Bildschirm-Joggen: Macht Spaß, doch kein Sport (Foto: Flickr/Andrechinn)

Wii-Spiele kein Ersatz für Sport – Expertin: „Tennis-As im Videospiel trifft Ball auf dem Platz nicht“

East Lansing/Freiburg – Sport-Videospiele auf Wii, Xbox, Playstation und Co sind keine Lösung für den weit verbreiteten Bewegungsmangel. Das zeigt eine Analyse von Forschern aus den USA und Taiwan. „Zwar sind viele Spieler sehr enthusiastisch und glauben, im Spiel ausreichend Sport zu betreiben. Aber so einfach ist das nicht“, stellt Studienleiterin Wei Peng von der Michigan State University http://msu.edu klar.Bildschirm-Joggen: Macht Spaß, doch kein Sport (Foto: Flickr/Andrechinn)

 

Abnehm-Faktor Null

 

Aktive Computerspiele, auch „Exergames“ (aus „exercise“ und „gaming“) genannt, fordern dem Spieler bloß leichte bis bestenfalls moderate Aktivität ab, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Health Education and Behavior“. Sie verglichen dazu 41 aktuelle Studien zum gesundheitlichen Nutzen dieser boomenden Spielsparte. „Allgemein werden 30 Minuten moderate bis hohe Aktivität pro Tag empfohlen. Das bringt man mit Exergames nicht zustande“, so Peng.

Teils konzentrieren sich die Spiele nur auf die obere, teils auf die untere Körperhälfte, teils auf beide, sagen die Forscher. Jene mit dem höchsten Energieeinsatz eignen sich nicht für jeden: Oft setzen sie hohe Spielfertigkeit und Körperfitness voraus, zudem ist ihr Spaßfaktor geringer, wodurch sie als Abnehm-Strategie ausscheiden. Spiele mit moderater Bewegung für Kinder schaffen Erwachsene oft mit leichter Aktivität, zudem dürfe man auch nicht übersehen, dass man pro Spielstunde rund 383 Kilokalorien isst, zeigt eine Studie.

Bildschirm kein Tennisplatz

Einige gute Seiten können Peng und ihr Team den Sportspielen am Bildschirm dennoch abgewinnen. „Sie sind vielleicht ein wichtiger erster Schritt zu mehr körperlicher Aktivität, wenn sie etwa die Lust an Sportarten entdecken lassen. Für manche Menschen wie etwa Senioren dürfte die niedrige bis moderate Aktivität zudem schon ausreichen.“ Vorteilhaft sei es auch, wenn man Exergames in strukturierte Bewegungsprogramme einbaut, wie etwa in der Rehabilitation oder in Seniorenzentren.

„Aktive Computerspiele sind besser als die Couch, verändern aber nicht den Lebensstil“, urteilt auch die Sportwissenschafterin Katrin Röttger http://www.sport.uni-freiburg.de im pressetext-Interview. Die Freiburger Forscherin hat in einer Studie gezeigt, dass Balance-Videospiele das Gleichgewicht tatsächlich verbessern. „Es ist aber fraglich, ob man allein dadurch Verletzungen oder Stürze verhindern kann. Ebenso bedeutet gutes Abschneiden im Videospiel-Tennis noch nicht, dass man auch im echten Tennis den Ball trifft.“

Originalstudie unter http://bit.ly/MSmzig

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Bildschirm-Joggen: Macht Spaß, doch kein Sport (Foto: Flickr/Andrechinn)