Die Savannen Afrikas sind vom Regen abhängig. Ausbleibende Niederschläge sind eine Bedrohung für alle

Wasserknappheit für fast 500 Mio. Menschen – PIK-Potsdam-Experten warnen vor dramtischen Folgen für Ökosysteme

Potsdam – Einer aktuellen Studie des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) http://pik-potsdam.de zufolge könnten bald mehr als 500 Mio. Menschen von zunehmender Wasserknappheit betroffen sein. „Wir konnten eine Reihe wesentlicher Klimafolgen für die globalen Landflächen quantifizieren“, so Studien-Leitautor Dieter Gerten.Die Savannen Afrikas sind vom Regen abhängig. Ausbleibende Niederschläge sind eine Bedrohung für alle

Bei einer durchschnittlichen Erwärmung von zwei Grad, der von der internationalen Gemeinschaft vereinbarten Grenze, wären acht Prozent der Menschheit zusätzlich neuer oder erhöhter Wasserknappheit ausgesetzt. Diese Zahl würde noch um weitere 50 Prozent steigen, wenn die Treibhausgasemissionen nicht bald verringert werden. Bei einer globalen Erwärmung von fünf Grad wären nahezu alle eisfreien Gebiete von Ökosystemänderungen betroffen.

 

Elf Prozent aller Menschen betroffen

„Eine Erwärmung um 3,5 Grad, die erreicht werden könnte, wenn die nationalen Emissionsreduktionen auf dem gegenwärtig zugesagten Stand bleiben – wären bereits elf Prozent der Weltbevölkerung betroffen. Bei fünf Grad könnte der Anteil sogar auf 13 Prozent ansteigen“, subsumieren die Forscher.

„Hält das Bevölkerungswachstum weiter an, wäre das gegen Ende des Jahrhunderts und bei einem Business-As-Usual-Klimaszenario mit weit mehr als einer Mrd. betroffener Menschen gleichzusetzen“, erklärt Gerten. „Und das zusätzlich zu den mehr als einer Mrd. Menschen, die bereits heute in wasserarmen Gebieten leben.“ Als besonders verwundbar sehen die Experten Teile Asiens und Nord-Afrikas, des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens.

Stabilität von Ökosystemen gefährdet

Den Ökosystemen unseres Planeten stehen allerdings noch umfangreichere Änderungen bevor. „Das von Ökosystem-Veränderungen betroffene Gebiet würde sich bei einer globalen Erwärmung zwischen etwa drei und vier Grad verdoppeln“, meint Lila Warszawski, Leitautorin einer anderen Studie, die verschiedene Klimafolgenmodelle und die damit verbundenen Unsicherheiten systematisch miteinander vergleicht, um ein vollständigeres Bild der möglichen Auswirkungen des Klimawandels für natürliche Ökosysteme zu erlangen.

Eine Erwärmung von fünf Grad würde schwerwiegende Veränderungen für fast alle terrestrischen natürlichen Ökosysteme bedeuten. „Trotz Unsicherheiten zeigen die Ergebnisse sehr klar, dass es für die globalen Ökosysteme einen gewaltigen Unterschied macht, ob man von einem Szenario ohne Klimaschutzmaßnahmen oder einem Szenario mit ehrgeizigem Klimaschutz ausgeht“, sagt Sebastian Ostberg, Leitautor der dritten Studie.

Destabilisierung der natürlichen Systeme

Zusammengenommen erweisen sich die Veränderungen sowohl der Wasserverfügbarkeit als auch der Ökosysteme als nicht linear. „Unsere Ergebnisse stützen die Annahme, dass wir unsere natürlichen Systeme grundlegend destabilisieren – wir lassen damit die Welt, wie wir sie kennen, hinter uns“, sagt Wolfgang Lucht, einer der Autoren und Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK.

„Hier geht es nicht um Gänseblümchen, sondern unser einzigartiges natürliches Erbe und unsere Lebensgrundlage. Deshalb müssen die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden, und das bald“, fordert PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber, der auch Ko-Autor einer der Studien ist.

„Der Anstieg der Wasserknappheit wird sich unserer Studie zufolge auf die Lebensgrundlage vieler Menschen auswirken, wobei die Armen am stärksten betroffen sein werden“, so Schellnhuber. Zum Teil könnten diese Klimafolgen durch Anpassungsmaßnahmen abgefangen werden, etwa die Ausweitung bewässerter Anbauflächen. Dies würde allerdings den Druck auf die Ökosysteme der Erde und die Wasserressourcen weiter erhöhen.

Die Studie ist Teil des internationalen Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISI-MIP). Weblink zum Artikel: http://iopscience.iop.org/1748-9326/8/3/034032/article

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner