondern auch die Kondition herausgefordert wird und man dadurch schnell ins Schwitzen kommt.
Bei aller Diskussion stehen wir aber hinter der Ablehnung von gewaltverherrlichenden Spielen, aber wir sind offen für die digitalen Spielformen. Schaffen wir also eine Plattform, damit aktiv gespielt wird. Der DFB-Vizepräsident für Amateurfußball, Dr. Rainer Koch, brachte vor kurzem einen weiteren Aspekt ins Spiel. Ich zitiere: „Viele Jugendliche spielen vor oder nach dem Training auf dem Rasen an der Konsole. Sie entdecken über diesen Weg ihre Leidenschaft für den Sport und wollen es selbst aktiv aus-probieren!“ Ich füge hinzu: Und zwar nicht nur virtuell, sondern auf dem Ra-sen.
Wir wollen also eSport gestalten. Und wenn wir das im Sinne des Antrags tun über die Einbeziehung von Schulen mit einer freiwilligen Selbstkontrolle und über die Gründung einer Akademie und nicht zuletzt auch über eine Änderung der Abgabenordnung auf Bundesebene, um so die Vereinsbildung zu unterstützen.“
Eva Grimminger, FDP- Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Redaktion: Torben Gösch