Internationaler Tag des Jazz (Foto: UNESCO, Ania Freindorf)

UNESCO führt Welt-Jazz-Tag ein – Musik der Toleranz: Immer noch ein Schattendasein

Paris/Wien – Der 30. April 2012 ist der „Internationale Tag des Jazz“. Beschlossen hat dies die UNESCO http://unesco.org bei der 36. Generalkonferenz im November 2011 in Paris. Der Tag soll an die künstlerische Bedeutung des Jazz, seine Wurzeln und seine weltweiten Auswirkungen auf die kulturelle Entwicklung erinnern, so eine UNESCO-Aussendung. Sonderbotschafter des World-Jazz-Day sind Herbie Hancock (Foto), Marcus Miller, Barbara Hendricks, Hugh Masekela, Dee Dee Bridgewater und Wynton Marsalis.Internationaler Tag des Jazz (Foto: UNESCO, Ania Freindorf)

 

Der Tag des Jazz soll Künstler, Jazz-Enthusiasten, Historiker und Wissenschaftler sowie Musikeinrichtungen und Schulen zum Dialog anregen und die universelle Bedeutung des Jazz bewusst machen. Zusätzlich argumentiert die UNO-Organisation auch damit, dass mit dem Jazz eine Musikform gewürdigt wird, die in mehr als 100 Jahren zu einer universellen Sprache für Freiheit, Individualität und Vielfalt geworden ist.

 

Feind von totalitären Regimen

„Dass nun die UNESCO einen Tag des Jazz eingeführt hat, ist erfreulich. Ein Musikstil der seit seinen Ursprüngen immer schon eine grenzüberschreitende Rolle ohne Berührungsängste inne hatte, kann nicht hoch genug geschätzt werden“, meint Herbert Höpfl, Herausgeber des österreichischen Musikmagazins Concerto http://concerto.at , gegenüber pressetext.

Der verstorbene österreichische Jazz-Moderator und Jazz-Mentor Walter Richard Langer betonte in seinen Radiosendungen und Vorträgen immer wieder die offene politische Grundhaltung der Jazzmusik und ihrer Protagonisten. Jazz sei eine Musik, die sich immer über Ressentiments und Vorurteile hinweggesetzt hat. Daher sei sie von totalitären Regimen – egal welcher politischen Richtung – immer mit Argusaugen beobachtet oder sogar gänzlich verboten worden.

„Der Jazz ist ein Amalgam afroamerikanischer und europäischer Popularmusik, die Ende des 19. Jahrhunderts in New Orleans entstanden ist. Die Gospeltradition und der Blues sowie Rhythmen aus Afrika und der Karibik, haben diese Musik nachhaltig beeinflusst und zu einer globalen neuen Musiksparte geführt“, betont auch Höpfl.

Lebendige Auseinandersetzung der Kulturen

„Jazz ist nicht nur ein Musikgenre der Völkerverbindung, sondern auch eine der großartigsten und reichhaltigsten Kunstformen überhaupt“, meint Hardo Gruber, Senior Product Manager Jazz bei Universal Music Austria http://universalmusic.at , gegenüber pressetext. Es sei höchste Zeit, dass die UNESCO den Jazz gebührend würdigt. „Wir hoffen, dass viele Menschen diese Botschaft der UNO-Organisation mitbekommen.“

„Jazz ist ein Musikgenre, wo man genau zuhören muss“, betont Gruber, der selbst ein großer Jazzfan ist. „In Zeiten wie diesen, wo das Nicht-Wahrnehmen so offensichtlich ist, kommt einer solchen Kunstform besondere Bedeutung zu.“ Gruber kritisiert zudem, dass der Jazz immer noch häufig zu einer „Minderheitenmusik“ abgestempelt wird.

„Vielleicht steigt durch die Tatsache, dass es einen Welttag des Jazz gibt, nun auch in Österreich den Stellenwert dieses Genres“, so Höpfl. Das gelte speziell im öffentlich-rechtlichen Medium ORF, wo der Jazz noch immer in die Abend- und Nachtstunden verbannt werde. „Vielleicht wird man dort auch einmal munter und lässt sich nicht dauernd durch ‚Quotenheischerei‘ blenden“, meint der Experte.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Internationaler Tag des Jazz (Foto: UNESCO, Ania Freindorf)