Schulze: Verlust der Artenvielfalt bedroht auch uns Menschen Weltbiodiversitätsrat veröffentlicht fünf Berichte zum Zustand der biologischen Vielfalt

Berlin, 26.03.18 – Die biologische Vielfalt geht in allen Regionen der Welt zurück. Diese alarmierende Entwicklung gefährdet nicht nur die Umwelt, sondern auch
Wirt-schaft, Ernährungssicherheit und Lebensqualität der Menschen…

Das ist das Fazit des Weltbiodiversitätsrats (IPBES), der bis zum Wochenende
im kolumbianischen Medellín den Stand der Wissenschaft zur globalen
Biodiversität beriet.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Berichte des
Weltbiodiversitätsrats sind ein Weckruf für Politiker auf der ganzen
Welt. Das Artensterben ist nicht nur ein um-weltpolitisches Problem, es
betrifft alle Bereiche der Politik – auch in Deutschland. Die
biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Wir wissen längst noch
nicht alles über die Ursachen des Artensterbens. Aber wir wissen heute
bereits genug, um gegensteuern zu können. Eine wesentliche Ursache ist
der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Deshalb wollen wir unter
anderem den Einsatz von Glyphosat in der Land-wirtschaft in dieser
Legislaturperiode beenden und grundsätzlich zu einem restriktiveren
Umgang mit Pestiziden kommen.“

Hauptursache für den Rückgang der Biodiversität in Europa ist laut
Weltbiodiversitätsrat die zunehmende Intensität der konventionellen
Land- und Forstwirtschaft. Europa fördere zwar die Erträge der
Landwirtschaft, aber das gehe auf Kosten anderer Leistungen der Natur wie
Bestäubung oder Bodenbildung. Insgesamt verbrauche Europa mehr
natürliche Ressourcen als es reproduzieren könne. In der Europäischen
Union wiesen daher 27% der bewerteten Arten und 66% der Lebensraumtypen
einen „ungünstigen Erhaltungszustand“ auf. Bei 42% der bekannten
terrestrischen Tier- und Pflanzenarten ist im vergangenen Jahrzehnt die
Populationsgröße messbar zurückgegangen.

Nach dem ersten Bericht über Bestäuber und ihre Lebensräume im Jahr 2016
hat der Weltbiodiversitätsrat nun vier neue regionale Bewertungen (Nord-
und Südamerika, Asien-Pazifik, Afrika, Europa und Zentralasien)
veröffentlicht. Ein weiterer Be-richt widmet sich dem Thema
Landdegradation und –wiederherstellung. Innerhalb von drei Jahren hatten
mehr als 550 führende internationale Experten aus mehr als 100 Ländern
diese Berichte erstellt. Der Regionalbericht Europa wurde von insgesamt
120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter auch 12 Deutschen,
erstellt. Damit liegen nun erstmals gesicherte wissenschaftliche
Erkenntnisse, Analysen und politische Handlungsempfehlungen für die
gesamte Erde vor. Zusammen sind diese wissenschaftlich begutachteten
Berichte der wichtigste fachliche Beitrag weltweit zu aktuellem globalem
und regionalem Wissen über Biodiversität und Ökosystemleistungen.

IPBES ist vergleichbar mit ihrer älteren Schwester IPCC für das Klima.
Die zwischen-staatliche, wissenschaftspolitische Plattform für
Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen wurde bei der Weltkonferenz
für Biologische Vielfalt 2008 in Bonn unter deut-scher Präsidentschaft
auf den Weg gebracht und 2012 in Panama von mehr als 100 Regierungen
gegründet. Ihr Sitz ist in Bonn. Sie hat derzeit 129 Regierungen als
Mit-glieder und bezieht bei seiner Arbeit zahlreiche
Nichtregierungsakteure ein sowie Vertreter des Privatsektors, und
wissenschaftliche Organisationen. Mit einem Jahres-budget von 8 Mio. Euro
für das Sekretariat verfolgt IPBES das Ziel, das verfügbare Wissen
kritisch zu überprüfen und den politischen Entscheidungsträgern zur
Verfügung zu stellen, um bessere Entscheidungen zu treffen. Das
Bundesumweltministerium unterstützt das IPBES-Sekretariatmit 1,5 Mio Euro
jährlich.

Weitere Informationen:
Informationen/Downloads zu IPBES: www.bmub.bund.de/WS4356 (deutsch)
Weltbiodiversitätsrat IPBES: www.ipbes.net (english)

Aktuelle IPBES-Pressemeldung und Hintergründe (englisch):
https://www.ipbes.net/news/biodiversity-nature’s-contributions-continue- dangerous-decline-scientists-warn

Aussender: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit
Redaktion: Torben Gösch