Frau am PC: Wikis lassen sich von überall aus ''füttern'' (Foto: Flickr/Victor)

Firmen-Wikis nur für “offene“ Betriebe geeignet – Vorteil besonders für Zusammenarbeit der Unternehmensbereiche

Edmonton/Stuttgart – Immer mehr Betriebe nutzen interne Wissenssammlungen nach dem Wikipedia-Vorbild, die sogenannten „Firmen-Wikis“. Ob diese Form der Kommunikation, die Mitarbeiterwissen archiviert und schnell der Belegschaft zugänglich macht, funktioniert, haben nun zwei Forscher der University of Alberta http://ualberta.ca in einem großen IT-Unternehmen analysiert. Ihr Fazit: Wikis bringen Vorteile, falls sie zur Betriebskultur passen und auf Bedürfnisse und Interessen von Nutzern und Herausgebern abgestimmt sind.Frau am PC: Wikis lassen sich von überall aus ''füttern'' (Foto: Flickr/Victor)

 

Verkanntes Potenzial

 

Bisher stecken Wikis in Europas Unternehmen erst in ihren Anfängen: Eine Erhebung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung http://bit.ly/TjQZ0m besagt, dass selbst in der Informationswirtschaft derzeit nur 7,2 Prozent der Unternehmen Wikis nutzen. Damit rangiert diese Option jedoch immerhin noch vor Twitter (4,3 Prozent) und Corporate Blogs (4,2 Prozent), während die bevorzugten Web-2.0-Formen eindeutig die sozialen Netzwerke sowie Feedback-Funktionen sind.

In Wikis steckt jedoch gehöriges Potenzial, behaupten die Studienautoren Lisa Yeo und Ofer Arazy. „Viele Unternehmen haben keine optimale Lösung für ihr Wissensmanagement, um relevante und zweckorientierte Information zu teilen. Hier können Wikis viele Vorteile bringen.“ Wikis könnten informelle, doch dynamische Teamarbeit voranbringen und Inputs sowie das Teilen von Wissen von verschiedenen Orten aus ermöglichen – was mitunter Kollegen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen besser miteinander vernetzt.

Für Silo-Unternehmen ungeeignet

Beiträge für Unternehmenswikis sollten sowohl inkognito als auch unter Namensangabe erstellt werden können, raten die Forscher. Denn manche Autoren reizt es durchaus, ihr Wissen anonym weiterzugeben, wenn die Beiträge von anderen gelesen werden. Andererseits sollte man auf Firmenwikis auch namentlich den hohen Wissensstand demonstrieren können, was Arbeitgebern dann bei Gehaltserhöhungen oder Belohnungen berücksichtigen könnten.

Allerdings sind Wikis nicht in jedem Betrieb sinnvoll, betonen Yeo und Arazy. „Das Teilen von Information ist wichtiger Teil der Wiki-Kultur. Unternehmen, die in Silo-Manier arbeiten, werden damit keinen Erfolg haben.“ Grundkompetenz für Teamarbeit, jedoch auch Flexibilität und Offenheit seien weitere Vorbedingungen, ohne denen Wikis am falschen Platz eingesetzt werden. Um die Zuverlässigkeit der geposteten Beiträge sicherzustellen, sollte laut den Autoren eine Bewertungssystem Abhilfe schaffen.

Rechtliche Stolpersteine

Trotz aller Vorteile dürften Wiki-Nutzer einige Vorsichtsregeln nicht übersehen, warnt die Stuttgarter Rechtsanwältin Julia Dänch gegenüber Capital.de http://bit.ly/MBNPpG : So gilt etwa das Arbeitsrecht auch für Wiki-Verfasser, weshalb Arbeitgeber Beiträge jederzeit löschen können, wenn sich Mitarbeiter zu weit aus ihrem Aufgabenbereich lehnen. Vorsätzliche Fehldokumentationen sind unzulässig, das Verraten von in Wikis gespeicherten Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen durch deren Weitergabe bei Vorsatz sogar strafbar.

„Wer als Autor von Unternehmens-Wikis aktiv wird, sollte sich zunächst mit den Wiki-Regeln des Arbeitgebers vertraut machen“, rät Dänch. Fehlen derartige Regeln, gilt die allgemeine Treuepflicht. Diese setzt zwar die Meinungsfreiheit nicht außer Kraft, sodass mitunter auch kritische Wiki-Beiträge zulässig sind, Schmähkritik bleibt aber stets unzulässig. Vorsicht sei auch beim „Copy & Paste“ angebracht, was oft zu Urheberrechtsverletzungen führe. Der Arbeitgeber dürfe Wiki-Texte allerdings verwenden, sofern dies der Arbeitsvertrag zumindest sinngemäß regelt.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Frau am PC: Wikis lassen sich von überall aus “füttern“ (Foto: Flickr/Victor)