GM-Angestellter: Produktionsstätten in Kanada auf der Kippe (Foto: gm.com)

Autobauer leiden unter Kanadischen Dollar – GM, Ford und Crysler planen schmerzhafte Schließungen

Oshawa/Detroit/Duisburg – Der Höhenflug des kanadischen Dollars stellt General Motors (GM), Ford und Crysler vor eine Zerreißprobe mit ihren 20.600 Arbeitern in Kanada. Die ehemaligen Kostenvorteile von kanadischen Produktionsstätten sind nun zu einer Belastung geworden. Als im Rahmen der Rettung von GM und Crysler die Arbeisverträge neu ausgehandelt wurden, lag der kanadische Dollar noch bei 78 Cent. Mittlerweile ist er aber genauso viel wert wie sein amerikanisches Pendant. In diesen Tagen stehen wieder Verhandlungen an. Der Ausgang ist ungewiss.GM-Angestellter: Produktionsstätten in Kanada auf der Kippe (Foto: gm.com)

 

Am absteigenden Ast

 

Unabhängig von dem Ergebnis der Gespräche gehen Beobachter von einem weiteren Schrumpfen der kanadischen Automobilproduktion aus. „Der Trend hält an und Kanada wird zunehmend an Terrain verlieren. Crysler und Co müssen sich die Frage stellen, ob sie ihr gegenwärtiges Engagement in Kanada in diesem Ausmaß aufrecht erhalten wollen, wenn sie gleichzeitig in Südamerika um ein Vielfaches kostengünstiger produzieren könnten“, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen http://www.uni-due.de/car im Interview mit pressetext. Dieser gibt zu Bedenken, dass bei dem derzeit schwachen Euro auch Europa Pluspunkte sammeln könnte.

Bereits im vergangenen September hat Ford ein kanadisches Werk zur Produktion von Polizeiwägen und Taxis geschlossen. Gestrichen wurden damals 1.500 Stellen. Auch GM plant nun eine von zwei Fertigungshallen im Osten Torontos zu schließen und Teile der Produktion nach Tennessee zu verlegen. 2.000 Arbeiter wären davon betroffen. Die Zukunft von Cryslers Minivan-Fabrik in Windsor, Ontario, bleibt unsicher.

USA und Mexiko profitieren von Boom

Zwischen 1999 und 2011 hat sich die in Kanada produzierte Stückzahl von drei Mio. auf 2,1 Mio. verringert, und das, obwohl Toyota und Honda dort neue Produktionsstätten eröffnet haben. Die Zahl der bei den großen Dreien Beschäftigten ist in diesem Zeitraum in Kanada um 28.200 zurückgegangen. 2011 war ein Boom-Jahr in Nordamerika. Die Produktion kletterte in Mexiko um 14,4 Prozent und in den USA um 11,5 Prozent. Deren nördlicher Nachbar musste sich hingegen mit einem vergleichsweise sehr geringen Wachstum von 3,2 Prozent begnügen.

„Teuerster Produktionsstandort der Welt“

Neben dem geänderten Wechselkurs sind es auch die höheren Lohnkosten, die Kanada als Produktionsstandort unattraktiver machen. Aus Ford-Kreisen heißt es, bei einem Wechselkurs von 1:1 belaufen sich die Kosten pro Arbeiter inklusive vereinbarter Vergütungen in Kanada auf 79 Dollar pro Stunde. In den USA seien es hingegen nur 64 Dollar. Der kanadische Arm von GM sagt: „In einem so hart umkämpften globalen Markt können wir nicht einfach still dasitzen und die anderen nach vorne preschen lassen. Insbesondere bei so hohen Rohstoffpreisen, einem derartigen Kurs des kanadischen Dollars und anderen Kosten.“

GM-Vorstandsvorsitzender Daniel F. Akerson bringt es noch deutlicher auf den Punkt: „Kanada ist momentan der weltweit teuerste Standort, um ein Auto zu bauen.“ Aber nicht alles läuft momentan gegen Kanada. Vor dem Hintergrund des hohen Yens hat erst kürzlich Toyota angekündigt, 400 neue Arbeitskräfte einzustellen und rund 100 Mio. Dollar in eine ihrer kanadischen Anlagen zu stecken. Toyota und Honda kommen gemeinsam auf einen Anteil von 40 Prozent der kanadischen Autoproduktion.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
GM-Angestellter: Produktionsstätten in Kanada auf der Kippe (Foto: gm.com)