Twitter auf Smartphones: ein einziger Buchstabe schuld (Foto: twitter.com)

Tippfehler im Tweet: Türkei sperrt Journalisten weg – „K“ zuviel – Zehn Monate Gefängnis wegen Kritik an Erdogan-Regime

Ankara – Der türkische Journalist Önder Aytaç ist wegen eines kritischen Twitter-Tweets zu zehn Monaten Haft verurteilt worden – und zwar wegen eines einzelnen zusätzlichen „K“, das er selbst jedoch als Tippfehler bezeichnet. Aytaç hatte den autoritären Premierminister Recep Tayyip Erdogan als „Ustamk“ angesprochen. Ustam heißt Meister, aber Ustamk soll laut einer Professorin der University of North Carolina soviel wie „fuck off“ heißen.Twitter auf Smartphones: ein einziger Buchstabe schuld (Foto: twitter.com)

Zusatz-K ist wie „fuck off“

 

Aytaç ist ein früherer Polizei-Akademie-Lehrer, der später ein einflussreicher Kolumnist für Taraf wurde, eine der wichtigsten türkischen Oppositions-Zeitungen. Er ist außerdem Mitglied der sogenannten Gülen-Bewegung, die früher Erdogan unterstütze, sich aber von ihm abgewendet hat. Den Tweet hatte er bereits 2012 geschrieben, nachdem Erdogan angekündigt hatte, die privaten Schulen von Gülen zu schließen, wie der Nachrichtensender RT berichtet.

Der Journalist hatte einen Link zu einem News-Artikel über die Ankündigung mit dem Kommentar getweetet: „Schließe sie mein Meister!“ („Kapat be dershaneleri Ustaaaaammmmk!“). „Erdogan hat auf Basis der restriktiven türkischen Diffamierungsgesetze geklagt, die es zum Verbrechen machen, Staatsdiener im Zusammenhang mit ihrer Arbeit zu beleidigen“, schreibt Zeynep Tufekci von der University of North Carolina. Beobachter fragen sich derweil, ob Aytaç auch angeklagt worden wäre, wenn er nicht tausende Follower auf Twitter hätte.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen

Allerdings hat das Erdogan-Regime auch schon Durchschnittsbürger für kritische Tweets verfolgt und versucht, Twitter für das Land ganz zu sperren, genauso wie YouTube. Jedenfalls haben internationale Menschenrechtsorganisationen die Strafe für Aytaç verurteilt. Andrew Gardner, Türkei-Experte bei Amnesty International http://amnesty.org , sagt: „Egal was [im Tweet] gesagt wurde, niemand sollte für Diffamierung, üble Nachrede oder Beleidigung ins Gefängnis gehen.“

Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Hubertus Müller
(Foto: twitter.com)
Hallo-Holstein.Redaktion: Torben Gösch