Schlecker-Filiale: Geeignteter Investor lässt auf sich warten (Foto: Wikimedia)

Schlecker: Kaum Hoffnung auf geordnete Rettung – Übertragende Sanierung statt Planinsolvenz im Visier

Hamburg/Frankfurt – Immer tiefer sinken die Chancen, dass Schlecker schnell und umfassend gerettet wird: In Unternehmenskreisen wird die Sanierung im Planinsolvenzverfahren nicht mehr angestrebt, berichtet die Financial Times Deutschland. Im Gespräch ist eine „übertragende Sanierung“ des Drogerieriesens. Branchenkenner bezeichnen allerdings weiterhin die Planinsolvenz als beste Lösung. „Missmanagement kann immer dann korrigiert werden, wenn das Schiff noch nicht untergegangen ist. Für alle Beteiligten wäre die geordnete Sanierung am vernünftigsten“, betont Insolvenzberater Dieter Büge http://insolvenz-ratgeber.com im pressetext-Interview.Schlecker-Filiale: Geeignteter Investor lässt auf sich warten (Foto: Wikimedia)

Verzweiflung statt Eleganz

 

Bei der ursprünglich anvisierten Planinsolvenz bliebe Schlecker als Unternehmen erhalten, die Filialkündigungen durch die um ihr Geld bangenden Vermieter würden auf Eis gelegt und ein Sonderkündigungsrecht außer Kraft gesetzt. Schlecker könnte sich andererseits durch verkürzte Kündigungsfristen von den unrentabelsten seiner 11.000 Filialen trennen. Von dieser „elegantesten Lösung“, bei der auch die Schulden auf eine Nachfolgerfirma übergehen, hat sich Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz laut dem Zeitungsbericht nun jedoch distanziert.

Als wesentlicher Grund wird die bisherige Gesellschaftsform genannt, die Geldgebern keine Investitionen erlaubt – wird das Unternehmen doch bisher von seinem Gründer als Einzelkaufmann geführt. Angestrebt werde nun eine „übertragende Sanierung“: Nur der gesunde Anteil – also Besitz und Verträge – werden auf eine neu gegründete Firma überschrieben, während die Schulden vor allem der bisherige Eigentümer Anton Schlecker trägt. Büge sieht jedoch auch die Gläubiger als Benachteiligte: „Sie würden nur ihre Quote vom erzielten Erlös erhalten, während zukünftige Gewinnfreuden an ihnen vorbeizögen.“

Zerschlagung für Gläubiger nachteilig

Noch ist es für die Planinsolvenz nicht zu spät, so die Argumentation des Experten. „Bleibt Schlecker auf Kurs und wird nicht in den Konkurs getrieben, sind die Chancen der Rettung sehr gut und auch künftiges Erwirtschaften von Gewinn ist möglich.“ Nötig seien dazu kluges Insolvenzmanagement, ein fähiger Investor, der das Unternehmen und zahlreiche Arbeitsplätze retten könne sowie das Überzeugen der Gläubiger, dass sie über die Planinsolvenz eher an ihr Geld kommen würden als durch eine Zerschlagung. Die ohnehin schon gestartete Sanierung (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120208023 ) sollte deshalb „jetzt erst recht“ abgeschlossen werden.

Investorsuche geht weiter

Gerade in der Frage des geeigneten Investors sind die Anforderungen jedoch hoch: Der kurzfristige Aufwand für das Nachholen versäumter Investitionen bei Schlecker wird allein für die IT-Nachrüstung auf 25 Mio., für Ladengeschäfte auf 70 Mio. Euro beziffert. Die bisherigen Offerten der Interessenten – darunter Finanzinvestoren bis hin zu einem arabischen Herrscherhaus – sind laut Unternehmenskreisen jedoch niedrig, teils komplett kreditfinanziert und aufgrund unterschiedlichen Umfangs kaum vergleichbar.

Damit die Gesamtrettung gelingt, sind klare Zielansagen in Richtung Planinsolvenz und verlässliche Optionen nötig, betont Büge. „Die Gläubiger müssen seriös davon überzeugt werden, dass sie nicht gutes Geld dem schlechten hinterher werfen.“ Ausreichende Kompetenz für einen möglichen Einstieg erkennt der Experte bei vorhandenen Mitbewerbern mit Filialstruktur sowie bei globalen Playern, die mit Europas filialisiertem Drogeriemarkt vertraut sind. „Ein Investor oder eine Investorengruppe muss ein wenig Luft mitbringen, denn die Schlankheitskur von Schlecker wird ein paar Tage in Anspruch nehmen.“

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Schlecker-Filiale: Geeignteter Investor lässt auf sich warten (Foto: Wikimedia)