Schiff: riskante Geldanlage (Foto: pixelio.de, Ralph Stuckenberg)

Schiffsfonds können deutsche Banken versenken – Risiko der zehn größten Institute beträgt laut Moody’s 98 Mrd. Euro

Hamburg – Investitionen in die Schifffahrts-Industrie stellen für die zehn größten deutschen Banken ein Risiko von 98 Mrd. Euro in Form von offenen Krediten und anderen Verbindlichkeiten dar. Das ist mehr als das Doppelte der Summe, welche die Institute an Staatsanleihen von Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien halten. Jahrelang haben die Banken viel Geld in die Schiffsfonds gepumpt, die wegen der in Deutschland fast steuerfreien Gewinne eine beliebte Investitionsmöglichkeit sind. Dadurch sind viele Containerschiffe gebaut worden, deren Wert jetzt verfällt, wie die New York Times berichtet.Schiff: riskante Geldanlage (Foto: pixelio.de, Ralph Stuckenberg)

 

Blase platzt

 

„Die Risiken, in Form von Schiffsbeteiligungen und Krediten, sind eigentlich noch größer, als die New York Times beschreibt. Nur wenige Banken sind massiv in dem Bereich tätig, durch die Verteilung des Risikos auf die zehn größten Institute wird die Situation beschönigt. Die Banken können kaum aus dem Geschäftsfeld aussteigen. Wenn die Kredite fällig gestellt würden, müssten Schiffe verkauft werden, was das Problem verschlimmern würde. Eine Erholung ist in den nächsten zwei Jahren nicht in Sicht. Der Markt ist aber notorisch volatil, Abwarten könnte die Verluste bei einer Erholung in der Zukunft zumindest mindern“, sagt Banken-Experte Martin Faust von der Frankfurt School of Finance and Management http://www.frankfurt-school.de gegenüber pressetext.

Durch die staatlichen Anreize hat sich eine Blase im Markt für Containerschiffe gebildet, die jetzt platzt, auch weil die Schifffahrt unter der globalen Wirtschaftskrise leidet. Schiffsfonds nehmen das Geld ihrer Anleger und finanzieren damit den Bau oder Betrieb von Schiffen. Die Summe, die Deutschlands zehn größten Banken der Industrie geliehen haben, entspricht laut Moody’s 60 Prozent ihres gesamten Eigenkapitals. Viele Reedereien und Schiffsfonds mussten bereits schließen, jetzt schlagen die schlechten Zahlen auch auf die Banken durch.

Die HSH Nordbank, das weltweit am stärksten in der Schifffahrt investierte Institut, hat bereits angekündigt, Hilfszahlungen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in Höhe von 1,3 Mrd. Euro zu benötigen.

Der neue CEO der HSH, Constantin von Oesterreich, gibt gegenüber dem Hamburger Abendblatt zu, dass in dem Bereich in den Jahren vor 2009 Fehler gemacht worden sind. Andere Banken müssen ebenfalls mit weiteren Verlusten rechnen, geben aber an, ausreichend Rücklagen für den Ernstfall gebildet zu haben. Für Moody’s ist das Risiko trotzdem ein Mitgrund, den Ausblick für deutsche Finanzinstitute als negativ zu bewerten. Die schwächelnde Nachfrage nach Containerschiffen und die strukturellen Überkapazitäten lassen die Zukunftsaussichten der Branche nicht gerade rosig erscheinen.

Steuerzahler zur Kasse

Schiffsfonds werden auch im Falle einer Erholung der Schifffahrt auf absehbare Zeit eine schlechte Investition bleiben. Gewinne werden nämlich in die Rückzahlung der Schulden fließen. „Die Chancen für Anleger, Geld zurückzubekommen, geht gegen Null“, sagt Anleger-Anwalt Jan-Henning Ahrens der New York Times. Derzeit nutzen einige Reedereien mit Substanz die Gunst der Stunde und kaufen Schiffe zu Spottpreisen. Darunter befindet sich laut New York Times auch Costamare, ein großes Unternehmen aus Griechenland.

Die Bundesregierung hat laut Medienberichten soeben beschlossen, deutschen Reedereien auch 2013 mit über 57 Mio. Euro an Hilfszahlungen unter die Arme zu greifen. Das kommt indirekt auch den Banken zugute, die damit indirekt vor weiteren Kreditausfällen durch bankrotte Unternehmen bewahrt werden. „Der positive Effekt für die Banken wird dadurch abgeschwächt, dass die Reedereien Schiffe oft nur noch chartern. Auch wenn die Reeder überleben, können die Schiffsbetreiber pleite gehen und Kreditausfälle verursachen“, sagt Faust.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Schiff: riskante Geldanlage (Foto: pixelio.de, Ralph Stuckenberg)