Google: Geschäftsmodell unter der Lupe (Foto: pixelio.de, Alexander Klaus)

Standardmäßige Werbeblocker verboten – Frankreich ruft Provider zur Ordnung – Druck auf Google und Co

Paris – Die französische Regierung hat dem zweitgrößten Internet-Provider des Landes verboten, standardmäßige Werbeblocker in seine Angebote zu integrieren. Die Entscheidung könnte richtungsweisend für andere europäische Länder sein, wie die New York Times schreibt. Durch die Integration von Reklamefiltern in seine Zugangssoftware wollte der Provider Free Druck auf Unternehmen, die Inhalte im Netz bereitstellen – allen voran Google – ausüben. Hintergrund ist ein Streit zwischen den Anbietern von bandbreitenintensiven Anwendungen wie YouTube und Providern, bei dem es darum geht, wer von Werbeeinnahmen profitiert und wer die Rechnung für den Ausbau der Infrastruktur bezahlt.Google: Geschäftsmodell unter der Lupe (Foto: pixelio.de, Alexander Klaus)

 

Werbeblocker als Zensurmaßnahme

 

Free hat vor rund einer Woche damit begonnen, einen Werbeblocker in die Systeme seiner über fünf Mio. Kunden einzuschleusen, der standardmäßig alle Reklameeinschaltungen verhindert. Das ist praktisch eine offene Kriegserklärung an Onlinemedien und andere Anbieter von Inhalten, die praktisch vollständig von den Einnahmen durch Werbung abhängig sind. Die französische Regierung hat diesem Treiben jetzt mit der Begründung ein Ende gesetzt, dass ein standardmäßiger Werbeblocker einen Eingriff in das Recht der Nutzer auf uneditierte Informationen darstelle. Werbeblocker sind demzufolge eine Zensurmaßnahme.

Der Entscheidung der französischen Politik war eine Protestwelle kleinerer Inhaltsanbieter vorausgegangen. Der Vorstoß von Free ist als Warnung an die Content-Anbieter zu verstehen. Der Streit um Gewinn- und Kostenverteilung im Geschäft mit Online-Inhalten scheint sich zuzuspitzen. Da Angebote wie YouTube immer mehr Bandbreite erfordern, sehen sich Internet-Provider in einer Zwickmühle: Sie fürchten die Kosten für die Ausweitung der technischen Infrastruktur tragen zu müssen, ohne an den Einnahmen beteiligt zu werden, während Firmen wie Google sich praktisch auf ihrem Rücken eine goldene Nase verdienen.

Google im Visier

Während die US-amerikanische Federal Communications Commission schon seit 2010 Net-Neutrality-Richtlinien erlassen hat, die es Providern verbieten, legale Inhalte auszublenden oder zu benachteiligen, haben die europäischen Behörden sich in dieser Frage bisher zurückgehalten. Die Entscheidung in Frankreich könnte also ein Präzedenzfall für den Rest Europas werden. Sollte sich die Netz-Neutralität, die den freien Fluss von Information im Internet gewährleisten soll, durchsetzen, heißt das aber noch nicht, dass Google gewonnen hat. Nicht nur in Frankreich steigt der Druck auf den Konzern, seine Gewinne mit seinen Zuarbeitern zu teilen.

Medienhäuser, die jene Inhalte liefern, mit denen Google den Platz neben seinen Werbeeinschaltungen füllt, beklagen schon seit Jahren die ungerechte Verteilung der Gewinne, die mit ihrem Content gemacht werden. In Deutschland wird das Leistungsschutzrecht diskutiert, in Frankreich wird überlegt die Steuern, die Google auf seine Werbeeinnahmen zahlt, für die Subventionierung lokaler Webseiten zu verwenden. Dass Problem mit dieser Idee ist, dass Google sein Werbenetzwerk derzeit steuersparend über Irland zu französischen Usern umleitet.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Google: Geschäftsmodell unter der Lupe (Foto: pixelio.de, Alexander Klaus)