Meeresschutzgebiet am Timmendorfer Strand:  PETA und Tierfilmer Jens Klingebiel bitten Umweltminister Habeck um Reservat für Fische und Schwimmer

Vorbild für Timmendorf: Am Stadtstrand von Monaco ist jede fischereiliche Aktivität verboten. © PETA

Timmendorfer Strand / Stuttgart, 18.06.18 – Ein neuer Blick auf Fische: Anfang August 2017 bat die Tierrechtsorganisation PETA die Bürgermeisterin der Gemeinde Timmendorfer Strand in einem Schreiben, die Niendorfer Seebrücke sowie einen etwa 200 Meter langen, angrenzenden Küsten- und Schwimmbereich zum Meeresschutzgebiet zu erklären…

Der Vorschlag wurde intern geprüft und im Bauausschuss behandelt. Im Frühjahr wurde PETA von der Bürgermeisterin an das Land Schleswig-Holstein verwiesen, da die Gemeinde zuständigkeitshalber kein Meeresschutzgebiet ausweisen könne. Nun wandte sich die Tierrechtsorganisation mit Unterstützung des Tierfilmers Jens Klingebiel mit ihrer Bitte an Umweltminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen).

„Die Gemeinde Timmendorfer Strand ist ein wunderschöner Ort, an dem Einheimische und Touristen Erholung finden und Fische beim Schwimmen von einer ganz neuen Seite kennenlernen könnten – nicht als Beutetiere, sondern als zutrauliche und faszinierende Lebewesen“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Auch für Kinder wäre ein solches Reservat eine große Bereicherung.“

Vergangenen Sommer wurde ein kurzzeitig ausgerufenes Angelverbot auf der Niendorfer Seebrücke aus Rücksicht auf die ansässigen Angler wieder aufgehoben, obgleich sich Medienberichten zufolge Schwimmer über Angelhaken und Köder im Wasser beschwert hatten. PETAs Ansicht nach sind Rücksichtnahme und Toleranz jedoch in erster Linie gegenüber den Meeresbewohnern angebracht, die seit Millionen Jahren im Ozean beheimatet sind, sowie den Menschen, die in Ruhe schwimmen oder spazieren gehen möchten. „Wenigstens eine der drei Seebrücken am Timmendorfer Strand und ein kleines Strandgebiet sollten für sie zur Verfügung stehen“, so Breining. Die Nachbargemeinde Grömitz hatte bereits vergangenes Jahr ein Angelverbot auf ihrer Seebrücke verhängt, nachdem diverse Brautpaare, die sich dort trauen ließen, über herumliegende Fischleichenteile geklagt hatten.

Vorbild für ein solches Wasserreservat ist Monaco: Hier sind der gesamte Stadtstrand Larvotto und das etwa 30 Hektar umfassende Küstengebiet bereits seit 1976 als Wasserschutzgebiet ausgezeichnet [1]. Fische halten sich dort freiwillig in Ufernähe auf, da ihnen aufgrund des Fischereiverbots keine Gefahr droht. Dadurch können Badegäste allen Alters die zutraulichen Tiere neu entdecken und friedlich mit ihnen schwimmen.

Die Gemeinde Timmendorfer Strand genießt ein hohes internationales Renommee und könnte auf diese Weise ein wichtiges Zeichen für den Schutz der Meere und der Fische setzen, deren Bestände täglich schrumpfen. PETA weist darauf hin, dass Fische individuelle Persönlichkeiten sind. Sie haben ein überraschend komplexes Sozialleben, kommunizieren auf vielfältige Weise, nutzen Werkzeuge und schließen Freundschaften – auch mit Menschen [2]. Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten.“ [3]

PETA ist der Ansicht, dass Tiere nicht dazu da sind, dass wir sie essen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.

[1] http://www.monaco-consulate.com/?page_id=36.
[2] Jonathan Balcombe (2016): What a Fish Knows: The Inner Lives of Our Underwater Cousins.
[3] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.

Vorbild für Timmendorf: Am Stadtstrand von Monaco ist jede fischereiliche Aktivität verboten. / © PETA

Aussender: Denis Schimmelpfennig, PETA Deutschland e.V.
Redaktion: Torben Gösch