Taipeh 101: Taiwan nimmt Konkurrenz ernst (Foto: pixelio.de/Karl-Heinz Schack)

Niedrige Löhne: Taiwans Arbeiter gehen nach China – Fertigungsindustrie kommen gut ausgebildete Arbeitskräfte abhanden

Taipeh/München – Das schlechte Lohnniveau in der taiwanesischen Fertigungsindustrie bereitet dem Inselstaat allmählich immer mehr Probleme. Konkret sind es die jungen, gut ausgebildeten Arbeiter, die deshalb nach China auswandern, die Taiwan Sorgen bereiten. Obwohl im vergangenen Jahr die Wirtschaft um 1,3 Prozent gewachsen ist, sind die Löhne inflationsbereinigt um 1,6 Prozent zurückgegangen. Diese befinden sich nun unter dem Level aus dem Jahr 2000. Im Vergleich dazu sind in Asien die Reallöhne 2011 um durchschnittlich fünf Prozent gestiegen.Taipeh 101: Taiwan nimmt Konkurrenz ernst (Foto: pixelio.de/Karl-Heinz Schack)

„Aus der taiwanesischen Wirtschaft sind in den vergangenen Jahrzehnten globale Trends hervorgegangen und starke Eigenmarken haben sich erfolgreich etabliert. Doch Festlandchina gewinnt zunehmend an Bedeutung und übertrifft mit seinen Wachstumsraten und der Größe seines Marktes die gesamte Region“, erklärt Asienexperte Eugen M. Angster http://asienexpert.com gegenüber pressetext. Er betont, dass aufgrund arbeitsrechtlicher Regelungen und den darin vorgeschriebenen Sozialleistungen China für westliche Unternehmen nicht mehr ausschließlich als billiger Produktionsstandort gesehen wird.

 

„Fertigungssektor ausgehöhlt“

Angesichts dieser Problemlage suchen taiwanesische Arbeit vermehrt ihr Glück im anderen China, der Volksrepublik. Neben dem höheren Lohn sind es auch die sich dort verbessernden Arbeitsbedingungen sowie die dynamische Entwicklung der Wirtschaft im Allgemeinen. Die Migration habe den taiwanesischen Fertigungssektor „ausgehöhlt“, bezeichnet es Waiho Leong, Ökonom bei Barclays http://barclays.com .

Dieser „Brain Drain“ betrifft vor allem die Technologiebranche, deren Unternehmen einen großen Teil der weltweit genutzten Elektronik-Komponeneten. Doch in jüngster Vergangenheit haben sie immer stärker mit der zunehmenden Konkurrenz aus Südkorea und China zu kämpfen. Bei China fällt zudem die Sprachbarriere weg.

Regierung kündigt Reformen an

„Der Grund für diese Stagnation ist der, dass die Wachstumstreiber ihr Momentum verloren haben“, hat unlängst Vincent Siew, Taiwans Vizepräsident, unlängst in einer Rede erklärt. Die Regierung in Taipeh will jetzt gegensteuern und hat Anreize für Unternehmen und eine Lockerung von Regulierungen angekündigt. Damit soll die Exportrate wieder steigen. Beobachter bezweifeln jedoch, dass dies positive Auswirkungen auf die Löhne haben wird. Denn niedrige Löhne verringern die Produktionskosten, die wiederum im internationalen Wettbewerb eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere für eine so exportorientierte Nation wie Taiwan.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
Taipeh 101: Taiwan nimmt Konkurrenz ernst (Foto: pixelio.de/Karl-Heinz Schack)