Ministerin Ernst legt Bericht zur Förderung von besonderen Begabungen vor: „Angebote für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ausbauen“

KIEL, 02.02.17 – „Wir wollen die Förderung besonders begabter und leistungsstarker Schülerinnen und Schüler verbessern“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst heute (2. Februar) bei der Vorstellung des „Berichts zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen“ in Kiel. Zwar sei die Förderung von Kindern mit besonderen Begabungen in Schleswig-Holsteins Schulen seit vielen Jahren fest verankert, „doch noch sind nicht alle Potenziale ausgeschöpft“, so Ernst. Sie verspreche sich insbesondere vom Einsatz neuer Medien im Unterricht und beim Lernen noch neue Möglichkeiten für die individuelle Förderung…

„Diesen Ansatz werden wir im Rahmen des Schwerpunktes Lernen mit digitalen Medien vertiefen und mehr Angebote für unsere leistungsstarken Schülerinnen und Schüler machen.“ Ein Anfang sei bereits mit Schülerinnen und Schülern – später auch mit Lehrkräften – gemacht, die dafür ausgebildet werden, die digitalen Medien als Instrumente für die Begabungsförderung einzusetzen.

Sie werde zu einem Runden Tisch zum Thema Begabungsförderung einladen, zu dem sie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft und den Hochschulen einladen wolle, um gemeinsam mit betroffenen Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie den Kooperationspartnern der bereits bestehenden Förderprogramme – z. B. Karg-Stiftung und Hertie-Stiftung – über die Weiterentwicklung der Begabungsförderung an den schleswig-holsteinischen Schulen zu beraten. Dabei gehe es nicht nur darum, die zwei Prozent der Schülerschaft zu erreichen, die zu den Hochbegabten zählten, sondern insgesamt die Gruppe der Leistungsstarken. „Etwa 20 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler verfügen über ein besonderes Leistungspotenzial oder über Begabungen in speziellen Bereichen, die es zu entdecken und zu fördern gilt“, erläuterte die Ministerin. Dabei sei die Schulleistung ausdrücklich nicht das entscheidende Kriterium.

„Unsere Schulen haben viel Erfahrung mit Begabungsförderung.“ Der erste Enrichment-Verbund sei im Jahr 1999 gegründet worden, die Förderung jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin sei seit 2007 als durchgängiges Unterrichtsprinzip im Schulgesetz verankert. Seit dem Schuljahr 2009/10 ist die schulische Begabungsförderung systematisiert und intensiviert worden.

„Unser Konzept der Begabungsförderung ist schulartübergreifend, flächendeckend und soll gelebte Unterrichtskultur und Aufgabe jeder Lehrkraft sein“, sagte Ministerin Ernst. Eingebunden seien vor allem die allgemein bildenden Schulen aber auch in Kindertageseinrichtungen und in der beruflichen Bildung gebe es Angebote. Ein besonderes Augenmerk liege auf der Gestaltung von erfolgreichen Übergängen.

• Schleswig-Holstein stellt seit 2011 unverändert pro Jahr 400.000 Euro für die Begabungsförderung bereit.

• Darüber hinaus stehen sieben Lehrerplanstellen zur Verfügung.

• An 17 Schulen gibt es Kompetenzzentren Begabtenförderung, die als Multiplikatoren in der Fläche tätig sind; 11 davon im Bereich Sekundarstufe I und II, 1 Kompetenzzentrum im Bereich Grundschule und Sekundarstufe I und fünf Kompetenzzentren im Bereich Kita und Grundschulen.

• 48 Schulen haben sich zu SHIB-Schulen (Schulen inklusive Begabungsförderung) entwickelt (23 Gymnasien und Gemeinschaftsschulen, 23 Grundschulen und 2 Förderzentren).

• 10 Enrichment-Verbünde bieten derzeit in Kooperation mit Wissenschaft, Hochschulen oder Wirtschaft 281 Kurse außerhalb des Unterrichts für 2.500 Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen an.

• Es wurde ein umfangreiches Fortbildungsangebot für Lehrkräfte entwickelt. Im Schuljahr 2015/16 fanden 33 Veranstaltungen mit 478 Teilnehmenden statt.

• Mittlerweile haben 140 Lehrkräfte das Zertifikat „Schulische Beratungslehrkraft Begabtenförderung“ erworben.

• Seit dem Schuljahr 2015/16 wird eine Ausbildung zum „Lerncoach Begabtenförderung“ angeboten, 30 Lehrkräfte sind bereits zertifiziert, 17 weitere in Ausbildung.

• Eine entscheidende Besonderheit in Schleswig-Holstein ist das Schülerpatenmodell, das seit 2009 besteht. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) werden in vier Modulen Schülerpatinnen und -paten ausgebildet, die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen begleiten und unterstützen. Im vergangenen Schuljahr waren das 74 Patinnen und Paten an 28 Schulen.

• Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Wettbewerben, die Möglichkeit, Jahrgangsstufen zu überspringen oder für einzelne Fächer den Jahrgang zu wechseln, sowie die Möglichkeit des Juniorstudiums.

Die Begabungsförderung in Schleswig-Holstein steht nach Meinung von Ministerin Ernst auf einem soliden Fundament. „Darauf wollen wir aufbauen. Unter anderem wollen wir die Bund-Länder-Initiative der Kultusministerkonferenz zur Begabungsförderung umsetzen.“ Ziel dieser Initiative ist es, bundesweit einen möglichst breit angelegten Schulentwicklungsprozess anzustoßen, der wissenschaftlich begleitet wird. Besonderes Augenmerk liegt auf Kindern aus weniger bildungsnahen Elternhäusern, um deren Potenziale besser zu erkennen. Bundesweit sollen sich 300 Schulen beteiligen können. Schleswig-Holsteins Schulen sollen die Initiative nutzen, um die erfolgreiche Arbeit der Kompetenzzentren und SHIB-Schulen auszuweiten und weitere Schulen zu qualifizieren. Nach Königsteiner Schlüssel könnten aus Schleswig-Holstein zehn bis elf Schulen gefördert werden, die nach einer entsprechenden Ausschreibung für die Teilnahme ausgewählt würden.

Aussender: Thomas Schunck, Ministerium für Schule und Berufsbildung (SH)
Redaktion: Torben Gösch