Rohingya-Krise: Mehr als 48.000 Babies werden 2018 in den überfüllten Flüchtlingslagern in Bangladesch geboren werden

Berlin, 05.01.18 – Laut aktuellen Schätzungen werden in diesem Jahr mehr als 48.000 Rohingya-Babies in den Flüchtlingscamps von Bangladesch geboren werden, nur wenige von ihnen medizinisch begleitet…

Vielen Kindern drohen in dieser Umgebung Erkrankungen und Mangelernährung. Save the Children warnt davor, dass etliche vor dem fünften Lebensjahr sterben werden, wenn sich die Lage nicht ändert.

„Wir erwarten für 2018 etwa 130 Lebendgeburten pro Tag. Die meisten Babies werden in einfachen Zelten geboren werden, da Gesundheitseinrichtungen, die rund um die Uhr Notfälle behandeln, Mangelware und für viele Menschen nur schwer erreichbar sind“, sagt Rachael Cummings, Save the Children Gesundheitsexpertin in Cox’s Bazar.

Die sanitären Anlagen sind völlig unzureichend und Brutstätten für Krankheiten wie Diphterie, Masern und Cholera, für die Neugeborene besonders anfällig sind. Auch die generelle Lage in den Flüchtlingslagern ist weiterhin katastrophal, viele Familien überleben nur durch Nahrungsmittelrationen und leben in provisorischen Zelten aus Plastik und Bambus. „Zu sehen, in welche Situation diese Kinder hineingeboren werden, bricht einem das Herz“, sagt Cummings.

„Hausgeburten mit traditionellen Hebammen sind zwar üblich in den Rohingya-Gemeinschaften, unter diesen Umständen aber sehr gefährlich. Es gibt enorm viele werdende und stillende Mütter, die auf besondere medizinische Unterstützung angewiesen sind“, so Cummings.

„Hilfsorganisationen wie Save the Children tun alles, was sie können“, betont Cummings, „aber der Bedarf ist riesig, und wir verfügen nicht über genügend Mittel, um sicherzustellen, dass jede Mutter und jedes Kind die medizinische Versorgung bekommt, die sie brauchen. Die internationale Gemeinschaft muss hier dringend mehr finanzielle Mittel bereitstellen“, so Cummings.

Save the Children betreibt bislang neun Gesundheitszentren in Cox’s Bazar. In jeder Einrichtung arbeiten erfahrene Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen. Täglich werden etwa 70 Menschen behandelt. Viele von ihnen sind werdende oder stillende Mütter sowie Menschen mit Hauterkrankungen, Fieber und Mangelernährung.

Zudem betreibt Save the Children in den Camps mehr als 50 Schutz-und Spielräume sowie Spielplätze und Frühförderprogramme für Rohingya-Kinder. Die Organisation verteilt auch Lebensmittel, Unterkünfte, Hygiene- und Haushaltsutensilien, setzt Latrinen in Stand und verteilt warme Kleidung und Decken für die kalten Wintermonate. Seit September 2017 konnten dadurch rund 380.000 Rohingya in Bangladesch unterstützt werden.

Hintergrundinformationen:

– Mit einem Projektvolumen von insgesamt 635.000 Euro unterstützt
das Auswärtige Amt die humanitäre Arbeit von Save the Children in
Form von Materialien für verbesserte Unterkünfte, warmer Kleidung,
Decken und wichtigen Haushaltsgegenständen. Für den Fall, dass sich
die humanitäre Situation in den folgenden Monaten weiter
verschlechtert, werden zusätzliche Notfallvorräte angelegt.
– Nach Angaben des „Needs and Population Monitoring Report“ sind
4,9 Prozent (42.516) der gesamten Rohingya-Bevölkerung in
Bangladesch (867.673) schwangere Frauen.
– Es wird geschätzt, dass 15 Prozent der Frauen eine Fehlgeburt
haben werden, was bedeutet, dass es schätzungsweise
4.015 Lebendgeburten pro Monat oder 48.184 Lebendgeburten im Jahr
2018 geben wird.
– Kinder machen laut Unicef rund 58 Prozent (379.900) der 655.000
Rohingya in Bangladesch aus.

Aussender: Claudia Kepp, Save the Children Deutschland e.V.
Redaktion: Torben Gösch