Kieler Kulturpreis 2018 verliehen an den Schauspieler Marko Gebbert – Hornistin Alison Balls mit Förderpreis Kultur ausgezeichnet

Kiel, 25.06.18 – Die Verleihung des Kieler Kulturpreises, traditionell am Abschlusssonntag der Kieler Woche, wurde zu einem Festtag für das Theater Kiel…

Der Kieler Schauspieler Marko Gebbert wurde mit dem Kulturpreis 2018 der Landeshauptstadt Kiel ausgezeichnet und den Förderpreis Kultur erhielt die junge Hornistin Alison Balls vom Philharmonischen Orchester.

In einer Festsitzung der Kieler Ratsversammlung am Sonntag, 24. Juni, überreichten Stadtpräsident Hans-Werner Tovar und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer den mit 10.000 Euro dotierten Kulturpreis an den 43‑jährigen Schauspieler am Theater Kiel und den mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis an die 24-jährige Musikerin. Die Preisverleihung bildete einen Höhepunkt im Kulturprogramm der Kieler Woche 2018. Viele Gäste aus dem Kultur- und vor allem aus dem Theaterbereich nahmen an der Würdigung teil.

„Marko Gebbert bereichert das Kieler Theaterleben als überaus vielseitiger Schauspieler mit beeindruckendem Rollenrepertoire und außerordentlichem musikalischen Talent“, steht in der Urkunde der Landeshauptstadt Kiel für den Kulturpreisträger 2018. Gebbert ist Nachfolger des Kieler Künstlers Ulrich Behl, der den Preis 2016 erhalten hatte. Vor Gebbert hatten erst zwei Schauspieler den Kieler Kulturpreis erhalten: Bernhard Minetti 1964 und Burgschauspieler Heinz Reincke 1983. Das Polnische Theater Kiel erhielt 1994 als Einrichtung den Preis.

Zur dritten Preisträgerin des Förderpreises heißt es in der Urkunde: „Alison Balls überzeugt mit technischer Perfektion und höchster Musikalität. Sie wird als junge Musikerin mit großem Zukunftspotenzial geehrt.“

In seiner Ansprache erklärte Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, er habe Marko Gebbert bei allem, was der im und für das Theater mache, „immer als Vollblut-Schauspieler oder -Musiker erlebt. Sie machen nichts mit halbem Herzen – Sie leben Ihre Rollen und Ihre Musik und gehen voll darin auf.“ Denn Gebbert hat das Kieler Theaterleben seit 2003 auch als Sänger, Multiinstrumentalist und Komponist bereichert. Alison Balls wünschte Stadtpräsident Tovar ebenfalls weiterhin Erfolg: „Ich bin mir sicher, dass wir noch sehr viel von Ihnen hören werden!“

Auch Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold würdigte den Kulturpreisträger und die Förderpreisträgerin. „Mit Marko Gebbert und Alison Balls wird deutlich, welch hervorragende Künstlerinnen und Künstler wir hier im echten Norden haben. Kieler Kultur ist großartig und hat unglaublich viel zu bieten. Herzlichen Glückwunsch an die beiden Preisträger, die ihre Auszeichnung mehr als verdient haben“, sagte Finanzministerin Heinold.

Als Vorsitzender des Kieler Kultur- und Wissenschaftssenats beschäftigte sich Universitätspräsident Professor Dr. Lutz Kipp in seinem Grußwort mit dem Zusammenspiel und den verbindenden Elementen unterschiedlicher kultureller Leistungen. „Die verschiedenen unter dem Oberbegriff Kultur zusammengefassten Disziplinen – sie alle benötigen hinreichende Unabhängigkeit und Freiräume, um ihre identitätsstiftende Wirkung und ihre Innovationskraft für eine Stadt, für eine Region voll entfalten zu können“, betonte Kipp. Er warnte: „Dabei sollte die gesamtgesellschaftliche Relevanz künstlerischen Schaffens oder wissenschaftlicher Auseinandersetzung nicht mit der unmittelbaren technischen oder finanziellen Verwertbarkeit der Ergebnisse verwechselt werden.“

Die Laudatio auf den neuen Kulturpreisträger hielt Schauspieler Zacharias Preen, seit elf Jahren Garderobenkollege von Marko Gebbert am Kieler Theater. Preen fand sehr persönliche Worte über den längst zum engen Freund gewordenen Gebbert und lobte vor allem „diese unbändige Lust Theater zu spielen, kleine Nebenrollen genauso intensiv wie die großen Helden und Antihelden der Weltliteratur!“ Als Beispiele zählte er auf: Bertold Brechts Baal, William Shakespeares Othello, den Brutus in „Julius Cäsar“, Biff in „Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller, Lessings „Nathan der Weise“ und viele mehr, natürlich auch Shakespeares Richard III., eine Paraderolle in der aktuellen Spielzeit. Und Anfang der kommenden Spielzeit wird Gebbert als Mackie Messer in Brechts „Dreigroschenoper“ auf der Bühne stehen.

Dass Marko Gebbert in Kiel schnell zum Publikumsliebling wurde, ist für Laudator Preen „kein Wunder, denn er wirft sich mit vollem Körpereinsatz in seine Rollen. Meistens fegt, glitscht, springt oder fliegt er so fulminant über die Bühne, dass blaue Flecken, geschwollene Knöchel und offene Wunden die Folge sind.“

Daneben ist die Musik immer noch Gebberts zweite große Leidenschaft. Gebbert spielt vor allem Gitarre, komponiert auch Bühnenmusik und ist ein großer Fan des US-amerikanischen Gitarristen und Komponisten Frank Zappa. Über das Angebot, im Kieler Schloss das Spezialkonzert des Kieler Orchesters mit Zappa-Kompositionen zu moderieren, habe sich Gebbert fast genauso gefreut wie über den Kulturpreis, berichtete Laudator Preen.

Über Schauspiel und Musik hinaus ist Marko Gebbert noch auf andere Weise sehr wertvoll für das Theater Kiel, weiß Kollege und Freund Zacharias Preen: „Er hat einen großen Anteil an der Harmonie in unserem wunderbaren Schauspielensemble.“

Technische Perfektion, herausragende Tonschönheit und höchste Musikalität – damit hat die junge Hornistin Alison Balls das Philharmonische Orchester Kiel beeindruckt. Ungewöhnlich hohe Führungs-, Kommunikations- und Integrationsfähigkeit hätten sie in kürzester Zeit zu einem prägenden Mitglied des Orchesters gemacht, hieß es in der Begründung zur Auswahl der 24-jährigen Deutsch-Britin für den Förderpreis Kultur.

Die große Begabung von Alison Balls kennt der Musiker Malte Mory aus Vaihingen an der Enz ganz genau. Mehr als 13 Jahre lang hat er die Hornistin unterrichtet, die in den letzten Jahren „mit hornistischen Siebenmeilenstiefeln“ einen Erfolg an den anderen reiht. Er sieht seine frühere Schülerin in einem gewissen Sinn als „Hybridwesen: Mensch und Instrument zu einer Einheit verschmolzen.“

Alison Balls hat in jungen Jahren schon viel erreicht, unter anderem eine anspruchsvolle erste Spielzeit als Solohornistin in Kiel – und das noch vor der offiziellen Abschlussprüfung ihres Studiums, die im November ansteht. Wie sie das schafft? Laudator Malte Mory zitierte eine Beobachtung aus dem Freundeskreis der Förderpreisträgerin: Alison Balls strahle „beim Hornspielen einen inneren Frieden aus.“

Marko Gebbert, Kieler Kulturpreisträger 2018

Marko Gebbert wurde am 8. Dezember 1974 im Erzgebirge geboren. Die Familie wanderte im Frühjahr 1989 aus der DDR aus und fand in der Nähe von Göttingen ein neues Zuhause. Seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover schloss Gebbert 2001 mit dem Diplom ab. Danach arbeitete er zwei Jahre als freier Schauspieler in Hamburg, unter anderem am Hamburger Schauspielhaus, am Thalia Theater und auf Kampnagel. Die Teilnahme an Theaterfestivals führte ihn darüber hinaus bereits nach Kolumbien und Südkorea.

Seit der Spielzeit 2003/04 ist Marko Gebbert Mitglied des Kieler Schauspielensembles und wurde er zu einem großen Publikumsliebling. Er spielte in ungezählten Stücken und war in zahlreichen prägenden Haupt- und Titelrollen auf der Bühne des Schauspielhauses zu erleben. Dazu gehörten große Charakterrollen der klassischen Dramenliteratur, etwa von Shakespeare, ebenso wie die psychologischen Kammerspiele der klassischen Moderne und ganz aktuelle Gegenwartsstoffe.

Darüber hinaus ist der Multiinstrumentalist auch als Musiker vielseitig tätig: Er gestaltet Erfolgsliederabende und ist auch immer wieder für die Komposition und Gestaltung von Bühnenmusiken verantwortlich. So begeistert Marko Gebbert nicht nur als faszinierend böser „Richard III.“, er hat auch die Musik dazu geschrieben.

Alison Balls, Trägerin des Förderpreises Kultur 2018

Alison Balls, am 7. August 1993 in Bietigheim-Bissingen als Tochter einer Deutschen und eines Briten geboren, wuchs zweisprachig auf. Sie hat mit sechs Jahren an der Marbacher Musikschule den ersten Hornunterricht bekommen, war erfolgreich bei „Jugend musiziert“ und verbrachte die 11. Klasse an der englischen Musikakademie Wells Cathedral School. Balls  studierte in Trossingen, nahm an vielen Meisterkursen teil und ist seit 2015 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie. Seit der aktuellen Spielzeit 2017/2018 ist Alison Balls Solohornistin in Kiel und hat sich in kürzester Zeit zu einem prägenden Mitglied der Kieler Philharmoniker entwickelt.

66 Jahre Kieler Kulturpreis

Der mit 10.000 Euro dotierte Kieler Kulturpreis wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Wissenschaftspreis vergeben. Erster Träger des Kieler Kulturpreises war 1952 der Maler Emil Nolde. Der Preis wird auf Vorschlag des Kultur- und Wissenschaftssenats für hervorragende kulturelle Leistungen vergeben. Als Preisträger ist Marko Gebbert Nachfolger des Kieler Künstlers Ulrich Behl, der 2016 ausgezeichnet wurde.

Seit 2001 wird der Kieler Kulturpreis alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Kieler Wissenschaftspreis auf Vorschlag des Kultur- und Wissenschaftssenats von der Ratsversammlung verliehen. 2017 wurde dem Turnus entsprechend der Wissenschaftspreis vergeben. Ausgezeichnet wurde die Mikrobiologin Prof. Dr. Ruth Schmitz-Streit von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Den erstmals verliehenen Innovationspreis (ebenfalls 10.000 Euro) teilten sich der Physiker Prof. Dr. Ronald Eisele von der Fachhochschule Kiel und das Kiel Science Communication Lab von Konrad Rappaport und Prof. Tom Duscher (Muthesius Kunsthochschule Kiel).

2018 wird zum dritten Mal zusätzlich zum Kulturpreis der Förderpreis Kultur (Dotierung: 4000 Euro) verliehen, ebenfalls auf Vorschlag des Kultur- und Wissenschaftssenats. Der Preis wird vergeben an junge Menschen, die herausragende kulturell schöpferische Leistungen erwarten lassen. Erste Preisträgerin 2014 war die kanadische Tänzerin Victoria Lane Green vom Ballett Kiel. Auf den 2016 ausgezeichneten Kieler Hornisten Lukas Meyerolbersleben folgt 2018 nun die Hornistin Alison Balls vom Philharmonischen Orchester Kiel als Trägerin des Förderpreises Kultus.

Aussender: Arne Gloy – Landeshauptstadt Kiel
Redaktion: Torben Gösch