Reading (pte/17.05.2018/06:00) Ölgesellschaften in aller Welt weigern sich, einen Zusammenhang zwischen ihrem Tun und der globalen Erwärmung herzustellen. Das hat die Linguistin Sylvia Jaworska von der University of Reading http://reading.ac.uk in Großbritannien herausgefunden. Sie ist der Frage nachgegangen, wie die Unternehmen in ihren Veröffentlichungen zwischen 2000 und 2013 mit dem Begriff „Globale Erwärmung“ umgegangen sind…
Auf lange Bank schieben
Laut Jaworska schieben viele Unternehmen das Problem auf die lange Bank. Ölgesellschaften verweigerten demnach zudem die eigene Verantwortlichkeit für den Klimawandel. Dabei könnten sie jetzt durchaus etwas tun, um ihren CO2-Fußabdruck zu verbessern. Die Forscherin untersuchte in den Publikationen der Ölgesellschaften unter anderem, wie oft die Begriffe „Problemlösung“ und „Klimawandel“ in einem Atemzug genannt wurden. Die Kombination impliziere, dass etwas getan werde, um den Klimawandel aufzuhalten.
Die Wissenschaftlerin fand die Paarung in vier Berichten zwischen 2000 und 2004. In einem einzigen dieser Berichte wurden die beiden Begriffe mit einer Anregung verbunden, etwas zu tun. Zwischen 2005 und 2013 gab es in den untersuchten 43 Berichten nur 21, in denen die beiden Begriffe in einen Zusammenhang gebracht wurden, ohne jedoch einen Lösungsvorschlag zu machen. Oft wurde darauf verwiesen, das sei eine Option für die Zukunft.
Kampf eh schon verloren
Mit der Zeit signalisierten die Berichte laut Jaworskas Report, dass es keinen Sinn mache, gegen den Klimawandel anzugehen. Die Schlacht sei nicht mehr zu gewinnen. Nach 2009 fand die Linguistin häufiger das Begriffspaar „Risiken“ und „Klimawandel“. Die Art der Risiken sei fast nie genannt worden, bemängelt sie. Der Klimawandel sei als unberechenbare Hürde dargestellt worden, die die Ölgesellschaften nicht überspringen könnten.
Jaworska zufolge haben die Konzerne damit signalisiert, dass ihr Verhalten mehr sei als nur ein Aufschieben von Aktionen gegen den Klimawandel. Sie wollten stattdessen darstellen, dass der Klimawandel nicht mehr beeinflussbar sei. Die Wirklichkeit ist allerdings nicht ganz so schrecklich, wie Jaworska die Lage beschreibt, jedenfalls nicht in jüngerer Zeit. Seit 2015 investieren Ölgesellschaften verstärkt in erneuerbare Energien, wie „Bloomberg“ berichtet. Zwischen 2015 und 2016 seien die Investitionen in diesen Bereich verdoppelt worden.
Aussender: pressetext, Wolfgang Kempkens
Redaktion: Torben Gösch