Peking/Wien – Statistiken belegen, dass mehr als 35 Mio. Twitter-Nutzer in China im zweiten Viertel diesen Jahres auf Twitter aktiv waren, obwohl die Social-Media-Plattform in der Volksrepublik verboten ist. In den USA waren es vergleichsweise rund 23 Mio. User. Aktiv bedeutet diesbezüglich eine Nutzung, die mindestens ein Mal im Monat stattfindet.
Umgehen von Verboten
„Die chinesische Bevölkerung hat mehrere Möglichkeiten Twitter zu nutzen, auch wenn die Plattform aus Sicht der Machthaber unrechtmäßig ist“, sagt Barbara Trionfi, Managerin der Pressefreiheitsabteilung für Asien und der Pazifikregion http://freemedia.at , im Interview mit pressetext. Dabei kann zum einen ein virtuelles privates Netz zu Hilfe gezogen werden, das die Nutzer direkt miteinander verbindet. Durch diese Methode wird ein Server manipuliert und lässt ihn glauben, aus einem anderen Land auf die Website zuzugreifen. Zum anderen gibt es private Anbieter, die es den Usern ermöglichen, Nachrichten auf Twitter zu schicken und zu erhalten.
„Es gibt auch einen nationalen Mikroblogging-Dienst, Weibo, der sehr erfolgreich ist und rund 100 Mio. Nutzer hat“, setzt die China-Expertin fort. Der Bedarf nach Social Media sei dahingehend immens in China. Die Regierung könne Twitter aber allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht gänzlich sperren, denn das hätte negative Auswirkungen auf die ökonomische Entwicklung des Landes. Die Politiker könnten demnach bestimmte Wörter oder Themen über Twitter verbieten, jedoch nicht die Plattform ultimativ abstellen.
Usern droht jahrelange Haftstrafe
„Wenn die chinesische Bevölkerung das System nur verwendet, passiert ihr grundsätzlich nichts. Konsequenzen hängen von der Art der Information ab, die über Twitter verbreitet wird“, sagt die Asien-Referentin. Es habe jedoch bereits Fälle gegeben, in denen Menschen für mehrere Jahre ins Gefängnis gehen mussten, da sie „subversive Informationen“ veröffentlicht hatten. Menschen einzusperren sei auch eine Methode der Abschreckung für Andere. Der politische Gebrauch von Social Media in China ist jedoch minimal, was die Gefahr für Konsequenzen senkt.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Andreea Iosa
China: Twitter-Verbot reduziert Nutzer nicht (Foto: pixelio.de, G. Altmann)