Volkskrankheit Fettsucht: Chip soll Appetit zügeln (Foto: pixelio.de, neroli)

Fettsucht: Hightech-Mikrochip unterdrückt Appetit – Signale direkt an Gehirn geschickt – Klinische Tests für 2016 erwartet

London – Wissenschaftler des Imperial College London http://imperial.ac.uk haben einen intelligenten Mikrochip entwickelt, der Appetit unterdrücken kann. Tierversuche stehen vor dem Start. Das Implantat soll eine wirksamere Alternative zur Gewichtsreduktion durch operative Eingriffe sein. Der Chip wird am Nervus vagus angebracht, der eine Rolle beim Appetit und einer ganzen Reihe weiterer Körperfunktionen spielt. Erste Tests mit Patienten könnten laut den Forschern innerhalb von drei Jahren durchgeführt werden.Volkskrankheit Fettsucht: Chip soll Appetit zügeln (Foto: pixelio.de, neroli)

Manschette in der Bauchhöhle

 

Das Projekt wird unter der Leitung von Chris Toumazou und Stephen Bloom durchgeführt. Teil ist ein intelligenter implantierbarer Modulator mit nur wenigen Millimetern Durchmesser, der mit Hilfe von Elektroden und einer Manschette in der Bauchhöhle angebracht wird. Der Chip und die Manschette sind darauf ausgerichtet, elektrische und chemische Signaturen des Appetits innerhalb des Nervs zu erkennen.

Der Chip kann elektrische Signale an das Gehirn senden und das Verlangen nach Essen verringern oder stoppen. Laut den Forschern macht das Identifizieren der Chemikalien das Gerät zu einem viel selektiveren Instrument als wenn es nur auf elektrischen Signalen beruhen würde. Das Projekt hat vom European Research Council eine Förderung in der Höhe von etwas mehr als sieben Mio. Euro erhalten.

Ein ähnliches Gerät des gleichen Wissenschaftlerteams für die Verringerung epileptischer Anfälle durch das Abzielen auf den Nervus vagus wurde bereits umgesetzt. Laut Toumazou handelt es sich um einen kleinen Mikrochip, der über die Kapazität verfügt, die für das Modellieren der neuronalen Signale notwendig ist, die für die Kontrolle des Appetits verantwortlich sind.

„Als Ergebnis der Überwachung dieser Signale können wir das Gehirn dazu stimulieren, auf was immer wir beobachten zu reagieren. Es geht um eine Kontrolle des Appetits und nicht darum, auf das Essen zu verzichten. Also vielleicht darum, langsam statt schnell zu essen.“ Erste Labortests haben laut dem Wissenschaftler die Richtigkeit dieses Ansatzes gezeigt.

Alternative zu chirurgischem Eingriff

Bloom zufolge könnte der Chip eine Alternative zu „brutalen“ chirurgischen Eingriffen sein. „Es wird nur eine winzige Anschlussstelle geben, die so ausgerichtet ist, dass es zu keinen Nebenwirkungen kommt. Die Kontrolle des Appetits erfolgt dann auf natürlichem Weg. Das Gehirn wird die gleichen Signale vom Körper bekommen, die es normalerweise nach einer vollständigen Mahlzeit erhält.

Diese Signale bedeuten, dass es nicht mehr notwendig sein wird, mehr zu essen. Anders als bei einem Magenband soll der Chip die Menge an Essen und den Heißhunger verringern und daher wirksamer sein. Der Nervus vagus kontrolliert eine Vielzahl von Funktionen im Körper. Dazu gehört die Art und Weise wie wir atmen, der Herzschlag, die Sekretion von Säuren im Verdauungsapparat und die Kontraktion des Darms.

Der Nerv liefert auch an das Gehirn Informationen über die Funktion der einzelnen Systeme des Körpers. Das Wissenschaftlerteam ist jedoch nicht das einzige, das an Nervenimplantaten gegen Fettsucht arbeitet. Die US-Firma EnteroMedics http://enteromedics.com hat ein Implantat entwickelt, das den Nerv in Abständen mit elektrischen Impulsen blockiert. Kürzlich veröffentlichte Daten einer klinischen Studie zu „VBlock“ haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer mindestens 20 Prozent des überschüssigen Gewichts verloren haben.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Michaela Monschein
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