Foto: uni-bonn.de, Johannes Seiler

Meeresspiegel steigt doppelt so schnell wie gedacht – Wasser kann sich nicht ausdehnen – Risiko von Sturmfluten steigt massiv

Das Wasser der Ozeane dehnt sich in Folge des Klimawandels und der zunehmenden Erwärmung viel schneller aus als bisher vermutet. Ein Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn http://uni-bonn.de hat nun anhand von Satellitendaten berechnet, dass dieser Effekt in den vergangenen zwölf Jahren fast doppelt so stark war wie bislang angenommen. Damit könnte das Risiko für Sturmfluten stark steigen.Foto: uni-bonn.de, Johannes Seiler

Wärmebedingte Ausdehnung

Das Wasser reagiert ähnlich eines Quecksilber-Thermometers: Wenn die Temperatur zunimmt, dehnt sich die Flüssigkeit aus und steigt in dem Röhrchen empor. Da die Weltmeere ebenfalls zwischen den Kontinenten eingezwängt sind, steigt auch ihr Spiegel an, wenn sie sich durch den Klimawandel aufheizen. „In den besonders tiefen Ozeanregionen reicht bereits eine kleine Erwärmung aus, um einen deutlichen Meeresspiegelanstieg hervorzurufen“, sagt Roelof Rietbroek vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn.

„Bislang wurde unterschätzt, wie stark die wärmebedingte Ausdehnung der Wassermassen in den Ozeanen zum globalen Meeresspiegelanstieg beiträgt“, ergänzt Jürgen Kusche, Professor für Astronomische, Physikalische und Mathematische Geodäsie an der Bonner Universität. Zusammen mit Experten berechneten die Geodäten aus den Erdschwerefelddaten der GRACE-Satelliten und den Meereshöhenmessungen des Altimeters von Jason-1 und Jason-2, wie stark der Meeresspiegelanstieg durch sowohl die erwärmungsbedingte Ausdehnung des Wassers als auch die Massenzunahme in den Ozean in den Jahren von 2002 bis 2014 war.

Philippinen bleiben ein Hotspot

Bislang herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass der Meeresspiegel durch diesen „Thermometereffekt“ jährlich im Schnitt um 0,7 bis einen Millimeter anstieg. Nach den neuen Berechnungen betrug der Meerespiegelanteil durch Ausdehnung aber etwa 1,4 Millimeter pro Jahr – also fast doppelt so viel wie zuvor angenommen. „Dieser Höhenunterschied entspricht in etwa dem Doppelten des abschmelzenden grönländischen Eisschildes“, erklärt Rietbroek. Außerdem variiert der Meeresspiegelzuwachs durch die Volumenausdehnung in den verschiedenen Ozeanregionen und durch andere Effekte sehr stark, so der Fachmann.

Die Philippinen halten mit 15 Millimeter jährlich den Rekord, während an der US-Westküste Stillstand herrscht – weil es dort zu kaum einer Meerwassererwärmung kommt. Vom Meeresspiegelanstieg bedroht sind Siedlungen in Küstennähe, wo die regionalen Änderungen eine größere Rolle spielen können als der globale Anstieg. „Wegen ein paar Millimeter mehr wird kein Land seine Deiche höher bauen“, unterstreicht Rietbroek und fügt hinzu: „Allerdings summieren sich diese kleinen Beträge in Jahrzehnten zu etlichen Zentimetern. Die Wahrscheinlichkeit einer zerstörerischen Sturmflut könnte damit drastisch zunehmen.“

Aussender: pressetext, Florian Fügemann
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Redaktion: TG