Shanghai – Die Superreichen der Volksrepublik China haben im vergangenen Jahr ordentlich Geld verloren. Diese Woche hat der gebürtige Luxemburger Rupert Hoogewerf, der in China als Medienunternehmer erfolgreich tätig ist, die „China Rich List 2012“ http://bit.ly/PgoZbN veröffentlicht, in der die Top 1.000 der chinesischen Reichen vorgestellt werden.
Weniger Milliardäre als im Vorjahr
Der Liste zufolge hat mehr als die Hälfte der Reichen innerhalb der vergangenen zwölf Monate finanzielle Verluste erlitten. Das durchschnittliche Vermögen liegt nun bei 860 Mio. Dollar – das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt ist die Zahl der Milliardäre in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt um 20 auf 251 gefallen.
Wie der Blogger und China Experte Felix Lee http://bit.ly/P91YWU schreibt, ist es ein Phänomen, dass es so viele Reiche in China gibt: „Denn viel Zeit hatten die Reichen des Landes nicht, reich zu werden. Noch im Jahre 2000 gab es lediglich einige Tausend Dollar-Millionäre in China. Heute sind es 1,4 Mio. Personen. Nur in den USA gibt es mehr Superreiche.“
Wirtschaftlicher und politischer Einfluss
Die Liste gibt auch Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung gewisser Branchen – Immobilienhändler mussten die größten Verluste einstecken. Stattdessen dominieren die Liste wieder Unternehmer, die in der Industrie ihr Vermögen gemacht haben.
Der reichste Chinese ist zum zweiten Mal in den vergangenen drei Jahren der 67-jährige Zong Quinghou http://en.wahaha.com.cn , der sich mit dem Verkauf von Getränken eine goldene Nase verdient hat. Wu Yajun http://www.old.longfor.com ist die reichste Frau und schafft es mit einem Vermögen von sechs Mrd. Dollar auf Platz 8 der Liste. Interessant sind auch die politischen Implikationen der Liste. Sieben Personen sind Abgeordnete zum Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas und weitere vier Superreiche sind Mitglieder des Parteitags der KP, der aus rund 3.000 Mitgliedern besteht und damit das größte Parlament der Welt ist.
Armutsproblem bleibt
Während die Superreichen Verluste einfuhren, konnte die chinesische Mittelschicht Chinas weiter wachsen. Rund 300 Mio. Menschen verfügen inzwischen über einen Lebensstandard, der mit dem der Europäer vergleichbar ist. Trotzdem hat China weiterhin ein großes Armutsproblem.
„128 Mio. Menschen haben weniger als 2.300 Yuan im Jahr“, sagt China-Journalist Lee. Das entspricht ungefähr einem Dollar am Tag. „Das ist weniger als die 1,25 Dollar, die die UN als Untergrenze definiert haben für den Betrag, den ein Mensch zum Überleben benötigt. Das Einkommen dieser Menschen taucht nicht alljährlich in einer Liste auf“, so Lee abschließend.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Peter Oslak
China: Mittelschicht wächst weiter rasant (Foto: flickr.com/kmarshall)