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Glutaminentzug tötet Krebszellen letztlich nicht ab – Protein c-MYC spielt als Regulator des Zellwachstums eine wichtige Rolle

Würzburg/Berlin, 17.04.17 – Ein Glutaminentzug bremst Tumorzellen zwar in ihrem Wachstum, tötet sie aber nicht ab, wie Forscher der Universität Würzburg http://uni-wuerzburg.de herausgefunden haben. Die „Glutaminsucht“ von Krebszellen wurde bislang vorwiegend in genetisch manipulierten Zellkulturen untersucht, die zuviel c-MYC produzieren. Dieses Protein ist ein zentraler Regulator des Zellwachstums und der Zellteilung…Foto: mdc-berlin.de

Teilungspause statt Tod

Die Forscher haben eine Linie von Darmkrebszellen verwendet, in denen c-MYC von Natur aus in zu großen Mengen vorliegt. Sie stellten fest, dass diese Krebszellen nicht absterben, wenn man ihnen Glutamin entzieht. Stattdessen legen sie eine Art Teilungspause ein, aus der sie wieder in den Wachstumszustand zurückkehren können.

Laut den Wissenschaftlern unterscheiden sich die beiden Krebszelltypen in der Art, wie sie ihre c-MYC-Produktion regulieren. „Im genetisch veränderten Zellkultursystem bleibt c-MYC immer auf einem hohen Level, während es bei den natürlichen Darmkrebszellen herunterreguliert wird, sobald Glutamin knapp wird“, verdeutlicht Martin Eilers vom Biozentrum der Universität Würzburg. Das könne bedeuten, dass c-MYC beim Abtöten der Zellen eine Rolle spielt.

Neubewertung notwendig

Eine Schlüsselfunktion von c-MYC besteht darin, die Aktivität vieler Gene zu steuern. Wenn also die Nukleotidspiegel und damit die c-MYC-Spiegel fallen, wird auch die Genaktivität gedrosselt. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass c-MYC die Verfügbarkeit von Nukleotiden mit der Transkription koppelt“, ergänzt der ebenfalls am Projekt beteiligte Stefan Kempa vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin http://mdc-berlin.de in Berlin. „Die Zelle versucht gar nicht erst, RNA zu produzieren, wenn die Grundbausteine dafür fehlen“, ergänzt der Experte.

Diese Kopplung funktioniert aber nicht in Zellen, denen die erhöhte c-MYC-Konzentration durch genetische Veränderungen von außen aufgezwungen wurde – und die eingesetzt werden, um die Glutaminsucht von Krebszellen zu erforschen. In ihnen läuft die Transkriptionsmaschinerie auch bei Glutaminentzug einfach weiter, auch wenn zu wenige Nukleotide vorhanden sind. Das kann zu Fehlern führen, die für die Zelle letzten Endes tödlich sind. „Die Glutaminsucht von Krebszellen wurde vorwiegend in solchen Zellkultursystemen analysiert. Darum hat man das therapeutische Potenzial des Glutaminentzugs bisher vermutlich falsch bewertet“, so Eilers.

Aussender: pressetext, Florian Fügemann
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Redaktion: Torben Gösch