Zürich – Die Anzahl der Menschen, die in die Schweiz reisen, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, nimmt laut einer Studie des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich http://www.irm.uzh.ch ständig zu. Laut dem Team um Saskia Gauthier treffen diese Entscheidung auch immer mehr Menschen, die an einer an sich nicht tödlich verlaufenden Krankheit leiden.
611 Personen in vier Jahren
Die Zahlen sprechen für sich: 2008 trafen 123 Menschen diese Entscheidung, 2012 waren es schon 172. Insgesamt kamen in diesem Zeitraum 611 Personen aus 31 Ländern in die Schweiz, um einen assistierten Selbstmord zu verüben. Die meisten kamen mit 44 und 21 Prozent aus Deutschland und Großbritannien.
Neurologische Erkrankungen, die nur teilis tödlich sind, wurden bei 47 Prozent der Selbsttötungen als Grund angegeben. Zwischen 1990 und 2000 lag dieser Wert bei einer vergleichbaren Studie in der gleichen Region noch bei zwölf Prozent. Rheumatische Erkrankungen oder Gewebeerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Osteoporose waren bei 25 Prozent dieser Entscheidungen der Auslöser.
Bei der früheren Studie lag dieser Wert bei nur zehn Prozent. Ein geringer Anstieg konnte auch bei der Zahl der Suizide aufgrund von psychischen Problemen festgestellt werden. Hier stieg der Prozentsatz von 2,7 auf 3,4 Prozent. Krebs war zwischen 2008 und 2012 bei 37 Personen für ihre Entscheidung ausschlaggebend. Das entspricht einem Rückgang von zehn Prozent.
Internationaler Fokus dominiert
Die Forscher gehen im „Journal of Medical Ethics“ http://jme.bmj.com davon aus, dass nicht tödliche Erkrankungen oder Erkrankungen, die noch nicht ihr Endstadium erreicht haben, immer häufiger der Grund für einen assistierten Selbstmord in der Schweiz sein könnten. Die Wissenschaftler betonen hierbei allerdings auch, dass die frühere Studie Daten von Schweizern ausgewertet und die neue sich auf ausländische Besucher konzentriert hat.
Ein Grund für die frühe Reise in die Schweiz könnte laut Michael Charouneau von Dignity in Dying http://dignityindying.org.uk sein, dass Menschen im Endstadium einer Krankheit weniger mobil sind. „Wir wissen, dass viele die Reise früher antreten, als sie es eigentlich wollen würden, weil sie dann noch reisefähig sind.“
Laut Ruth Horn von der University of Oxford http://ox.ac.uk ist die Vorstellung einer assistierten Selbsttötung heute mehr akzeptiert als von zehn oder 20 Jahren. Das dürfte laut der Wissenschaftlerin ein Grund dafür sein, warum sich mehr Menschen auch mit nicht tödlich endenden Krankheiten dafür entscheiden, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
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Redaktion: Torben Gösch