Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einem neuen Leitfaden festgehalten, dass für bestimmte Arten von Novel Food Tierversuche durchgeführt werden sollten. Solche neuartigen Lebensmittel, die bis vor 20 Jahren innerhalb der EU kaum verzehrt wurden, sollen in Fütterungsstudien getestet werden. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die eingeforderten Tests, an deren Ende die Tiere getötet werden, scharf…
Zum einen sind die betreffenden Lebensmittel teils schon seit Jahren auf dem Markt, zum anderen lassen die Versuche keinen Rückschluss auf die Sicherheit für den Menschen zu.
„Der Leitfaden der EFSA sieht vor, dass für „neuartige“ Lebensmittel Tierversuche durchgeführt werden müssen, und das auch, wenn diese bereits seit 20 Jahren in der EU verzehrt werden – aus Tierschutzsicht ein Skandal und zudem eine Irreführung der Verbraucher“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Laut aktueller EU-Verordnung zählen solche Lebensmittel als Novel Food, die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der EU für den menschlichen Verzehr verwendet wurden. Mit ihrem neuen Leitfaden ergänzt die EFSA die sogenannte Novel Food-Verordnung der EU, die 2018 in Kraft treten wird. Ab 2018 soll Tieren dann laut Leitfaden im Normalfall der zu untersuchende Stoff über 90 Tage ins Futter bzw. ins Trinkwasser gemischt und die Auswirkungen protokolliert werden. Nach 90 Tagen werden die Tiere getötet und ihre Organe auf Veränderungen untersucht. Entsprechende Versuche werden meist an Ratten oder Mäusen durchgeführt. „Diese Fütterungsversuche, die mit dem Tod der Tiere enden, sind ethisch fragwürdig, weil sie Tod und Leiden von Tieren für rein kommerzielle Zwecke billigend in Kauf nehmen“, so Schröder.
Keine Sicherheit für Verbraucher
Die erhoffte Sicherheit für Anwender und Verbraucher, die die Versuche schaffen sollen, bleibt letztlich aus, kritisieren die Tierschützer. Sie erbringen lediglich den Nachweis, wie Nagetiere auf die Lebensmittel reagieren. Weder zeigen sie, dass der menschliche Körper genauso damit umgeht, noch belegen sie, dass Bestandteile, auf die die Tiere nicht reagieren, auch für den Menschen unbedenklich sind. „Solche Versuche täuschen damit auch den Verbrauchern eine falsche Sicherheit vor“, sagt Schröder. „Wir fordern – wie in allen Bereichen, in denen Tierversuche noch zum Einsatz kommen – moderne, tierleidfreie und sichere Alternativmethoden, wie beispielweise Tests der Pflanzen- bzw. Stoffbestandteile in Zellkulturen und Computersimulationen.“
Hintergrund Novel Food
Unter den Begriff Novel Food fallen u.a. exotische Pflanzen, etwa Chia-Samen oder einige Algen, ebenso wie bestimmte probiotische Bakterien oder ganze Tiere, wie Insekten. Eine Ausnahme von den ab 2018 geforderten Tierversuchen für Novel Food gibt es immerhin für traditionelle Lebensmittel aus EU-Drittländern. Hier geht man davon aus, dass sie aufgrund ihres langjährigen Verzehrs in anderen Teilen der Welt ungefährlich für den Menschen sind.
Mehr Informationen: www.tierschutzbund.de/tierversuche-lebensmittel
Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: TG