Brustkrebs: Neuer Marker schafft frühere Diagnose – Bessere Untersuchung des Blutserums liefert entscheidende Hinweise

Patientin: Hoffnung auf frühere Diagnose (Foto: pixelio.de, Ch. Herzau-Weisel)
Patientin: Hoffnung auf frühere Diagnose (Foto: pixelio.de, Ch. Herzau-Weisel)

London (pte/22.12.2017/10:30) Ein neuer Marker ermöglicht die Diagnose von Brustkrebs bis zu einem Jahr früher als bestehende Verfahren. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher in einer neuen Studie unter der Leitung des University College London http://ucl.ac.uk . Mit EFC#93 weist eine Region der DNA bei Brustkrebs-Proben abweichende Methylierungsmuster auf. Wesentlich dabei ist, dass diese Muster im Blutserum vorhanden sind, bevor der Krebs in der Brust nachgewiesen werden kann…

EFC#93-DNA-Methylierung

Laut dem korrespondierenden Autor Martin Widschwendter zeigte sich, dass das Vorhandensein einer EFC#93-DNA-Methylierung im Blutserum 43 Prozent der Frauen korrekt identifizierte, bei denen innerhalb von drei bis sechs Monaten ein tödlicher Brustkrebs diagnostiziert wurde. Bei 25 Prozent erfolgte diese Diagnose sechs bis zwölf Monate nach der Abgabe der Proben. Bei der DNA-Methylierung wird der DNA eine Methylgruppe hinzugefügt, die häufig die Genexpression beeinflusst. Eine abweichende DNA-Methylierung ist bei Tumoren häufig. Diese Veränderungen finden bei der Entstehung von Brustkrebs sehr früh statt.

Die Forscher analysierten zuerst die EFC#93 DNA-Methylierung in Blutserumproben von 419 Brustkrebspatientinnen. Die Proben wurden nach der Operation und vor dem Beginn der Chemotherapie sowie nach dem Abschluss der Behandlung gesammelt. Eine abweichende DNA-Methylierung in den Proben vor der Chemotherapie erwies sich unabhängig vom Vorhandensein von zirkulierenden Tumorzellen als Marker für eine schlechte Prognose.

Besser als nur Mammografie

Um zu sehen, ob EFC#93 bei Frauen mit schlechter Prognose eine frühere Diagnose ermöglicht, wurden Proben von weiteren 925 gesunden Frauen analysiert. 229 Teilnehmerinnen erkrankten in drei Jahren an tödlichem Brustkrebs, 231 an einer nicht tödlichen Form. Laut Widschwendter identifizierte der Marker korrekt 43 Prozent der Frauen, die später an der Krankheit starben, sechs Monate vor der Diagnose durch eine Mammografie. Zusätzlich wurden 88 Prozent identifiziert, die in der Folge nicht an Brustkrebs erkrankten.

Entscheidend sei, dass EFC#93 nicht tödliche Brustkrebserkrankungen nicht früh entdeckte. Bei einer Mammografie gebe es eine Spezifität von 88 bis 92 Prozent. Das führe jedoch zu einer erheblichen Überdiagnose. Dabei werden Tumore entdeckt, die zu keinen klinischen Symptomen geführt hätten. Die Studienautoren räumen auch ein, dass das Fehlen von geeigneten Serumproben eine entscheidende Einschränkung für derartige Studien darstellt. Blutproben, die nicht sofort nach der Entnahme verarbeitet oder nicht in speziellen Röhrchen gesammelt werden, enthalten große Mengen normaler DNA aus den weißen Blutkörperchen. Dadurch wird die Identifizierung kleiner Mengen von Tumor-DNA erschwert.

Laut den Studienautoren sind jetzt klinischen Studien erforderlich, um festzustellen, ob EFC#93 positive Frauen, deren Krebserkrankung nicht nur durch eine Mammografie feststellbar ist, von einer antihormonelle Therapie profitieren würden. Die Forscher bereiten derzeit ein groß angelegtes Forschungsprojekt vor, bei dem auch diese Frage geklärt werden soll. Die Forschungsergebnisse wurden in „Genome Medicine“ veröffentlicht.

Aussender: pressetext, Moritz Bergmann
Redaktion: Torben Gösch