Nach der Fußball-WM: Moskau buhlt um Investoren – Mega-City setzt auf Hightech, Modernisierung und innovative Start-ups

In einem der Pavillons des in den 1950er Jahren unter Stalin errichteten Ausstellungszentrums WWZ befindet sich ein imposantes Stadtmodell von Moskau. Auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern sind im Maßstab 1:400 tausende Gebäude in mühevoller Handarbeit unter Zuhilfenahme von 3D-Drucken entstanden. Besuchern wird in dem besagten Pavillion eine beeindruckende Lichtshow geboten.
Miniaturmodell Moskaus im „Maket Moscow

Moskau, 31.07.18 – „Nach der Fußball-WM ist vor der Fußball-WM. Das Event in Russland war ein großer Erfolg – vor allem für Moskau. Wir wollen auch künftig mit den Stereotypen aufräumen und damit die Grundlage für weitere Investitionen schaffen.“ Dieses Ziel unterstreicht Sergey Cheremin im Gespräch mit pressetext vor Ort in Moskau. Der für Außenwirtschaft und internationale Beziehungen zuständige Minister der Stadtregierung http://mos.ru/en setzt neben der Forcierung von Wirtschafts-Clustern auch auf das Hightech-Thema Smart City und eine Anhebung der Lebensqualität…

„Müssen uns nicht verstecken“

Die 12,5 Mio. Menschen beheimatende und 2.511 Quadratkilometer fassende Metropole an der Moskwa ist ein ökonomischer Treiber – nicht nur für die angrenzenden Regionen, sondern auch für das gesamte Land. „Wirtschaftlich müssen wir den Vergleich mit mitteleuropäischen oder gar asiatischen Großstädten nicht scheuen“, zeigt sich Cheremin überzeugt. Um auch weiterhin von Investoren berücksichtigt zu werden, setze die Stadt Moskau auf neue städteplanerische Akzente, mehr Grünflächen, weniger Staus und Renovierungen. Die Zahlen geben der Strategie Recht: Wurden 2015 noch gut 200 Mrd. Dollar ausländische Direktinvestitionen verzeichnet, waren es mit Stand Januar 2018 bereits 280 Mrd. Dollar. Vor allem Deutschland (8,8 Mrd. Dollar), Frankreich (4,6 Mrd. Dollar), Italien (3,6 Mrd. Dollar) und auch Österreich (3,5 Mrd. Dollar) investieren am meisten in den Wirtschaftsstandort Moskau.

Um Moskau für in- und ausländische Investitionen sowie Firmenansiedlungen noch attraktiver zu machen, nimmt die Stadtregierung viel Geld in die Hand. Allein ein bereits 2017 aufgelegtes „Renovation“-Programm für über 5.000 Gebäude soll die Lebensqualität verbessern. Eine Mio. Moskauer bekommen demnach neue Wohnungen. Parallel dazu werden mittelfristig 15 Mio. Quadratmeter alter Wohnfläche abgerissen. Für einen gehobeneren Wohnstandard und auch eine verbesserte Infrastruktur stehen insgesamt mehr als 50 Mrd. Dollar zur Verfügung.

Modernisierung der Infrastruktur

Unternehmen finden in Moskau laut Cheremin inzwischen deutlich bessere Bedingungen vor – insbesondere mit Blick auf die modernisierte Infrastruktur. So hätten die Stadtplaner von 2010 bis 2017 viele Projekte umgesetzt. Der Minister verweist auf ein intelligentes Transportsystem, eine Neuorganisation von Parkplätzen, Highspeed-Züge, die Moskau mit den vier Flughäfen Scheremetjewo, Domodedovo, Vnukovo und Schukowski sowie anderen Metropolen des Landes verbinden, und 667 Kilometer neue Straßen, 199 neue Brücken sowie Tunnel. Bis 2020 sollen 289 Kilometer Straßen und 76 Brücken, Tunnel und Überführungen dazukommen.

Was für den zivilen Bereich gilt, will Cheremin auch für den wirtschaftlichen Sektor umsetzen. Von den in der russischen Mega-Metropole existierenden 18.880 Hektaren Wirtschaftsfläche werden 4.700 derzeit vollständig und 7.800 teilweise reorganisiert. Beispielgebend hierfür sei unter anderem der ZIL-Wirtschaftspark mit 377,6 Hektaren Ausdehnung und 5,2 Mio. Quadratmetern aufbereiteter Fläche. Im Zuge der Investitionen in die Forcierung wirtschaftlicher Projekte wurden seit 2013 über vier Mio. Quadratmeter umfassende Real-Estate-Vorhaben umgesetzt. In Summe werden 40 Mio. Quadratmeter in diesem Bereich angestrebt.

Lebensqualität und Forschung

Zu einem Prestigeprojekt der Stadtregierung Moskaus in Sachen Kulturangebot und mehr Lebensqualität gehört der erst im September 2017 eröffnete Zaryadye-Landschaftspark, der sich unweit des Kremls und des Roten Platzes über 10,2 Hektar inmitten der Stadt erstreckt und laut offiziellen Angaben jährlich von zwölf Mio. Menschen besucht wird. Dazu gehört unter anderem die „Schwimmende Brücke“ über die Moskwa und eine Open-Air-Konzerthalle.

Weil Innovationen aus Forschung entspringen, setzt sich die Stadtregierung außerdem für die Ansiedlung entsprechender Zentren ein und geht international – vor allem im Bereich Smart-City-Technologien – Kooperationen mit ausländischen Hochschulen ein. „Mehr als 1.000 Einrichtungen im In- und Ausland werden von der Stadt Moskau aktiv unterstützt“, verdeutlicht Cheremin auf Nachfrage von pressetext. So wurden seit 2017 mehr als 340 Mio. Dollar in das Moskauer Projekt Technopolis http://technomoscow.ru/en gesteckt. Die dort angesiedelten Institute haben sich auf Materialforschung und die Bereiche Nano- und Medtech sowie Mikroelektronik, Robotik und Optik spezialisiert. Über 40.000 Arbeitsplätze sind entstanden.

Ansprechpartner: presstext, Florian Fügemann
Redaktion: Torben Gösch