Singapurs Wirtschaftsmotor gerät ins Stocken – Konkurrenz profitiert von AFTA – Thailand und Indonesien vorbildlich

Singapur/München – Die Wirtschaftsleistung des südostasiatischen Stadtstaats Singapur ist im zweiten Quartal überraschend zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorquartal ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,1 Prozent geschrumpft, wie das zuständige Handelsministerium mitteilt. Analysten hatten nicht damit gerechnet, sie gingen bis vor kurzem von einem Plus von 0,8 Prozent aus. Zudem hatten sie prognostiziert, dass das BIP binnen Jahresfrist um 2,4 Prozent anzieht. Tatsächlich ist es allerdings nur um 1,9 Prozent gewachsen.

 

Freier Handel

 

„Singapur hat im Laufe der vergangenen Jahre seine einstige Führungsrolle im südostasiatischen Raum abgeben müssen. Der Kleinstaat ist vornehmlich ein Wissensstandort. Dadurch kann er von der wirtschaftlichen Integration der ASEAN (Association of Southeast Asien Nations) nicht in dem Ausmaß profitieren wie andere benachbarte Staaten“, erklärt Raphaela Stricker, Außenhandelsexpertin für Südostasien bei Asien Expert http://asienexpert.com , im Interview mit pressetext.

Stricker betont dabei das 2010 vereinbarte Abkommen zur Abschaffung von Zollschranken im Rahmen der Asian Free Trade Area (AFTA). Staaten, deren volkswirtschaftliche Struktur stark von der Produktion von Gütern geprägt ist, haben durch die wegfallenden Zölle einen enormen Wettbewerbsvorteil, insbesondere gegenüber Wissens- und Dienstleistungsstandorten wie Singapur, so die Expertin.

Rückläufige Produktion

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist das BIP im Vergleich zum letzten Quartal 2011 um 9,4 Prozent gewachsen. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist es allerdings nur um 1,4 Prozent angestiegen. Neben den langfristigen Faktoren für den allmählichen Einflussverlust Singapurs, begründen Ökonomen die schwache wirtschaftliche Performance im diesjährigen zweiten Quartal mit einer rückläufigen Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Dieses verzeichnet einen Rückgang um sechs Prozent.

Als Vorbilder in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung gelten rund um das südchinesische Meer vor allem Thailand und Indonesien. Beide Staaten haben sich nach den wirtschaftlichen Turbulenzen im Jahr 1998 neu orientiert, ihre Schulden konsequent abgebaut und ihre Stärken rausgekitzelt, so Stricker.

Für eine weitere Überraschung sorgt heute, Freitag, China. Das Reich der Mitte ist im zweiten Quartal mit 7,6 Prozent so schwach gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr. Ein Spagat, den China hier versucht. Einerseits sind zahlreiche Arbeitsplätze an ein vergleichsweise hohes Wachstum gebunden, andererseits will man eine Überhitzung der Wirtschaft vermeiden.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
Downtown: Singapurs Wachstum ernüchternd (Foto: pixelio.de, Katharina W. Müller)