Kugel: Blick auf die Welt eingeschränkt (Foto: pixelio.de, Stefanie Hofschläger)

Autisten nehmen irrelevante Reize auf – Gefilterte Verarbeitung von Informationen gestört

London/Bremen- Menschen mit Autismus können mehr wahrnehmen als andere. Nilli Lavie hat mit zusammen mit ihren Kollegen Anna Remington und John Swettenham vom Institut of Cognitive Neuroscience http://icn.ucl.ac.uk die Aufnahmefähigkeit von Informationen bei Autisten und Nicht-Autisten verglichen. Demnach können Personen mit Autismus irrelevante Reize aufnehmen und verarbeiten, während andere Personen solche Reize unbewusst ignorieren.Kugel: Blick auf die Welt eingeschränkt (Foto: pixelio.de, Stefanie Hofschläger)

Sortieren unmöglich

 

„Menschen mit einer höheren Wahrnehmungsfähigkeit können mehr Informationen aus einer Szene verarbeiten. Autismus ist demnach kein Defizit, es bietet bei der Informationsverarbeitung sogar Vorteile“, sagt Lavie. Die Annahme sei falsch, dass autistische Menschen Informationen sortieren können, ergänzt Hermann Cordes, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Autismusforschung an der Universität Bremen http://ifa-bremen.de , gegenüber pressetext.

„Richtig ist, dass sie Informationen nicht filtern können“, sagt Cordes. Die Bremer Forscher nennen Autismus auch „Lern- und Verarbeitungsstörung“. Dass Autisten in jedem Fall mehr Informationen aufnehmen, kann Cordes pauschal nicht bestätigen. Es gebe mehr oder weniger ausgeprägte Fälle. Auch seien Autisten bekannt, die nur auf die Steine auf ihrem Weg achten und nichts anderes registrieren.

Intensivtherapie hilft

Autismus ist angeboren. Am Institut in Bremen wenden Cordes und seine Kollegen eine Intensivtherapie bei Kindern an. „Wir machen eine in Deutschland einmalige Therapie, die in Großbritannien und den USA schon lange ausgeübt wird“, sagt Cordes. Eine Heilung für die neuronale Störung gibt es nicht.

„Nach der Therapie lernen die Kinder aber, zu reagieren und können überhaupt etwas lernen“, sagt Cordes. Der Experte berichtet von talentierten Wissenschaftlern, die unter Autismus leiden – mit den Konsequenzen aber leben können. Lavie glaubt, dass Menschen mit Autismus besonders gut in IT-Berufen sind. „Unsere Ergebnisse sollen Medizinern und den Familien der Betroffenen zeigen, dass Menschen mit Autismus-Störung ihre erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit als Stärke sehen“, sagt Remington.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Oranus Mahmoodi
Kugel: Blick auf die Welt eingeschränkt (Foto: pixelio.de, Stefanie Hofschläger)