Design: immer Geschmacksfrage (Foto: pixelio.de, Hildegard Endner)

Apples kitschiges Softwaredesign scheidet Geister – Ehemalige Mitarbeiter preisen neues Aussehen von Windows

Cupertino – Viele Experten, darunter ehemalige hochrangige Apple-Designer, kritisieren den Weg, den die Firma bezüglich des Aussehens seiner Software eingeschlagen hat, wie fastcodesign.com berichtet. Auch in der aktuellen Führungsriege soll die derzeitige Design-Politik nicht unumstritten sein. Vor allem der Trend zum Skeuomorphismus, der Verwendung von Elementen, die vertraute Assoziationen heraufbeschwören sollen, darüber hinaus aber keine Funktion haben, stößt auf Widerstand. Das beste Beispiel dafür ist Apples Hang zu simulierten Leder-, Holz- oder Filzoberflächen bei den Oberflächen seiner Software-Produkte.Design: immer Geschmacksfrage (Foto: pixelio.de, Hildegard Endner)

 

„Ich sehe das anders: Apple geht konsequent den Weg der direkten Manipulation, sie kreieren elektronische Metaphern für Gegenstände aus der realen Welt, so ist ja auch der Desktop entstanden. Das ist aus einer Usability-Perspektive ein simpler und wirkungsvoller Ansatz. Das Aussehen ist zwar Geschmacksfrage, aber iOS ist Windows Phone om der Nutzbarkeit deutlich überlegen. Windows hat ein interessantes Design, aber die Gruppe der Technik-Uninteressierten wird Microsoft aufgrund der komplizierteren Bedienung nicht erreichen“, sagt Norbert Zellhofer von Interface Consult http://www.usability.at gegenüber pressetext.

 

Jobs Idee

So sehr Apple für sein Hardwaredesign immer wieder gelobt wird, auf der Softwareseite sind die Entscheidungen der vergangenen Jahre durchaus umstritten. Die Verwendung von Grafikelementen, die an Glas oder gebürstetes Chrom erinnern sollen, ist laut einigen Fachleuten nicht nur ästhetisch zweifelhaft, sondern behindert sogar die Funktionalität. Design-Metaphern wie Apples digitales Bücherregal, das zur Organisation der E-Books dient, sind dieser Logik nach für neue Nutzer schlichtweg nicht mehr notwendig, um zu begreifen, wie ein Programm funktioniert. „Das ist visuelle Masturbation“, sagt ein ehemaliger Apple-Interface-Designer.

Steve Jobs war ein glühender Verfechter von Skeuomorphismen. Das digitale Lederimitat, das iCal ziert, basiert auf einer Oberfläche in Jobs Privatjet. Apples „Game Center“, das mit seinen Oberflächen aus digitalem Holz und grünem Filz an ein Casino erinnern soll, ist ein Vermächtnis des verstorbenen Apple-Gurus. Aber selbst innerhalb von Apple ist der Ansatz nicht unumstritten. Viele Verantwortliche sind der Meinung, dass Apple bereits zu weit gegangen ist. Im Falle des digitalen Bücherregals argumentiert Designer Yves Behar, dass die Anlehnung an ein reales Bücherregal keine praktische Lösung ist.

Gegenentwurf Windows

„Es funktioniert nicht wie ein echtes Bücherregal. Das verwirrt mein Gehirn. All der visuelle Lärm ist nicht nützlich“, so der Experte. Auch andere Designer sind der Meinung, dass es Zeit ist, die Konzepte aus der analogen Welt zurückzulassen und stattdessen Software zu designen, die ohne Skeuomorphismen funktioniert. Digitale Adressverwaltungen im Design eines Rolodex machen keinen Sinn mehr, in einer Zeit, in der die meisten User nicht einmal mehr wissen, was ein Rolodex ist.

Gute Noten erhält in diesem Punkt der Apple-Konkurrent Microsoft. Die drastischen Änderungen im Design des neuen Windows stoßen bei Designern auf viel Gegenliebe und sind für viele ein Gegenentwurf zum als überladen geltenden Design von Apples Software. Mehrere Design-Experten haben das simple Aussehen von Windows 8 bereits gelobt.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Design: immer Geschmacksfrage (Foto: pixelio.de, Hildegard Endner)